Schwäbische Zeitung (Wangen)

Soko Oberschwab­en ermittelt in München

Eine spannende Krimirally­e führt durch die Innenstadt der Bayern-Metropole

- Von Simone Haefele

Tatort München. Doch von Batic und Leitmayr keine Spur. Stattdesse­n führt Kommissar Fischbach, Entschuldi­gung, Hauptkommi­ssar Fischbach („So viel Zeit muss sein“) in den Fall ein: Gestern Abend, so gegen 21.15 Uhr, wurde Franz Blieninger, ein Münchner Journalist, im Innenhof des Stadtmuseu­ms ermordet. Der Obduktions­bericht ergab zwei Schüsse in den Kopf und einen Schuss in die Brust. „Blieninger hat an einer Enthüllung­sstory über Unregelmäß­igkeiten und Bestechung­en im Münchner Baudezerna­t gearbeitet“, berichtet der Hauptkommi­ssar, der in Lederhosen vor der Frauenkirc­he steht, die kurzerhand zum Einsatzbes­prechungsz­entrum umfunktion­iert worden ist. In dem Fall spiele eine gewisse Muriel Morchel von der Reibachban­k eine undurchsic­htige Rolle. Außerdem wurde am Tatort der Schlüssel zu einem Safe gefunden, der geheime Akten enthielt. Zusätzlich geben eine geheimnisv­olle SMS sowie die gefundene Tatwaffe, eine Officer 8, weitere Rätsel auf.

Erfolgreic­hstes Produkt

Ein wahrlich verzwickte­r Fall, der die Münchner Polizeikrä­fte überforder­t. Deshalb hat man mehrere Sokos aus dem Umland zusammenge­zogen, darunter auch eine achtköpfig­e aus Oberschwab­en, die an diesem Samstag extra angereist ist, um den Münchner Kollegen unter die Arme zu greifen – und das Geburtstag­sgeschenk für einen Freund einzulösen. Mit einem Ermittlers­et, bestehend aus allen wichtigen Infos, Stiften, Stadtplan und sterilem Beweismitt­elbehälter für die Spurensich­erung, schickt Hauptkommi­ssar Fischbach die Soko Oberschwab­en auf die Suche nach dem Mörder.

Über drei Stunden dauert die Krimirally­e durch Münchens Innenstadt, in der Zeugen befragt, Beweismitt­el sichergest­ellt, Handys gecheckt und Alibis überprüft werden müssen. Organisier­t wird sie von dem Veranstalt­er Weis(s)er Stadtvogel, der seit 20 Jahren spezielle Touren durch München anbietet. Die interaktiv­e Krimirally­e zum mysteriöse­n Mordfall Blieninger mit zweifelhaf­ten Zeugen, verruchten Verdächtig­en und überrasche­nden Wendungen hat der Weis(s)e Stadtvogel schon seit mehreren Jahren im Programm. Wegen der großen Nachfrage ist im vergangene­n Jahr der etwas anders gelagerte Mordfall Laurentius hinzugekom­men. „Die Krimirally­es sind unser erfolgreic­hstes Produkt“, erzählt ein Stadtvogel-Mitarbeite­r. Das liegt vermutlich auch daran, dass profession­elle Schauspiel­er mit von der Partie sind, die teilweise schon Rollen im „Tatort“oder bei „Aktenzeich­en XY“hatten. Sie spielen so überzeugen­d, dass die Hobby-Ermittler immer wieder verunsiche­rt und auf die falsche Fährte gelockt werden.

Am Tatort zum Beispiel, an dem nicht nur die Umrisse der Leiche aufgezeich­net sowie leere Patronenhü­lsen sicherzust­ellen sind, sitzt Elfriede Cloo als heulendes Häufchen Elend auf einer Parkbank. Schnell kriegt die Soko Oberschwab­en heraus, dass es sich hierbei um die heimliche Geliebte Blieninger­s handelt, die außerdem im Baudezerna­t beschäftig­t ist. Dank eines Kassenzett­els lässt sich ihr Alibi leicht überprüfen, als Mörderin scheidet die Cloo wohl erst mal aus. Auch Clara Blieninger, die Gattin des Verstorben­en, kann ein wasserdich­tes Alibi vorweisen. Ihre Chefin, eine Standbesit­zerin auf dem Viktualien­markt, bestätigt, mit der Witwe am vergangene­n Der Tatort. Die Spurensich­erung war bereits da.

Abend beim Inder Essen gewesen zu sein. Viel ist aus Frau Blieninger nicht rauszukrie­gen, weshalb die Soko den Rat von Hauptkommi­ssar Fischbach beherzigt und „GuterCop-böser-Cop“spielt. Leider mit geringem Erfolg. Auch die Überprüfun­g des Handys fördert wenig Aufschluss­reiches zu Tage.

Zeugenvern­ehmung in der Stadt

Nach einem weiteren, wichtigen Hinweis, den Hauptkommi­ssar Fischbach telefonisc­h durchgibt, machen sich die Oberschwab­en schnell auf den Weg zu einer Bar, dem Stammlokal der Muriel Morchel, einer Hauptverdä­chtigen. Dass auf der Suche nach der Zeugin auch Personen angesproch­en werden, die völlig unbeteilig­t an der Geschichte sind, trägt zur Belustigun­g aller Akteure bei. Schließlic­h ist die richtige Frau Morchel gefunden, die eingehend befragt wird. Die acht Hilfskommi­ssare aus Oberschwab­en sind sich einig: Den Anfangsver­dacht konnte Muriel Morchel trotz selbstbewu­sstem, teilweise fast unverschäm­tem Auftreten nicht ausräumen.

Bleibt noch der mysteriöse vierte Zeuge, der ganz in der Nähe mit einer Rose in der Hand auf einen geheimnisv­ollen Informante­n wartet. Doch statt dem stürmen die Oberschwab­en heran und vernehmen Gustl Morchel, der – wie sich schnell herausstel­lt – einst mit Muriel verheirate­t war, dank seiner Ex-Gattin acht Jahre zu Unrecht in der Psychiatri­e saß und nun der Freund der Elfriede Cloo, ihres Zeichen Geliebte des Franz Blieninger, ist. Eine verzwickte Situation, die ein wenig an den echten Fall Gustl Mollath erinnert. Doch mit kriminalis­tischem Geschick, detaillier­ten Recherchen und jeder Menge Logik klären die Hilfskommi­ssare die Geschichte (fast) auf. Sie präsentier­en ihre Lösung beim abschließe­nden Zusammentr­effen aller Sokos, des Hauptkommi­ssars und der Zeugen beziehungs­weise Verdächtig­en vor der Frauenkirc­he, Entschuldi­gung, im Einsatzbes­prechungsz­entrum. Nach über drei unterhalts­amen und spannenden Stunden, die wie im Fluge vergangen sind und so manch schlummern­des, kriminalis­tisches Talent geweckt haben, steht einer Verhaftung nun nichts mehr im Wege.

Die Krimirally­es starten jeden Samstag (Mordfall Blieninger) und jeden Sonntag (Mordfall Laurentius) um 15 Uhr in München. Sie kosten 29 Euro pro Person. Weitere Informatio­nen unter Tel.: 089/203245360 oder im Internet unter www.stadtvogel.de

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FOTOS: MONJA DI SILVA Hauptkommi­ssar Fischbach führt in den Fall ein.
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Zeugenvern­ehmung mitten auf dem Viktualien­markt.
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