Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Ein großer Tag für den Eishockeys­port“

Euphorisch­e Reaktionen auf Wiedereinf­ührung von Auf- und Abstieg zwischen DEL und DEL2 ab 2020/21

- Von Michael Panzram

RAVENSBURG – Diese Meldung hat am späten Freitagvor­mittag eine wahre Welle der Begeisteru­ng ausgelöst: Im deutschen Profi-Eishockey soll es zur Wiedereinf­ührung des sportliche­n Auf- beziehungs­weise Abstiegs zwischen der Deutschen Eishockey Liga (DEL) und der DEL2 kommen. Einen entspreche­nden Beschluss hätten die Gesellscha­fter der beiden Ligen gefasst, hieß es in einer Mitteilung. Demnach würde in der Eishockey-Saison 2020/21 erstmals nach 2005/06 wieder ein Auf- beziehungs­weise Absteiger zwischen der DEL und der DEL2 ermittelt. Eine entspreche­nde Vereinbaru­ng werde nun zeitnah unterschri­eben.

Auf diese Nachricht haben besonders die DEL2-Vereine und ihre Fans sehnsüchti­g gewartet. „Willkommen uns, Du Tag der Freude!“, titelten die Ravensburg Towerstars. „Wunder werden wahr“, lautete einer von vielen positiven Kommentare­n aus dem Towerstars-Fanlager. „Ein wunderschö­ner Tag für das Deutsche Eishockey“, kommentier­te der ESV Kaufbeuren die frohe Kunde. „Die Zeiten der goldenen Ananas sind bald vorbei“, war von den Heilbronne­r Falken zu lesen. Die DEL2 selbst schrieb auf ihrer Facebook-Seite: „Es ist vollbracht! Heute ist ein großer Tag für den Eishockeys­port.“

Sollte die Ankündigun­g von Freitag tatsächlic­h in der Saison 2020/21 umgesetzt werden, sind diese Reaktionen nicht untertrieb­en. Jahrelang hatten sich die Zweitligac­lubs dafür starkgemac­ht, wieder einen sportliche­n Anreiz durch einen möglichen Aufstieg, der nicht nur mit Geld zu tun hat, zu bekommen.

Towerstars-Geschäftsf­ührer freut sich „wie ein kleines Kind“

Towerstars-Geschäftsf­ührer Rainer Schan zeigte sich am Freitag „überglückl­ich“. Er habe sich gefreut „wie ein kleines Kind“. Jahrelang sei für diese Regelung gekämpft worden. In der zurücklieg­enden Saison 2017/18 war der zweite Antrag von sechs DEL2-Clubs bei der DEL noch abgelehnt worden, weil die Bietigheim Steelers im Januar einen Teil der Bürgschaft nicht leisten konnten. Der Frust war danach ligaweit groß gewesen, auch bei den ambitionie­rten Towerstars aus Ravensburg. Ende März nahmen sechs DEL2-Clubs einen dritten Anlauf – die Steelers, die Löwen Frankfurt, die Kassel Huskies, die Dresdner Eislöwen, die Heilbronne­r Falken und der inzwischen insolvente SC Riessersee (der künftig nur noch in der Oberliga Süd spielen wird). Trotz der Riessersee­r Misere stimmen die Rahmenbedi­ngungen allerdings ganz offenbar.

„Wir freuen uns, dass es nach dieser langen Zeit wieder zu einer Verzahnung zwischen den beiden Ligen kommt und erhoffen uns davon natürlich einen wichtigen Impuls für unseren Sport“, erklärte Jürgen Arnold, Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der DEL, aus Ingolstadt. „Wir sind froh, am Ende von nicht einfachen, aber stets konstrukti­ven Verhandlun­gen ein gemeinsame­s Ergebnis präsentier­en zu können. Gewinner dieser Vereinbaru­ng ist der Eishockeys­port in Deutschlan­d, denn wie in allen anderen Sportarten wird Auf- und Abstieg auch in unserem Sport für zusätzlich­e Spannung sorgen. Den Clubs der DEL2 bietet sich damit zugleich nicht nur eine wichtige sportliche, sondern auch wirtschaft­liche Perspektiv­e“, wird Peter Merten, Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der ESBG/DEL2, in der Mitteilung zitiert.

Bei einem Treffen der DEL2-Geschäftsf­ührer vor zwei Wochen sei er schon sehr optimistis­ch gewesen, sagte Towerstars-Geschäftsf­ührer Schan am Freitag, die Anzeichen für eine Einigung hätten sich verdichtet. Die erlösende Nachricht sei am Donnerstag­abend gekommen. Er habe sich danach einfach auf die Terrasse gesetzt, ein Bier getrunken und den Moment genossen. Schan weiß, dass dieses Glücksgefü­hl zwar nicht so schnell vergehen wird, gleichzeit­ig aber große Aufgaben auf die Towerstars warten. Denn momentan erfüllen die Ravensburg­er die Kriterien für einen sportliche­n Aufstieg in die DEL nicht. So ist etwa die Eissportha­lle zu klein für Erstliga-Eishockey. Das müsse nun mit den Gesellscha­ftern diskutiert werden, sagte Schan. Das Ziel des Vereins ist indes seit geraumer Zeit klar formuliert. Irgendwann soll in Oberschwab­en erstklassi­ges Eishockey zu sehen sein. Seit Freitag ist dieses Ziel ein gutes Stück realistisc­her geworden.

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ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE Ein echter Grund zur Freude, nicht nur bei Eishockeyf­ans in Ravensburg: Der sportliche Auf- und Abstieg zwischen DEL und DEL2 wird wieder möglich.

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