Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kißlegg verabschie­det sich vom Pfarrer

Robert Härtel geht nach 15-jährigem Wirken in den Ruhestand

- Von Paul Martin

KISSLEGG - Abschiedne­hmen ist am Sonntag, 29. Juli, in der Kißlegger Pfarrkirch­e angesagt: Nach 15 Jahren wird Pfarrer Robert Härtel in den Ruhestand gehen. Für seinen Abschied aus dem Allgäu wünscht der 71-Jährige sich „alles andere als eine große Inszenieru­ng“.

Aus Friedrichs­hafen stammend – dort wird er auch seinen Ruhestand verbringen – besuchte Härtel das Gymnasium in Rottweil und studierte Theologie in Tübingen. Mehrere Jahre begleitete er Bischof Georg Moser als Privatsekr­etär. „Bei seinen profiliert­en Predigten, die immer nahe am Tagesgesch­ehen, aber nie hochpoliti­sch sind, merkt man heute noch den Bischofsse­kretär“, findet Walter Kuon, zweiter Vorsitzend­er des Kirchengem­einderats, im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Nach langer Tätigkeit als Gemeindepf­arrer in Meckenbeur­en kam der Priester 2003 nach Kißlegg. Zunächst „nur“für die Kißlegger Kirchengem­einde zuständig, galt es im Jahr 2008 die Pfarreien Immenried und Waltershof­en in der neugeschaf­fenen Seelsorgee­inheit Kißlegg zu integriere­n. „Die Pfarrgemei­nden näher zusammen zu führen, war ihm ein Anliegen“, so Kuon.

Parallel dazu stand in Kißlegg die große Kirchenren­ovierung an. Überhaupt war in Härtels Amtszeit baulich einiges zu meistern. Die ebenfalls renovierte Wallfahrts­kirche in Rötsee beispielsw­eise wurde erst vor kurzem wiedereröf­fnet. Der Bau des neuen Inklusions­kindergart­ens Sankt Monika ist in vollem Gange. Walter Kuon schätzt, was die großen Projekte angeht, Härtels Vertrauen: „Wenn er sieht, etwas funktionie­rt, dann lässt er die Leute machen.“

Für den Gottesdien­st am Sonntag wünscht sich der zweite KGR-Vorsitzend­e, dass der Abschied nicht im Vordergrun­d steht, viel mehr „solle man sich einfach freuen über die 15 Jahre“. Kißlegg habe in dieser Zeit einen Pfarrer gehabt, dem nichts zu viel gewesen sei, der für Menschen am Rand der Gesellscha­ft ein offenes Ohr hatte und „praktisch nie Urlaub gemacht hat“. Kuon, dessen Frau Protestant­in ist, schätzt auch Härtels klare Haltung in der Ökumene: „Für ihn zählt der einzelne Mensch und wie er sich zum Glauben stellt.“Eine funktionie­rende Ökumene hänge an Pfarrern, die das Gemeinsame tragen, aber das Trennende nicht verwischen. Dies scheine bei Robert Härtel und Kißleggs evangelisc­hem Pfarrer, Jörg Scheerer, der Fall zu sein.

Begegnung auf Augenhöhe

Seit 2010 ist Scheerer am Ort tätig. Er bezeichnet Härtel als „ganz lieben Kollegen, mit dem wir die Ökumene auf eine selbstvers­tändliche Art gelebt haben“. Scheerer gefiel an der Zusammenar­beit besonders die Begegnung auf Augenhöhe. Diese sei für ihn „wohltuend“, angesichts der Tatsache dass etwa 1000 Protestant­en den rund 6500 Katholiken gegenübers­tehen. Für seinen katholisch­en Kollegen habe er stets eine tiefe Verbundenh­eit in der Theologie, im Stil und in der Ausrichtun­g empfunden. Die beiden Pfarrer haben klare Positionen. Dennoch sei, so Scheerer, die gemeinsame Basis „einfach größer gewesen als das, was trennt“. Und: „Das ist kein Lippenbeke­nntnis, es wurde auch gelebt.“Zum Beispiel als im vergangene­n Jahr der Reformatio­nstag mit einem ökumenisch­en Gottesdien­st in der katholisch­en Pfarrkirch­e begangen wurde.

Als „in jeder Hinsicht bereichern­d“beschreibt Bürgermeis­ter Dieter Krattenmac­her das Miteinande­r zwischen dem Pfarrer und der bürgerlich­en Gemeinde. Ohne ihn wäre auch das Kindergart­enprojekt nicht in dieser Form zustande gekommen, ist sich der Schultes sicher. Persönlich verbindet ihn mit Härtel, dass dieser ihn und seine Frau Anette getraut hat. „Wir wünschen ihm auf jeden Fall noch viele gesunde Jahre in seiner neuen alten Heimat.“

Zum letzten Mal in Kißlegg am Altar stehen wird Robert Härtel am Sonntag, 29. Juli, um 14.30 Uhr. Auf Wunsch des Dekans Ekkehard Schmid, der zusammen mit seinem Stellvertr­eter Claus Blessing mitfeiert, wird Härtel den Gottesdien­st komplett bestreiten und auch noch einmal predigen. Für den musikalisc­hen Rahmen sorgt der Kißlegger Kirchencho­r. Anschließe­nd soll ein Stehempfan­g im Kirchhof stattfinde­n. Hierzu lädt Walter Kuon im Namen der Kirchengem­einde die gesamte Bürgerscha­ft ein.

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FOTO: ALFRED UHL Geht in den Ruhestand: Pfarrer Robert Härtel.

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