Eisbär nach Attacke auf Mann erschossen
Bärenwächter wollten Küstenabschnitt für Passagiere einer Arktis-Kreuzfahrt absichern
STOCKHOLM/HAMBURG (dpa) Kreuzfahrt-Passagiere bezahlen Tausende Euro, um Eisbären im hohen Norden zu beobachten. Nun hat ein Eisbär auf Spitzbergen, einer zu Norwegen gehörenden Inselgruppe, ein deutsches Crew-Mitglied des Kreuzfahrtschiffes MS Bremen angegriffen. Das Tier habe den Eisbärenwächter zwar am Kopf verletzt, teilte der Veranstalter Hapag-Lloyd Cruises mit. Der Mann sei ansprechbar und außer Lebensgefahr.
Der Mann war nach Angaben von Hapag-Lloyd Cruises am Samstag mit anderen Wächtern – aber ohne Touristen – an Land gegangen. Als der Bär den Mann attackierte, hätten andere Wächter den Eisbären „aus Gründen der Notwehr“erschossen. „Weitere Crew-Mitglieder und Passagiere sind vom Vorfall nicht betroffen“, so der Reiseveranstalter. Zuvor hatte ein Sprecher des Rettungsdienstes von Nordnorwegen gesagt, zu der Attacke sei es gekommen, als eine Gruppe von Touristen in einem kleinen Boot auf einer Insel anlandete. Dies stellte sich aber als Fehlinformation heraus. Das Kreuzfahrtschiff hat seine Reise am Samstagabend fortgesetzt. Die MS Bremen kreuzt regelmäßig in der Arktis. Sie war am vergangenen Montag in Longyearbyen zu einer neuntägigen Reise rund um Spitzbergen gestartet
Der Polizeibeamte Ole Jakob Malmo von der Polizei in Svalbard sagte, der Vorfall im nördlichsten Teil des Svalbard-Archipels werde untersucht. Der erschossene Bär solle in Longyearbyen obduziert werden. Die Behörden der Region warnen regelmäßig vor der Gefahr, die von Eisbären ausgeht. Im Jahr 2015 verletzte ein Polarbär einen Tschechen, der dort eine totale Sonnenfinsternis beobachten wollte. Die letzte tödliche Attacke eines Eisbären geschah 2011, als ein britischer Student ums Leben kam.
Die jeweils vier bis fünf Eisbärenwächter an Bord der Schiffe von Hapag-Lloyd Cruises sollen dafür sorgen, dass Passagiere gefahrlos an Land gehen könnten, sagte Etminan. Sie seien speziell ausgebildet und bewaffnet. Der Vorfall vom Samstag sei geschehen, als die Wächter eine Landstation zur Absicherung eines Landgangs einrichten wollten. Die Passagiere würden Eisbären aber nicht von Land sondern von Bord des Schiffes beobachten.
Der Kreuzfahrtveranstalter Hapag-Lloyd Cruises wirbt für die Reisen nach Longyearbyen mit dem Versprechen, die Passagiere könnten dort „Arktis pur“erleben. „Wo Eisbären die Wildnis regieren“, heißt es auf der Webseite, „bestimmt die Natur den Verlauf ereignisreicher Tage“. Eine zehntägige Reise mit der MS Bremen, die 160 Passagiere mitnehmen kann, kostet mindestens 5810 Euro.