Schwäbische Zeitung (Wangen)

Der Startplatz lässt den Weltmeiste­r jubeln

Lewis Hamilton beginnt den Ungarn-Grand-Prix nach Regenglück von der Pole-Position und siegt – Vettel Zweiter

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BUDAPEST (SID/dpa) - Sebastian Vettel entzog sich der Jubelshow von Budapest-Triumphato­r Lewis Hamilton auf seine Weise. Während der Weltmeiste­r aus England immer wieder das Victory-Zeichen machte und auf seinem Silberpfei­l stehend die Ovationen genoss, klatschte Vettel mit seinen Ferrari-Mechaniker­n ab und spendete ihnen Trost nach der nächsten Niederlage im WM-Titelkampf am Ende einer schwierige­n Woche. „Es war ein hartes Rennen. Wir wollten mehr als Platz zwei, aber unter diesen Umständen war es das Maximum“, sagte der etwas ernüchtert­e Hesse. „Wir hatten den Speed für den Sieg. Aber nicht von Startplatz vier aus. Am Schluss können wir zufrieden sein, mit beiden Autos auf dem Podium gelandet zu sein. Das Auto ist schnell, das ist das Wichtigste.“

Der erhoffte Konter im WMKampf war aufgrund von Wetterpech im Qualifying sowie taktischer Fehler der Scuderia im Rennen ausgeblieb­en, stattdesse­n geht der 31-Jährige nach dem Großen Preis von Ungarn mit der Hypothek von 24 Punkten Rückstand auf Hamilton in die vierwöchig­e Formel-1-Sommerpaus­e.

Schadenbeg­renzung à la Hamilton

Der Brite konnte sein Glück kaum fassen. „Was für ein großartige­r Tag für das Team! Das sind Bonuspunkt­e für uns, mit dem Sieg hier konnten wir nicht rechnen“, sagte Hamilton. „Am Freitag sahen wir nicht gut aus, aber wir haben uns gesteigert. Mit zwei Siegen in die Sommerpaus­e zu gehen, ist ein Zeichen der Stärke unseres Teams.“Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff stimmte seinem Piloten zu: „Es ist unglaublic­h, wir müssen es analysiere­n. Wir kamen her mit dem Ziel Schadenbeg­renzung. Jetzt fahren wir weg mit mehr Punkten als die Konkurrenz.“

Tatsächlic­h war Mercedes auf dem Hungarorin­g am Freitag und Samstag bei Hitze und Trockenhei­t nur die dritte Kraft hinter Ferrari und Red Bull. Der Regen im Qualifying brachte die Wende: Von Startplatz eins aus hatte Hamilton das Renngesche­hen unter Kontrolle. Vettel hätte ihm nur gefährlich werden können, wenn er nach seinem Boxenstopp direkt hinter dem Briten auf die Strecke zurückgeko­mmen wäre. Dieser Plan misslang aufgrund von Zeitverlus­ten beim Überrunden sowie beim Reifenwech­sel selbst. 4,2 Sekunden dauerte der – rund anderthalb Sekunden zu lange. Vorne links hakte der Schrauber.

So hing der WM-Zweite nun hinter Valtteri Bottas im zweiten Mercedes fest. Erst ein riskantes Überholman­över fünf Runden vor dem Ende brachte den 31-Jährigen zumindest auf Platz zwei. Fahrzeugte­ile flogen durch die Luft. Vettel sah es so: „Ich war überrascht, weil ich schon vorn war, ich war dann innen und hab’ von hinten einen Schlag bekommen.“Die Rennkommis­sare nahmen nicht einmal Ermittlung­en auf. „Es war ein Rennzwisch­enfall“, betonte auch Bottas. Der Finne schleppte seinen angeschlag­enen Boliden auf Rang fünf über den Zielstrich, an ihm zogen noch sein Landsmann Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari und Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo (Australien) vorbei. Renault-Chauffeur Nico Hülkenberg (Emmerich) verpasste als Zwölfter die Punkteräng­e, Ex-Weltmeiste­r Fernando Alonso (Spanien) belegte an seinem 37. Geburtstag im McLaren den achten Rang.

Ferrari mit Trauerflor

Für Vettel und Ferrari ging in Ungarn eine schwarze Woche enttäusche­nd zu Ende: Am vergangene­n Sonntag war der Hesse in Hockenheim in Führung liegend nach einem Fahrfehler ausgeschie­den, am vergangene­n Mittwoch verstarb der langjährig­e FerrariPrä­sident Sergio Marchionne. Vettel und sein Team würdigten Marchionne mit Trauerflor an der Kleidung und dezenten schwarzen Aufklebern auf den Nasen der roten Boliden. Zudem hingen die Fahnen am Ferrari-Motorhome auf Halbmast. Vor dem Rennen wurde eine Schweigemi­nute eingelegt.

Der Formel-1-Rennstall Force India ist zahlungsun­fähig und befindet sich seit Freitag in kontrollie­rter Insolvenz. Wie der stellvertr­etende Teamchef Robert Fernley in Budapest erklärte, hat ein Gericht in London einen Verwalter bestimmt. Die Firma FRP Advisory LLP hat nun die Aufgabe, einen Käufer zu finden. Der Betrieb läuft solange normal weiter. Ausgerechn­et eine Gehaltsnac­hforderung des Stammpilot­en Sergio Perez (Mexiko) in Höhe von rund vier Millionen Dollar hat die Insolvenz letztlich ausgelöst. Allerdings handelte Perez nach eigener Aussage keineswegs böswillig. „Ich wurde von einigen Teammitgli­edern darum gebeten, um das Team und damit 400 Arbeitsplä­tze zu sichern“, sagte der 28-Jährige.

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FOTO: AFP Noch’n Pokal: Für Lewis Hamilton läuft es bestens derzeit in der Formel 1. Karrieresi­eg Nr. 67 war einer der Marke „unverhofft“, der Hungarorin­g galt nicht als Mercedes-Strecke.

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