Erba-„Herzstück“soll wieder schlagen
SZ-Serie zur Erba: In die Neue Spinnerei kommt eine Mischung aus Wohnen und Gewerbe
Die Forsters wollen der Neuen Spinnerei neues Leben einhauchen.
WANGEN - Die Neue Spinnerei ist – allein schon von ihren Ausmaßen her – quasi das Herzstück des ErbaAreals. Etwas Besonderes sind auch die Pläne der neuen Eigentümer Wolfgang und Wilhelm Forster. Sohn und Vater wollen dem mehr als 100 Jahre alten Gebäude mit einer Mischung aus Wohnen und Gewerbe neues Leben einhauchen. Spätestens Ende 2020 soll es so weit sein.
Wer Wolfgang Forster in der Neuen Spinnerei besucht, kommt zunächst in eine Art Multifunktionsraum. An den Wänden hängen zahlreiche Skizzen und Baupläne sowie riesige Poster, die zeigen, wie sich das markante Gebäude auf dem Gebiet der früheren Baumwollspinnerei in gut zwei Jahren präsentieren wird. Es gibt außerdem Tische, Stühle und eine Kaffeemaschine für Besprechungen. Und in einer Ecke steht ein robuster Tischkicker, wenn beispielsweise die Kinder da sind und Zerstreuung brauchen.
Wer dann mit dem Eigentümer durch die mit unzähligen Stahlträgern bestückten Hallen läuft und dessen Erläuterungen lauscht, bekommt einen ersten Eindruck davon, dass hier wortwörtlich Großes entstehen kann. „Mich reizt es einfach, alte Gebäude zu revitalisieren“, sagt Wolfgang Forster. Das „alte Gebäude“, das 1900 zweigeschossig gebaut wurde, acht Jahre später Richtung Spinnereistraße dreistöckig erweitert wurde und 1954 im ersten Bauabschnitt noch ein Stockwerk aufgesetzt bekam, sei in einem guten Zustand, so der 40-Jährige. „Die Bauherren haben sich an die Pläne gehalten, beim Stahl hat man damals auf gute Qualität geachtet.“
Die Pläne Forsters sehen für die unteren beiden Stockwerke Gewerbe vor, für das Erdgeschoss stellt er sich „am liebsten Geschäftsräumlichkeiten mit öffentlicher Nutzung“vor. Bekanntlich richtet der Wangener DRK-Kreisverband seinen „RotKreuz-Campus“samt Schulungsräumen im EG ein, eine Etage höher wird dann die DRK-Geschäftsstelle beheimatet sein. Richtung Kamin und „Neue Mitte“soll im südlichen Teil des Erdgeschosses neben einem kleinen Café auch eine Gastronomie mit Außenbewirtschaftung entstehen.
Sie soll laut Forster eine wichtige Funktion fürs Gebäude und das Viertel haben, aber „durch ihre besondere Atmosphäre auch Gäste von außerhalb anlocken“.
„Haus-in-Haus-Konzept“
Im ersten Obergeschoss stehen neben dem DRK schon eine Unternehmensberatung und ein technisches Planungsbüro als weitere Nutzer fest. Dort kann sich Wolfgang Forster auch eine Art „Shared office“
vorstellen, also Büroräume, die sich Firmen oder Freiberufler teilen können. 60 Prozent der insgesamt rund 4000 Quadratmeter gewerblicher Fläche seien bereits belegt. Vom Zwischengeschoss über dem ersten Stock wird zudem ein überdachter und verglaster Steg in knapp sieben Metern Höhe zur Quartiersgarage auf dem Gebiet der früheren Weberei führen. So können Gewerbetreibende wie auch Bewohner trockenen Fußes zu ihren Autos gelangen. Für Barrierefreiheit sorgen zwei Aufzüge in den bestehenden Treppenhäusern, ein zusätzliches Treppenhaus wird es auf der Südseite der Neuen Spinnerei, also Richtung Kanal, geben.
Das zweite Obergeschoss und das Dachgeschoss sind dem Wohnen vorbehalten. Entstehen werden insgesamt 21 Wohnungen – vom EinZimmer-Appartement mit 37 Quadratmetern bis hin zu sechs Zimmern auf zwei Stockwerken auf 270 Quadratmetern. Wegen der großen Gebäudebreite von 37 Metern soll die Neue Spinnerei durch Innenhöfe auch von oben Helligkeit bekommen. Umgesetzt werden soll der Wohnbereich durch ein „Haus-inHaus-Konzept“, heißt konkret: mit Wohnaufbauten in Holzständerbauweise. Das Konzept sieht weiter Laubengänge für die Bewohner vor, die zudem Freiflächen gemeinsam nutzen können. Die Hälfte der Wohnungen soll zur Vermietung sein. „Es herrscht eine riesige Nachfrage“, sagt Wolfgang Forster. „Aktuell sind nur noch wenige Wohnungen frei.“Die steuerliche Förderung über die Denkmalschutzabschreibung schaffe hier einen zusätzlichen Anreiz.
Die Baugenehmigungen sind bereits erteilt, so dass es noch in diesem Jahr mit den Arbeiten im Innern des Gebäudes losgehen kann. Zunächst werden Räume entkernt, Decken entfernt oder mit den Installationen begonnen. Im Frühjahr soll der Aufbau der Wohnungen beginnen, bis spätestens Ende 2020 soll alles fertig sein. Dann kann das „Herzstück“auf dem Erba-Areal wieder schlagen.