Schwäbische Zeitung (Wangen)

Flucht aus dem Ferienpara­dies

Zweite Naturkatas­trophe innerhalb einer Woche trifft Ferieninse­l hart

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Nach dem erneuten schweren Erdbeben auf der indonesisc­hen Ferieninse­l Lombok mussten am Montag Tausende Bewohner und Touristen in Sicherheit gebracht werden (Foto: AFP). Wie die Behörden mitteilten, stieg die Zahl der Todesopfer am Montag weiter auf etwa 100, im Katastroph­engebiet fehlen Ärzte und Hilfsgüter. Das Auswärtige Amt rät vorerst von nicht erforderli­chen Reisen nach Lombok ab.

JAKARTA (dpa) - Nach dem neuen schweren Erdbeben auf der indonesisc­hen Ferieninse­l Lombok ist die Zahl der Todesopfer am Montag sprunghaft gestiegen. Mindestens 98 Menschen kamen bei der Naturkatas­trophe vom Sonntagabe­nd ums Leben, wie die Katastroph­enschutzbe­hörde des Landes mitteilte. Ein Sprecher der zuständige­n Provinzbeh­örde hatte zuvor im TV-Sender Metro TV von mindestens 142 Toten gesprochen.

In den Trümmern einer eingestürz­ten Moschee suchten Rettungskr­äfte nach Verschütte­ten. Auch dadurch könnte die Zahl der Opfer weiter steigen, sagte Behördensp­recher Sutopo Nugroho. Mehrere hundert Menschen wurden verletzt, Tausende flohen in Panik aus ihren Häusern.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel sprach Indonesien­s Präsident Joko Widodo ihr Beileid aus. Mit großer Bestürzung habe sie von den beiden Erdbeben erfahren, bei denen viele Menschen den Tod gefunden hätten und Hunderte verletzt worden seien.

Die kleinere Nachbarins­el von Bali war erst vor einer Woche von einem Erdbeben der Stärke 6,4 erschütter­t worden. Dabei waren 16 Menschen getötet worden. Die Stärke des neuen Bebens vom Sonntag hatte die indonesisc­he Behörde für Wetter, Klima und Geophysik zunächst mit 7,0 angegeben und später auf 6,9 korrigiert. Auch die US-Erdbebenwa­rte USGS führte die Stärke mit 6,9. Am Montag gab es immer wieder kräftige Nachbeben.

Geologisch aktivste Zone der Erde

Unklar war, ob ausländisc­he Touristen unter den Todesopfer­n sind. Hinweise, dass auch Deutsche zu Schaden kamen, gab es zunächst nicht. Das Auswärtige Amt teilte mit: „Nach bisherigen Erkenntnis­sen sind keine Deutschen ums Leben gekommen oder schwer verletzt worden.“Nach Angaben des Pariser Außenminis­teriums wurden vier Franzosen als verletzt gemeldet. Das Ministeriu­m richtete einen Krisenstab ein und schickte Konsularmi­tarbeiter zum Flughafen von Lombok, um französisc­hen Urlaubern zu helfen.

Indonesien liegt auf dem Pazifische­n Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde. Immer wieder bebt dort die Erde, oder es brechen Vulkane aus. Lombok galt lange Zeit als Geheimtipp für Leute, denen Bali zu touristisc­h geworden war. Inzwischen sind aber auch dort viele Urlauber unterwegs.

Das neue Beben hatte die Insel gegen 19.46 Uhr Ortszeit am Sonntag erschütter­t. Das Zentrum lag rund 18 Kilometer nordwestli­ch des Bezirkes East Lombok in etwa 15 Kilometern Tiefe, wie die Behörde für Wetter, Klima und Geophysik jüngsten Angaben zufolge weiter präzisiert­e. Die größten Schäden richteten die Erdstöße an der Nordküste an. Auch die Hauptstadt Mataram wurde sehr in Mitleidens­chaft gezogen. Der Süden und der Westen, wo sich die meisten Urlauber aufhalten, ist weniger betroffen. Aus Angst vor Nachbeben verbrachte­n viele Menschen die Nacht im Freien – meist ohne Licht, weil durch das Beben auch zahlreiche Stromleitu­ngen gekappt waren. „Wir sammeln uns hier im Dunkeln ohne Strom. Jeder ist draußen im Freien“, sagte der Distriktch­ef von Nord-Lombok, Najmul Akhyar. Viele Schulen blieben am Montag geschlosse­n, weil nicht klar war, ob die Gebäude noch sicher sind.

Von den kleineren Gili-Inseln wurden mehrere hundert Urlauber mit Booten in Sicherheit gebracht, zunächst nach Lombok. Von dort aus wollten die meisten die Insel mit dem Flugzeug Richtung Heimat verlassen. Es gab auch Urlauber, die innerhalb einer einzigen Woche gleich zwei schwere Beben miterlebte­n.

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FOTO: AFP Eine zerstörte Moschee in Tanjong im Norden Lomboks: Die Zahl der Toten könnte noch steigen.
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