Mondfinsternis sorgt für Ansturm auf Waldburger Sternwarte
Ärger über die Straßenlaternen, die mit weißem Licht die Aussicht kaputt machten
WALDBURG - Kaum noch Parkplätze in Waldburg und eine mehrere Meter lange Schlange vor der Sternwarte – die totale Mondfinsternis hat am Freitagabend sehr viele Besucher aus nah und fern nach Waldburg gelockt. Der Ansturm überraschte die Mitglieder des „Astronomischen Arbeitskreises Waldburg Weingarten“, die die Veranstaltung organisiert hatten.
„Damit hatten wir nicht gerechnet“, kommentierte eine Vertreterin des Vereins die Menge an interessierten Gästen. Von Mai bis August ist die Sternwarte wegen der kurzen und hellen Nächte eigentlich geschlossen. Doch wegen der außergewöhnlich langen Mondfinsternis am Freitagabend machte der Verein eine Ausnahme. Der Mond trat dabei für 103 Minuten in den Kernschatten der Erde. In dieser Zeit „verschluckte“die Erdatmosphäre die kurzwelligen, blauen Anteile des Sonnenlichts und lenkte die langwelligen, roten Anteile Richtung Mond. Der Mond färbte sich rot.
Um das zu beobachten waren manche zum ersten Mal zur Waldburger Sternwarte gefahren und hatten Mühe, sie zu finden. „Wir haben erst gedacht, die Sternwarte sei auf der Burg“, berichtete eine Tettnangerin. Die Sternwarte befindet sich in Waldburg aber hinter der Gemeinschaftsschule. Ein Fußweg führt von der Schule an der Sternwarte vorbei Richtung Dorfmitte, Straßenlampen mit Bewegungsmeldern beleuchten ihn. Diese sorgten bei den Hobby-Astronomen am Freitagabend für Frustration. „Astronomen hassen weißes Licht“, erklärte ein Mitglied des Astronomischen Arbeitskreises. „Das TRAUERANZEIGEN menschliche Auge braucht ungefähr eine Stunde, um sich auf große Dunkelheit einzustellen. Einmal weißes, helles Licht und der Gewöhnungseffekt ist weg.“
Gemütliches Sit-in mit Wein
Immer wieder gingen die Lampen an, was die Beobachtung der Mondfinsternis, des sogenannten Blutmondes, erschwerte. Zahlreiche Besucher hatten ihre eigenen Teleskope, Ferngläser und Fernrohre mitgebracht. Weil die Schlange vor der Sternwarte schon mehrere Meter lang war, versuchten einige bei den privaten Teleskopen ihr Glück. In der Folge bildeten sich auch davor Schlangen. Andere machten es sich auf dem Hügel auf Decken gemütlich und genossen, statt mit einem Fernglas mit einem Glas Wein bewaffnet, die Aussicht auf den Mond und den ungewöhnlich hellen Mars darunter. „Der Mond ist heute Abend am weitesten von uns weg und der Mars ist uns am nächsten. Das ist schon eine besondere Konstellation“, freute sich ein Hobby-Astronom aus Ravensburg. Später kam noch ein kleines privates Feuerwerk in einem Waldburger Wohngebiet dazu.
Diejenigen, die es in die Sternwarte schafften, sahen dort nicht nur einen Mond – sondern gleich mehrere, nämlich die des Jupiters. Das Teleskop der Sternwarte blieb den Abend über auf den Jupiter eingestellt. Dennoch zeigte sich eine Besucherin begeistert. „Es war toll“, sagte sie und warf Geld in die Spendenkasse, die vor der Sternwarte stand. Normalerweise kosten Führungen zwei Euro Eintritt pro Person, für Kinder die Hälfte. An diesem Abend verzichtete der Verein auf ein Eintrittsgeld.