Schwäbische Zeitung (Wangen)

So war es bei James Blunt in Tettnang

Singen kann der Brite – auch wenn die Musikerken­nungs-App Schwierigk­eiten hat

- Von Thilo Bergmann

TETTNANG - James Blunt hat in Tettnang am Donnerstag­abend das Regionalwe­rk Bodensee-Schlossgar­ten Open Air eröffnet. Mit Herzschmer­z, Pop und ein bisschen Rock stand er 90 Minuten lang auf der Bühne.

Das Publikum

3300 Zuschauer sind für James Blunt am Donnerstag in den Schlossgar­ten gekommen. Eltern mit ihren kleinen Kindern sind da, aber auch große Kinder mit ihren Eltern, Männer, Frauen. Pärchen, die sich knutschend im Arm liegen und solche, die es noch werden wollen. Die Stimmung ist gelöst, die Leute tragen Chucks oder Sandalen, bunte Kleider oder Jeans. Sommer-Open-Air eben. Vor der Bühne stehen die Gäste dicht gedrängt, hinten wippen sie entspannt im Takt. Auf der Wiese vor dem alten Forsthaus sitzen einige im Gras und genießen die letzten Sonnenstra­hlen des Tages.

Die Setliste

Heart to Heart, I'll Take Everything, Wisemen, Time Of Our Lives, Someone Singing Along, Goodbye My Lover, High, Lose My Number, Postcards, Make Me Better, So Long Jimmy, Same Mistake, You're Beautiful, Bartender, OK, Stay The Night, 1973 und Bonfire Heart.

Der erste Eindruck

Der Mann kann singen. Und wie gut. Studioaufn­ahmen, das ist ja klar, sind mit dem Computer perfektion­iert. Da gibt es keinen falschen Ton. Aber live singt James Blunt sogar ein bisschen besser, als auf Platte. Kraftvolle­r, vielleicht auch ein bisschen männlicher. Dass James Blunt dann auch noch deutsch spricht, feiert das Publikum. Der Künstler behauptet zwar, er könne eigentlich nur Danke und Dankeschön sagen, doch das stimmt nicht. Immer wieder haut er ein paar Wörter auf deutsch raus. Und gleich zu Beginn sagt er auch, wie wichtig der Stopp in Tettnang für ihn ist. Die Tour um die Welt, auf der die Band sich seit vielen Monaten befindet, das sei alles nur die Probe gewesen, so James Blunt. Und zwar die Probe für den Auftritt in Tettnang. Gelächter.

Die Musik

Wer die vergangene­n zehn Jahre hin und wieder Popradio gehört hat, der kennt James Blunt und überrasche­nd viele seine Lieder. Romantisch­e Musik, nennt das der Künstler selbst. Und die zweite Selbsterke­nntnis des Abends: Er wisse ja, dass die anwesenden Männer eh nur von ihren Frauen und Freundinne­n mitgezogen wurden, sagt Blunt. Doch nicht nur Herzschmer­z hat der Musiker drauf. Er spielt Stücke aus seinem neuesten Album und die Klassiker mit denen er und seine Zuhörer groß geworden sind. Mal sitzt er alleine am E-Piano und schluchzt, mal rockt er mit seiner Band oder spielt auf der Ukulele. Der Mann versteht sein Geschäft. Jeder Ton sitzt. Und übrigens, trotz aller Perfektion: Die Musikerken­nung auf dem Handy erkennt James Blunt nicht.

Die Show

Das Sommer-Open-Air-Programm hat keine aufwändige Show parat, die Bühne ist schlicht. Und dennoch: Hin und wieder wird aus der klassisch roten oder blauen Beleuchtun­g ein gedämpftes grünes und modernes oranges Licht. Über die Schlossfas­ade zucken die Lichtkreis­e und aus dem anfänglich­em Mitwippen bei vielen Zuhörern wird Klatschen, Jubeln und lautes Mitsingen. Je später der Abend, desto mehr Männer singen mit. Blunt jedenfalls steht auf der Bühne, erzählt von seinem Kumpel Ed Sheeran oder macht auch schonmal auf dem E-Piano stehend ein Foto von der Menge. Beim Finale mit „OK“singen tatsächlic­h alle irgendwann mit.

Das Fazit

Nach genau 1,5 Stunden ist Schluss. Das Ende kommt unvermitte­lt. Doch länger durfte Blunt auch gar nicht spielen. Lärmschutz an Werktagen, sagt der Veranstalt­er. Abgesehen davon ein rundes Konzert, ein offenes Publikum und sehr gut gemachte Musik.

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FOTO: ANDY HEINRICH James Blunt mit Gitarre. Aber der Mann kann E-Piano.

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