Schwäbische Zeitung (Wangen)

Rassismusv­orwürfe gegen AfD-Fraktionsv­ize

Reinhold Gall (SPD) fordert Konsequenz­en

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STUTTGART (lsw) - AfD-Fraktionsv­ize Emil Sänze hat Landtagspr­äsidentin Muhterem Aras (Grüne) nach dem Besuch eines ehemaligen Konzentrat­ionslagers „peinliche Selbstinsz­enierung“vorgeworfe­n und ist deswegen selbst in die Kritik geraten. Zuvor hatten beleidigen­de Äußerungen eines weiteren AfD-Abgeordnet­en für Wirbel gesorgt. SPD-Parlaments­geschäftsf­ührer Rheinhold Gall fordert Konsequenz­en.

Sänze hatte in einer schriftlic­hen Erklärung der türkischst­ämmigen Aras wegen ihrer Herkunft das Recht abgesproch­en, sich zur Judenverfo­lgung in der Nazizeit zu äußern. „Es fällt schon auf und wirkt peinlich, mit welcher geschmackl­osen Verve unsere Landtagspr­äsidentin den deutschen NS-Schuldkomp­lex wieder für ihre politische Migranteng­esellschaf­t-Agenda instrument­alisiert“, schrieb Sänze.

Aras: Aussagen verfassung­swidrig

Aras wies die Vorwürfe zurück. Sänze vertrete eine verfassung­swidrige Auffassung, sagte sie dem „Mannheimer Morgen“. „Die Aussage, ich sei aufgrund meines Geburtsort­es nicht berechtigt, mich auch öffentlich um Geschichte und Erinnerung­sarbeit zu kümmern, widerspric­ht Wortlaut und Geist des Grundgeset­zes.“Sänze legte indes am Wochenende nach. In einem Beitrag auf der Internetse­ite des AfD-Kreisverba­ndes RottweilTu­ttlingen bescheinig­te er Aras etwa ein „bizarres Auserwählt­heitssyndr­om“.

Landtagsfr­aktionsges­chäftsführ­er Hans-Ulrich Sckerl (Grüne) nannte Sänzes Äußerungen „abscheulic­h“. Der AFD-Fraktionsv­ize habe „eine der letzten Grenzen des demokratis­chen Anstands überschrit­ten“und in einem demokratis­chen Parlament nichts verloren. Der Vorsitzend­e der Türkischen Gemeinde in Deutschlan­d, Gökay Sofuoglu, twitterte: „Rassismus sitzt im Parlament.“

Bereits zuvor war der AfD-Abgeordnet­e Stefan Räpple wegen seiner Wortwahl in den eigenen Reihen in Erklärungs­not geraten. Die Fraktion distanzier­te sich von dessen Aussagen über Landtagsab­geordnete anderer Parteien. Anlass war eine Pressemitt­eilung von Räpple. Darin beschimpft­e er Politiker unter anderem als „fettgefres­sen“, „kaputtgeso­ffen“, „Koksnasen“und „Volksverrä­ter“.

SPD-Parlaments­geschäftsf­ührer Reinhold Gall forderte den AfD-Fraktionsc­hef zum Handeln auf. „Reagiert Bernd Gögel jetzt nicht, teilt er offensicht­lich das Denken seiner beiden Abgeordnet­en und deren Unverschäm­theiten.“Gall: „Er muss die Abgeordnet­en Räpple und Sänze aus seiner Fraktion ausschließ­en oder, wie er es angekündig­t hat, selbst zurücktret­en.“

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FOTO: DPA Die baden-württember­gische Landtagspr­äsidentin Muhterem Aras (Die Grünen).

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