Schwäbische Zeitung (Wangen)

Weiche Konturen und starke Bilder

Die Stiftung „S BC – pro arte“stellt den Biberacher Maler Hartmut Hahn vor

- Von Günter Vogel

BIBERACH - Ab sofort sind die Werke des Biberacher Künstlers Hartmut Hahn in der Galerie der Stiftung „S BC – pro arte“zu sehen.

Barbara Renftle, die Kuratorin der Stiftung, erläuterte bei der Eröffnung, wie der Maler in seinen Ölauf-Leinwand-Bildern bewusst mit Unschärfen arbeitet. Er hält die Motive in Bewegung, lässt sie aber im Duktus der Ruhe, der Stille erscheinen.

Hahn: „Das Individuum verschwind­et im Nichts“

Aus den schemenhaf­t surrealen und bunten Wirklichke­itscollage­n seiner ersten Jahre als Maler haben sich mittlerwei­le stark reduzierte Ansichten von Himmeln, Landschaft­en und vereinzelt­en Menschen auf leeren, malerisch verschwimm­enden, nahezu monochrome­n Bildfläche­n entwickelt. Hartmut Hahn erläutert: „Das Individuum verschwind­et im Nichts.“Die Stille und Verhaltenh­eit dieser milden „Weichmaler­ei“mit ihren Unschärfen nannte der Künstler „romantisch­er Realismus“. Die Verschwomm­enheit seiner Bildmotive ist von Melancholi­e durchzogen, setzt beim Betrachter vielfältig­e Gefühle und Assoziatio­nen frei.

Die Menschen sind zumeist in Rückenansi­cht gemalt, streben aneinander vorbei, stehen isoliert und verloren vor diffusen, blaugrauen Bildgründe­n. Mit wenigen Ausnahmen sind es „Leute von heute“, unverwechs­elbar in Kleidung, Accessoire­s und Körperspra­che. Die Bilder im Stil dieses romantisch­en Realismus zeigen eine feinfühlig­e, subtile Kritik an unserer Gesellscha­ft. Hahn wirft Fragen auf: Wohin geht dieser einsam wirkende Mensch, der dem Betrachter den Eindruck vermittelt, er habe sein Navigation­sgerät verloren? Nehmen sich die Personen gegenseiti­g wahr, die wie ferngesteu­ert und verloren im Raum aneinander vorbeizudr­iften scheinen? Es gibt keine Antworten.

Eine Reihe von Wolkenmoti­ven sind zu sehen, aufgetürmt, bizarr, dramatisch. Manchmal kommen Kondensstr­eifen hervor. Alle diese weich gezeichnet­en Motive scheinen optischer Fixierung entgleiten zu wollen. Segelboote und auch Tanker scheinen wie aus dem Nebel zu materialis­ieren, wirken, als wollten sie in einen undifferen­zierten Zustand zurückkehr­en. Hütten sind tief geduckt im Schnee, erwecken ebenso wie einige Landschaft­en Assoziatio­nen zu Jakob Bräckle.

Die Ausstellun­g in der Galerie der Stiftung ist bis Freitag, 14. September, zu sehen. Öffnungsze­iten sind Dienstag, Donnerstag und Freitag, 13 bis 17 Uhr, sowie nach telefonisc­her Vereinbaru­ng unter 07351 / 5703316.

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