Klinik deaktiviert Landeplatzbeleuchtung
Warum die Biberacher Feuerwehr den Einsatz eines Rettungshubschraubers unterstützen musste
BIBERACH (gem) - Der Hubschrauberlandeplatz an der Biberacher Sana-Klinik verfügt über eine Beleuchtung, damit dort auch nachts ein Rettungshubschrauber landen kann. Als aber ausgerechnet während des Schützenfests ein solcher Notfall eintritt, kann die Beleuchtung nicht eingeschaltet werden, weil sie von der Klinik deaktiviert wurde.
Es ist der erste Schützensamstag, 14. Juli: Am späten Abend erleidet ein Mann in einer Gaststätte in der Biberacher Innenstadt schwerste Verbrennungen, als er mit heißem Fett hantiert, das sich über Arme und Oberkörper ergießt. Der herbeigerufene Rettungsdienst versorgt den Mann und entscheidet, dass er umgehend in eine Spezialklinik nach Tübingen geflogen werden muss.
Weil der in Ulm stationierte Rettungshubschrauber nicht für Nachtflüge ausgerüstet ist, macht sich ein dafür geeigneter Helikopter der DRF-Luftrettung aus Nürnberg auf den Weg nach Biberach. „Wenn nachts ein Rettungshubschrauber nach Biberach kommt, gibt die Leitstelle in der Klinik Bescheid, dass von dort aus die Beleuchtung des Landeplatzes eingeschaltet wird“, sagt Michael Mutschler, Geschäftsführer des DRK-Rettungsdiensts im Kreis Biberach. „Das kommt zwar selten vor, aber so funktioniert es seit 25 Jahren.“
An besagtem Abend funktioniert das aber nicht. Die Klinik teilt der Leitstelle mit, dass die Beleuchtung deaktiviert ist. In der Leitstelle alarmiert man daraufhin die Biberacher Feuerwehr. Diese rückt zum Hubschrauberlandeplatz östlich der Klinik aus und beleuchtet diesen, sodass der Rettungshubschrauber landen und den Verletzten aus dem Rettungswagen übernehmen kann.
Für den Verletzten sei dadurch kein Nachteil entstanden, weil er ja im Rettungswagen versorgt wurde, teilt Mutschler mit. Dies bestätigt auch eine Sprecherin der DRF-Flugrettung in Filderstadt. „Der Pilot hat sich zwar gewundert, warum die Feuerwehr den Landeplatz ausleuchtet.“Es habe aber alles ohne Zeitverzögerung funktioniert.
Dennoch wurde in den Tagen danach auf dem Schützenfest von Besuchern darüber spekuliert, wie es denn sein könne, dass die Klinik die Beleuchtung des Landeplatzes deaktiviere und man deshalb die Feuerwehr brauche. Auf eine schriftliche Anfrage an die Sana-Klinik erhielt die SZ am Donnerstag folgende Antwort: Im Zuge neuer Regularien der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) sei es nötig gewesen, Ertüchtigungsarbeiten im Umfeld der Hubschrauberlandefläche der Sana Klinik Biberach durchzuführen, teilt eine Klinik-Sprecherin mit.
Bei einem Ortstermin mit einem externen Gutachter sei entschieden worden, dass die Hindernissituation und somit der mögliche Anflugwinkel durch Entfernen oder Rückschnitt des umgebenden Bewuchses verbessert werden müsse, „da andernfalls die Regularien der EASA und die flugbetrieblichen Grundvoraussetzungen keinen Flugbetrieb der Luftrettungsunternehmen zugelassen hätten“.
Für diese mehrtägigen Entfernungsund Rückschnittarbeiten sei dann, zum Schutz aller beteiligter Arbeiter, „die Befeuerungsanlage ausgesichert und somit stromlos geschaltet“worden. In den vergangenen Jahren sei die Biberacher Klinik „nur einige sehr wenige Male“zu Nachtzeiten von Rettungshubschraubern angeflogen worden. „Wir bedauern sehr, dass ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt ein nächtlicher Rettungseinsatz geflogen werden musste, und dies der Hubschraubercrew Misslichkeiten bereitet hat“, schreibt die Sana in ihrer Stellungnahme.