Frauenbilder im Mittelpunkt
Galerie „Gorart“in Sigmaringen: Zwei Künstler aus derselben Straße widmen sich dem weiblichen Körper
SIGMARINGEN - Gut ein Jahr nach der Eröffnung der Galerie „Gorart“hat Jürgen Schulz-Lorch erneut eine Künstlerin eingeladen, mit ihm gemeinsam und diesmal unter dem Titel „Ansichten – Sichtwechsel – Wechselsicht“auszustellen. Das Konzept hat sich offensichtlich etabliert. Zahlreiche Kunstbegeisterte ließen es sich nicht nehmen, gezeichnete Körper aus unterschiedlichsten Blickwinkeln zu bestaunen und lebhaft über Kunst zu sprechen.
Der große Ausstellungsraum in der Gorheimer Straße war voller Besucher. Jürgen Schulz-Lorch stellte sich zur besseren Übersicht auf einen Stuhl und verkündete: „Wir haben leider unseren Laudator verloren.“Man wolle sich deshalb gegenseitig vorstellen. Mit Susanne Baur verbinde die Familie eine lange Freundschaft, man lebe zudem in derselben Straße: „Unsere Verbindung ist also privater wie künstlerischer Natur, es war nur eine Frage der Zeit, bis wir gemeinsam etwas machen.“
Susanne Baur hat in Berlin und Weingarten Kunst und Kunsterziehung studiert und unterrichtet Kunst und Mathematik an der Winterlinger Realschule. Sie habe das Sujet „Frau“nie verlassen und male hierzu „mehr als ich, und das will was heißen“, sagte Schulz-Lorch anerkennend. Und schon stieg er vom Stuhl und beschrieb am Bildobjekt, welche „spontanen wie energiegeladenen Prozesse“ihm auffielen. Baurs „Frauen“sitzen auf etwas oder lehnen sich an. „Da steckt Kraft dahinter, da sind Spannungsfelder und angedeutete Räume“, fasste der Künstlerkollege mehrere ihrer Bilder zusammen und bewunderte: „Jede Frau ist eine zusammengefasste Emotion.“Neben den Frauenbildern hat Baur auch reine „Räume“, die sich der Architektur im geläufigen Sinne entziehen, gemalt. Diese Bilder entführen, so Schulz-Lorch, in eine „spezielle Raumwelt mit irritierenden Merkmalen“. Andere Ausführungen dieser Bildräume würden zurzeit im Kultusministerium Stuttgart hängen – allerdings in einem größeren Format. Die Perspektive, so Baur später, fasziniere sie seit Langem: „Wie erzeuge ich auf einer zweidimensionalen Fläche den Tiefeneindruck?“
„Dunkel, diffus, düster, auf den ersten Blick und dann ein großartiges Farbenspiel“, beginnt Baur die Einführung in die ausgestellten Werke ihres Kollegen. Beim genaueren Hinschauen zeichneten sich körperhafte Figuren ab: „Abstraktion trifft Figuration.“„Figur und Grund“, so Baur, „sind bei ihm miteinander verzahnt und stellen ein komplexes Zusammenspiel dar“. Sie sieht bei seinen Bildern gleichzeitig ein Innen und Außen. Als Restaurator komme ihm sein breites malerisches Repertoire zugute. Unkonventionell setze er Farbe und Material ein, und Baur ergänzt: „Seine Frauen sind provokant, erotisch, manchmal auch ein wenig furchteinflößend und einfach wunderschön.“
Gemeinsame Aktion
Im abgeteilten Kunst-Kabinett der Ausstellung fanden die Gäste die gemeinsame Kunstaktion, die zum Ausstellungskonzept gehört. SchulzLorch erläuterte den gemeinsamen Auftrag: „Wir haben uns lediglich auf das Format 15 mal 15 beschränkt, es hat viel Spaß gemacht, aber ihre Bilder sind deutlich ordentlicher.“Dafür leuchten seine mit einer zusätzlichen Lichtquelle. Nicht nur das Sujet „Frau“, sondern auch der gelenkte Zufall beim Malen in Mischtechnik spielt bei beiden Künstlern eine Rolle. Ansonsten bringen die Frauenakte ganz eigene Sichtweisen. Auch wenn die Bilder im gleichen Raum vereint sind, bleiben sie abgegrenzt. Einzelne Bilder wurden mit einem roten Punkt versehen – sie werden im Anschluss in einem anderen Umfeld wirken.
Die Ausstellung ist bis zum 12. August samstags zwischen 11 und 13 Uhr sowie sonntags zwischen 14 bis 18 Uhr zu sehen.