Schwäbische Zeitung (Wangen)

Eisbär nach Attacke auf Mann erschossen

Bärenwächt­er wollten Küstenabsc­hnitt für Passagiere einer Arktis-Kreuzfahrt absichern

- Von Lennart Simonsson, Roland Siegloff und Dorit Koch

STOCKHOLM/HAMBURG (dpa) Kreuzfahrt-Passagiere bezahlen Tausende Euro, um Eisbären im hohen Norden zu beobachten. Nun hat ein Eisbär auf Spitzberge­n, einer zu Norwegen gehörenden Inselgrupp­e, ein deutsches Crew-Mitglied des Kreuzfahrt­schiffes MS Bremen angegriffe­n. Das Tier habe den Eisbärenwä­chter zwar am Kopf verletzt, teilte der Veranstalt­er Hapag-Lloyd Cruises mit. Der Mann sei ansprechba­r und außer Lebensgefa­hr.

Der Mann war nach Angaben von Hapag-Lloyd Cruises am Samstag mit anderen Wächtern – aber ohne Touristen – an Land gegangen. Als der Bär den Mann attackiert­e, hätten andere Wächter den Eisbären „aus Gründen der Notwehr“erschossen. „Weitere Crew-Mitglieder und Passagiere sind vom Vorfall nicht betroffen“, so der Reiseveran­stalter. Zuvor hatte ein Sprecher des Rettungsdi­enstes von Nordnorweg­en gesagt, zu der Attacke sei es gekommen, als eine Gruppe von Touristen in einem kleinen Boot auf einer Insel anlandete. Dies stellte sich aber als Fehlinform­ation heraus. Das Kreuzfahrt­schiff hat seine Reise am Samstagabe­nd fortgesetz­t. Die MS Bremen kreuzt regelmäßig in der Arktis. Sie war am vergangene­n Montag in Longyearby­en zu einer neuntägige­n Reise rund um Spitzberge­n gestartet

Der Polizeibea­mte Ole Jakob Malmo von der Polizei in Svalbard sagte, der Vorfall im nördlichst­en Teil des Svalbard-Archipels werde untersucht. Der erschossen­e Bär solle in Longyearby­en obduziert werden. Die Behörden der Region warnen regelmäßig vor der Gefahr, die von Eisbären ausgeht. Im Jahr 2015 verletzte ein Polarbär einen Tschechen, der dort eine totale Sonnenfins­ternis beobachten wollte. Die letzte tödliche Attacke eines Eisbären geschah 2011, als ein britischer Student ums Leben kam.

Die jeweils vier bis fünf Eisbärenwä­chter an Bord der Schiffe von Hapag-Lloyd Cruises sollen dafür sorgen, dass Passagiere gefahrlos an Land gehen könnten, sagte Etminan. Sie seien speziell ausgebilde­t und bewaffnet. Der Vorfall vom Samstag sei geschehen, als die Wächter eine Landstatio­n zur Absicherun­g eines Landgangs einrichten wollten. Die Passagiere würden Eisbären aber nicht von Land sondern von Bord des Schiffes beobachten.

Der Kreuzfahrt­veranstalt­er Hapag-Lloyd Cruises wirbt für die Reisen nach Longyearby­en mit dem Verspreche­n, die Passagiere könnten dort „Arktis pur“erleben. „Wo Eisbären die Wildnis regieren“, heißt es auf der Webseite, „bestimmt die Natur den Verlauf ereignisre­icher Tage“. Eine zehntägige Reise mit der MS Bremen, die 160 Passagiere mitnehmen kann, kostet mindestens 5810 Euro.

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FOTO: GUSTAV BUSCH ARNTSEN/DPA Dieser Eisbär wurde an der Küste einer Insel von Spitzberge­n erschossen, als er den Bärenwächt­er eines Kreuzfahrt­schiffes von Hapag-Lloyd Cruises, der MS Bremen, angegriffe­n und am Kopf verletzt hatte.

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