Beteiligung tut Not – und die Gelegenheit ist günstig
In dieser Woche hatte die hiesige SPD die Bürger eingeladen. Sie wollte mit ihnen ins Gespräch kommen, mit ihnen diskutieren und Erkenntnisse des Abends in ihre Gemeinderatsarbeit einfließen lassen. Und das zu einem zwar sperrig klingenden, aber durchaus attraktiven Thema: die Prioritätenliste. Denn bei der geht es um die Reihenfolge, in der die Stadt in den kommenden Jahren die wichtigsten Großinvestitionen angehen soll – und damit um nichts weniger als um Zukunftsperspektiven Wangens.
Allein, was fehlte an diesem Abend, war eine größere Anzahl an Bürgern. Sicher: Den Sozialdemokraten war das Wetter (zu heiß) und vielleicht der Terminkalender (Weinfest und anderes) nicht hold. Dennoch: Es ist schade, wenn Parteien, Listen, Vereine, Gruppierungen (attraktive) Angebote machen und nur wenige kommen. Das ist längst kein Problem dieses Abends im Zeichen der Prioritätenliste und beileibe nicht allein der Sozialdemokraten, sondern eine (nicht nur) in Wangen und Umgebung zwar nicht immer, aber immer wieder zu beobachtende Tatsache.
Schade ist das deshalb, da die Menschen ja nicht fern bleiben, weil sie kein Interesse oder keine Meinung haben. Das spürt man bei Gesprächen vielfältigster Art und Form. Überspitzt könnte man auch sagen: Zu kritisieren oder zu meckern haben viele etwas, sich einbringen wollen die wenigsten.
Gerade Letzteres wäre aber wichtig. Denn nur wer mitmacht, kann mitgestalten. Vor der eigenen Haustür, aber auch bei der Gesamtentwicklung des Heimatorts, der eigenen Gemeinde oder der Stadt, in der man lebt. Das kann in einem Verein sein, in einer Interessengruppe oder in einer Partei beziehungsweise Liste. Mit Blick auf die Kommunalwahlen ist die Gelegenheit im politischen Raum gerade besonders günstig. Zwar steht der Urnengang erst in einem knappen Jahr an, aber derzeit sind alle kommunalpolitisch aktiven Kräfte eifrig dabei, Kandidaten für die zu besetzenden Gremien zu finden.
Dass dies, wie hier und da zu hören ist, teils Hände ringend geschieht, ist nur die Konsequenz aus der Unlust an (politischer) Beteiligung. Das ist betrüblich. Denn Demokratie lebt von Beteiligung, und Demokratie kann in Zeiten stärker werdenden Populismus’ Unterstützung mehr denn je vertragen. Sicher: Treffen und Gremiensitzungen verursachen Arbeit, aber wer sich mit Mandatsträgern unterhält, merkt auch: Mitgestalten kann Spaß machen! Vielleicht ist das ja auch ein Argument.
j.steppat@schwaebische.de