Stetes Plätschern begleitet die Radler
Radtour 2: Die Wasserroute startet in Wangen und bietet sich für heiße Sommertage an
W Wasserroute! Das hört sich doch geradezu ideal an für eine Radrunde an heißen Sommertagen. Also Reifen aufpumpen, eventuell den Akku fürs Pedelec laden, gepolsterte Hose anziehen, Badesachen nicht vergessen und auf in Richtung Wangen. Dort startet die 36,5 Kilometer lange Tour am Bahnhof, an dem es genügend Parkplätze gibt für jene, die ihre Räder erst heranchauffieren müssen, der aber auch gut mit dem Zug (ach was!) oder dem Radbus zu erreichen ist.
Von der hübschen mittelalterlichen Innenstadt Wangens bekommen die Radler erst mal nichts zu sehen, denn die Route führt schnell hinaus aus dem Ort gen Südwesten. Sogleich beginnt das Plätschern. Am Stadtrand führt der Radweg zuerst an einem kleinen Kanal, dann an der Oberen Argen entlang. So nah am Wasser scheint die Temperatur gleich um ein paar Grad zu fallen, auch wenn es nur wenig Schatten gibt. Einige Kilometer lang verläuft der Radweg hier mehr oder weniger nah an der Oberen Argen entlang. Und weil er dabei immer wieder von der rechten auf die linke Flussseite und umgekehrt wechselt, gilt es, über mehrere kleine, überdachte Holzbrücken zu radeln. Diese hübschen Argenbrücken stellen nicht nur ein charakteristisches Merkmal der Wasserroute, sondern auch ein dankbares Fotomotiv dar.
Die Sonne scheint über den Argenauen, doch die Sommerhitze lässt sich gut aushalten. Denn bis jetzt ging es ausschließlich leicht bergab, der Fahrtwind sorgte für Abkühlung. Das ändert sich schlagartig, sobald die letzten Häuser von Neuravensburg und die Autobahnunterführung passiert sind. Zwar führt der Weg jetzt hinein in den Wald mit viel Schatten, aber auch steil nach oben auf Schotter. Der erste knackige Anstieg dieser Tour, der sich auch mit großem Willen, etwas Motorunterstützung und ein wenig Kraft in den Oberschenkeln nicht vollständig im Sattel bewältigen lässt. Also absteigen, tief durchatmen und schieben. Endlich oben angekommen, geht es dann teilweise auf Kieswegen, teilweise auf asphaltierten Feldstraßen durch Weiden und Wiesen zum Schloss Achberg.
Spätestens hier sollte man das zweite Mal absteigen und eine längere Pause einlegen. Denn in dem reizenden Schlösschen aus dem 16. Jahrhundert, das malerisch auf einer Waldlichtung steht, werden immer wieder interessante Kunstausstellungen präsentiert. Noch bis zum 21. Oktober sind unter dem Titel „Leo Putz und die Scholle“Werke aus der Sammlung Unterberger zu sehen. Es stört sich auch wirklich niemand daran, wenn Museumsbesucher in kurzen Radlerhosen und verschwitzten Trikots durch die Ausstellung schlendern.
Ein kleines Kunstwerk – allerdings ganz anderer Art – steht nur wenige Meter weiter unten an der Argen: der Flunauer Steg. Die Hängebrücke aus Holz und Stahl ist 135 Jahre alt und galt seinerzeit als „sehr modern für den ländlichen Raum“. Wer darauf sein Rad über den Fluss schiebt und nicht ganz schwindelfrei ist, sitzt danach gern wieder fest im Sattel, auch wenn es nun stetig bergauf nach Oberlangensee geht. Wohl dem, der ein Pedelec unterm Hintern hat und so trotz anstrengenden Anstiegs das herrliche Panorama genießen kann, das von Oberlangensee über den Bodensee bis hinüber zum Säntis und auf der anderen Seite bis hinein in den Bregenzerwald reicht.
Auf und ab, durch lichten Wald, über Wiesen und Weiden zieht sich der Weg durchs Alpenvorland, bis er wieder zur Unteren Argen und nahe Mindbuch zum Argenzusammenfluss führt. Wo die Untere auf die Obere Argen trifft und als Argen weiter Richtung Bodensee fließt, blubbert und rauscht es mächtig. Die Lust auf einen Sprung ins erfrischende Nass wird immer größer und kann Gott sei Dank auch kurze Zeit später im romantisch gelegenen Blausee bei Primisweiler gestillt werden.
Dermaßen erfrischt sind die restlichen paar Kilometer bis Wangen, die bergauf, bergab meist durch Wald führen, ein Klacks. Wer mag, legt noch einen kurzen Stopp in Humbrechts ein und besichtigt die Kapelle, die 1865 gebaut wurde und als Kleinod der Neugotik gilt. Von dort aus ist es nur noch ein Katzensprung bis Wangen. Wer nach etwa drei Stunden im Fahrradsattel jetzt noch Lust auf ein bisschen Sightseeing verspürt, ist in dem kleinen Allgäustädtchen mit seinen mittelalterlichen Türmen und Toren und den bemalten Hausfassaden genau richtig. Fündig wird aber auch, wer zum Abschluss einer wunderschönen Radtour einfach nur ein Eis schlecken möchte.
Eine genaue Beschreibung dieser Tour mit detaillierter Karte und GPS-Daten gibt es in dem BikelineRadtourenbuch „Bodensee-Allgäu – Die schönsten Radtouren zwischen Konstanz und Kempten“, das im Verlag Esterbauer erschienen ist und 12,90 Euro kostet.