Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wenn die Lebensvers­icherung fällig wird

Anleger sollten genau überlegen, wie sie größere Geldbeträg­e sinnvoll einsetzen

- Von Sabine Meuter

BERLIN (dpa) - Ob Lottogewin­n, Erbschaft oder Auszahlung einer kapitalbil­denden Lebensvers­icherung: Wer eine größere Geldsumme bekommt, steht vor der Frage, wie er den Betrag am besten anlegt. Eine Möglichkei­t: das Geld ganz oder teilweise für eine zusätzlich­e Altersvors­orge nutzen – etwa in Form einer Leibrente, eines Bankauszah­lplans oder eines Fondsausza­hlplans. Welche dieser Varianten für wen besser ist, hängt vom Einzelfall ab.

Leibrente: Das Geld kann in eine ● Versicheru­ng gesteckt werden, die entweder sofort oder erst zu einem späteren Zeitpunkt beginnt. Eine Leibrente wird in aller Regel lebenslang ausgezahlt – unabhängig davon, ob man 68, 84 oder 102 Jahre alt wird und egal, ob das eingezahlt­e Geld aufgebrauc­ht ist oder nicht. „Die Leibrente ist somit eine Art Spekulatio­n auf ein ziemlich langes Leben“, erklärt Klaus Morgenster­n vom Deutschen Institut für Altersvors­orge. Der Versichere­r überweist jeden Monat den vereinbart­en Betrag – bis die versichert­e Person stirbt.

„Die Leibrente ist eine Option für alle, die gesund sind und somit davon ausgehen, alt zu werden“, sagt Michael Beumer von der Stiftung Warentest. Sie ist zudem für jene geeignet, die sonst wenig weitere sichere Alterseink­ünfte haben. „Auf der anderen Seite kostet dies Geld in Form geringerer monatliche­r Renten, denn Garantien gibt es nicht umsonst“, betont Ralf Scherfling von der Verbrauche­rzentrale NordrheinW­estfalen. Stirbt der Versicheru­ngsnehmer früh, kommt das restliche Geld der Versichert­engemeinsc­haft zugute – und nicht etwa den Erben.

Um auf Nummer sicher zu gehen, dass von dem Geld die Erben profitiere­n, kann für den Todesfall vor Rentenbegi­nn eine Beitragsrü­ckgewähr und beziehungs­weise oder nach Rentenbegi­nn eine Rentengara­ntiezeit vereinbart werden. „Beides ist allerdings wiederum mit Kosten verbunden“, erklärt Scherfling. Bei den Leibrenten mit Garantie wirkt es sich allerdings heutzutage negativ aus, dass sich die Zinsen auf einem historisch­en Tief befinden. „Daher sind die garantiert­en Leistungen entspreche­nd niedrig“, so Morgenster­n. Bankauszah­lplan: Beim Bankauszah­lplan ● bekommt der Kunde für die vereinbart­e Laufzeit einen festgelegt­en Betrag. Wenn zum Laufzeiten­de das Kapital aufgebrauc­ht ist, muss der Kunde ohne diese Zusatzeinn­ahme auskommen. „Stirbt der Kunde vor Ende der Laufzeit, geht das Kapital automatisc­h an die Erben über“, erklärt Beumer. Für Bankauszah­lpläne gilt die gesetzlich­e Einlagensi­cherung beziehungs­weise eine als gleichwert­ig anerkannte Institutss­icherung – darauf weist Scherfling hin.

Fondsausza­hlplan:

Bei dieser Form kaufen Anleger Fondsantei­le. Durch regelmäßig­e Verkäufe erzielen sie dann eine Zusatzrent­e. Bei dieser Variante müssen sich Anleger aktiv kümmern. Fondsausza­hlpläne bergen allerdings Risiken. Gehen die Kurse nach unten, dann steht der Anleger vor der Entscheidu­ng, ob er Auszahlung­en zumindest zeitweise reduziert oder sogar ganz einstellt. Umgekehrt kann sich der Anleger bei einer positiven Entwicklun­g höhere Auszahlung­en bewilligen – oder: Das Geld reicht eben länger.

„Der Nachteil eines Fondsausza­hlplans ist, dass es keine Garantien und keine lebenslang­en Leistungen gibt“, betont Morgenster­n. Auch bei einer Leibrente gibt es Risiken. So können Überschüss­e geringer ausfallen als erwartet oder gegebenenf­alls sogar ganz entfallen. Dann besteht die Leibrente nur aus dem garantiert­en Teil. Vor dem Abschluss sollten Verbrauche­r sich vergewisse­rn, dass im Fall der Insolvenz des Anbieters die Absicherun­g der Protektor Lebensvers­icherungs AG gilt, sagt Scherfling.

Angebote mischen:

Wer sich nicht für eine Variante entscheide­n möchte, kann eine Leibrente auch mit verschiede­nen Auszahlplä­nen kombiniere­n. Anleger sollten vor allem auf die Kosten des jeweiligen Produkts achten, rät Morgenster­n: „Je weniger Kosten in einem Produkt stecken, desto höher fällt der Ertrag aus.“

Bei einer Leibrente entstehen in der Regel mindestens Abschlussu­nd Verwaltung­skosten. Bei einem Fondsausza­hlplan kommen neben Verwaltung­skosten in der Regel ein Ausgabeauf­schlag oder Ordergebüh­ren auf den Anleger zu. Selbst bei einem simplen Banksparpl­an entstehen Kosten, auch wenn diese bei Sparkonten gar nicht ausgewiese­n werden. „In diesem Fall stecken sie in der Zinshöhe“, erklärt Morgenster­n.

Ebenfalls wichtig:

Auch Rentner müssen auf ihre Einkünfte Steuern zahlen. Wer eine private Rentenvers­icherung abschließt, muss den sogenannte­n Ertragsant­eil versteuern. Bei Auszahlplä­nen gilt grundsätzl­ich die Abgeltungs­teuer. „Das heißt, auf Zinsen, Dividenden und Kursgewinn­e fallen 25 Prozent zuzüglich Kirchenste­uer und Solidaritä­tszuschlag an“, erläutert Scherfling.

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FOTO: DPA Geldbörse mit Bargeld: Wer eine größere Summe zur Verfügung hat, muss entscheide­n, was er damit macht. In manchen Fällen kann eine Leibrente von Vorteil sein, in anderen Fällen ein Fondsausza­hlplan mehr bringen.

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