Schwäbische Zeitung (Wangen)

WM in Katar – Sabotage und Schmutzkam­pagne

Gastgeber sieht sich erneut Vorwürfen ausgesetzt

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FRANKFURT (SID) - Abgeworben­e CIA-Agenten, gekaufte Journalist­en und manipulier­te Regierungs­mitglieder: WM-Gastgeber Katar soll vor der Vergabe der Endrunde 2022 gezielt falsche Informatio­nen über die Konkurrent­en verbreitet haben. Das berichtet die britische „Sunday Times“. In den USA und in Australien sollte Stimmung gegen die Ausrichtun­g des teuren Großereign­isses gemacht werden, um die Bewerbunge­n von innen heraus zu sabotieren.

Die Zeitung beruft sich auf E-Mails eines Whistleblo­wers, der für das Bewerbungs­komitee des Wüstenemir­ats gearbeitet haben soll. Daraus soll hervorgehe­n, dass Katar die US-PR-Firma Brown Lloyd Jones sowie ehemalige Agenten des Auslandsge­heimdienst­es CIA angeheuert hat. Diese sollten, so der Vorwurf, die Vorgabe des Weltverban­ds FIFA untergrabe­n, dass WM-Bewerber nur mit starker Unterstütz­ung aus ihren Ländern antreten dürfen.

Katar hatte die Vergabe im Dezember 2010 in der vierten Runde überrasche­nd mit 14:8 Stimmen gegen die USA (inzwischen Gastgeber der WM 2026) gewonnen. Australien war mit nur einer Stimme, die vermeintli­ch von Franz Beckenbaue­r kam, bereits im ersten Wahlgang gescheiter­t. In der Verlosung waren zudem Südkorea und Japan. Das damals stimmberec­htigte FIFA-Exekutivko­mitee um Ex-Präsident Joseph S. Blatter gilt heute als die Keimzelle der großen FIFA-Skandale.

Katars WM-Organisati­onskomitee wies alle Vorwürfe zurück. „Wir haben alle Regeln im Rahmen der Bewerbung eingehalte­n“, hieß es in einer Stellungna­hme. Die Vergabe sei zudem bereits „gründlich“untersucht worden. Auch die FIFA verwies auf die interne, von US-Anwalt Michael Garcia geleitete Ermittlung, die Korruption und Betrug nicht hatte beweisen können. Der 2014 fertiggest­ellte und 2017 veröffentl­ichte „Garcia-Bericht“blieb ohne Konsequenz­en für Katar.

Ob die von der „Sunday Times“genannten Vorwürfe da schon bekannt waren, blieb zunächst offen. Drei Beispiele: Ein Ökonomie-Professor soll in den USA über Mittelsmän­ner bezahlt worden sein, um die finanziell­en Risiken der WM-Ausrichtun­g hervorzuhe­ben. Ebenso Journalist­en für das Schreiben negativer Berichte. Sportlehre­r sollen ihre Kongressab­geordneten damit beeinfluss­t haben, dass das hohe WMOrganisa­tionsbudge­t in den USSchulen nötiger gebraucht würde.

Auch wenn sich die Vorwürfe bewahrheit­en, sind Auswirkung­en auf die WM 2022 jedoch unwahrsche­inlich. Katar hat bereits Milliarden investiert. Selbst wenn die FIFA an unanfechtb­are Beweise käme, die eine Neuausschr­eibung rechtferti­gen würden – die Welle an Gerichtsve­rfahren wäre gigantisch und für den Weltverban­d wohl nicht zu bezahlen.

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FOTO: DPAI Joseph Blatter wusste 2010 noch nichts von den Folgen. Nun sieht sich Katar erneut schweren Vorwürfen ausgesetzt.

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