Möbel mit Geschichte auch für Vintage-Liebhaber
Abfall-Zweckverband eröffnet zweiten Laden im Allgäu – Dort gibt es auch Spielzeug und Bücher
KEMPTEN (wor) - Es ist eine Fundgrube für Vintage-Liebhaber oder Schnäppchenjäger: das neue Gebrauchtwarengeschäft „Kaufhois“in Kempten. Es ist eine Zusammenarbeit des Zweckverbands für Abfallwirtschaft (ZAK) und der Hilfsgemeinschaft Hoi-Verein, die sich im Allgäu darum kümmert, Menschen mit psychischen Erkrankungen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Auch im Landkreis Lindau existiert bereits ein solcher Gebrauchtwarenladen, ein dritter soll 2019 in Sonthofen eröffnen.
Das Prinzip ist denkbar einfach: Der Keller platzt aus allen Nähten? Omas alter Bauernschrank ist viel zu schade zum Wegwerfen? Dann kommt das Kaufhois ins Spiel. Jeder kann dort intakte Dinge abgeben: von Elektrogeräten und Spielwaren bis hin zu Büchern und Geschirr oder eben auch alte Möbel. Im Verkaufsraum wird dann schnell klar: Hier stehen Sofas und Schränke mit Geschichte und Charakter. „Wir erkennen, dass in Zeiten des Wirtschaftswachstums und des Konsums leider oft zu leichtfertig mit vielen Dingen umgegangen wird, die allzu schnell im Müll landen, obwohl sie noch funktionieren“, sagt Gebhard Kaiser, Aufsichtsratsvorsitzender des ZAK. Für den Hoi-Verein ist der neue Laden ein Höhepunkt. „Mit diesem Projekt wollten wir weitere Arbeitsplätze schaffen – vor allem auch für Frauen“, sagt Petra Ruf, die Geschäftsführerin des Vereins. Im Kemptener Kaufhois sind 20 Stellen entstanden. Die Mitarbeiter arbeiten im Lager, in der Beratung, im Verkauf oder sind für kleine Reparaturen zuständig. Das Projekt bietet damit vielen Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht untergekommen sind, eine attraktive Stelle. Genauso gut können hier Rentner arbeiten, die einfach einen festen Tagesrhythmus brauchen und weiterhin das Gefühl haben wollen, gebraucht zu werden, sagt Ruf. „Arbeit fördert seelische Gesundheit.“
Bereits im April hatte der Laden seine „stille Eröffnung“. Seither haben schon viele Möbel ihren Besitzer gewechselt. „Der Laden scheint genau den Bedarf von Kempten und der Umgebung zu treffen“, sagt Ruf.
Abfall vermeiden
Die Motivation des ZAK fußt auf seinem gesetzlichen Auftrag, Strategien umzusetzen, wie Abfall vermieden werden kann. „Wir wollen nicht, dass die Möbel im Sperrmüll landen, sondern wiederverwendet werden“, sagt Andreas Breuer vom ZAK. Das Projekt wird von der EU mit 250 000 Euro unterstützt.