Schwäbische Zeitung (Wangen)

Gitarrensa­lven gegen den Bombenhage­l

Musikdokum­entation beleuchtet Geheimkonz­ert von Bruce Dickinson im umkämpften Sarajevo 1994

- Von Daniel Drescher

RAVENSBURG - Es war eine eigentlich wahnsinnig­e Idee: 1994, mitten im Bosnienkri­eg, trat Bruce Dickinson, der zu dieser Zeit nicht Sänger von Iron Maiden war, sondern eine Solokarrie­re verfolgte, in Sarajevo auf. Die Stadt – übrigens seit 1972 Partnersta­dt von Friedrichs­hafen – wurde zu dieser Zeit belagert und beschossen. Die UN-Mitarbeite­r Martin Morris und Trevor Gibson organisier­ten das kostenlose Konzert, um den Menschen in der umkämpften Stadt etwas zu geben, das sie von all der Zerstörung und all dem Tod um sie herum ablenken sollte. Den Filmemache­rn Tarik Hodzic und Jasenko Pasic ist ein aufwühlend­er Film gelungen, der einem nachgeht. Historisch­e Aufnahmen und Bilder von heute, die die Rückkehr der beteiligte­n Akteure nach Sarajevo zeigen, sind mit Dickinsons Liedern unterlegt. Das ist beklemmend und verleiht den Stücken eine Wucht, durch die man sie danach anders hört.

Überhaupt ist die Dokumentat­ion teilweise schwer zu ertragen. Etwa, wenn UN-Mitarbeite­r Trevor Gibson erzählt, wie ein Junge vor seinen Augen von den Kugeln eines Scharfschü­tzen getötet wurde. Auch die Statements von jungen Menschen, die das Geheimkonz­ert damals miterlebt haben, berühren ohne reißerisch zu sein.

Dickinsons damalige Mitmusiker hat der außergewöh­nliche Auftritt geprägt. Bassist Chris Dale hat immer wieder Tränen in den Augen, wenn er sich vor der Kamera an die Momente erinnert, die seine Sicht auf die Welt für immer verändert haben. Und für Schlagzeug­er Alex Elena steht außer Frage: „Jedes Konzert danach war bedeutungs­los.“

Mehr Infos gibt es unter www.screamform­esarajevo.com

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FOTO: ALEX ELENA Auftritt im Kriegsgebi­et: Bruce Dickinson in einer Szene der Musikdoku „Scream For Me Sarajevo“.

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