Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Tante Ju“hebt wie geplant zu Rundflügen ab

Absturz einer Ju-52 in der Schweiz bleibt ohne Folgen für die Rundflüge im Rahmen der Do Days

- Von Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Rundflüge mit der legendären „Tante Ju“, der „Grande Dame“der Luftfahrt, gehören zweifelsoh­ne zu den besonderen Attraktion­en der Do Days des Dornier-Museums. Und das sollen sie auch nach dem Absturz einer Maschine des gleichen Typs am Samstag in den Schweizer Alpen bleiben. „Wir haben keinen Grund finden können, warum wir an unseren Flügen etwas ändern sollten“, sagt Wolfgang Servay, Pressespre­cher der Deutsche Lufthansa Berlin Stiftung (DLBS), die die Rundflüge am kommenden Wochenende in Friedrichs­hafen anbietet.

Während die Ju-Air, zu deren Flotte die am Piz Segnas im Schweizer Kanton Graubünden abgestürzt­e Maschine gehörte, ihren Flugbetrie­b bis auf Weiteres eingestell­t hat, läuft jener der DLBS ganz normal weiter. Am Montag war die Ju-52 der DLBS in Nürberg unterwegs. Bei der Maschine, die auch in Friedrichs­hafen für Rundflüge eingesetzt werden soll, handelt es sich um den gleichen Typ. Sie ist allerdings noch drei Jahre älter. Ihren Jungfernfl­ug hatte die „Tante Ju“der DLBS 1936. Seit einer aufwändige­n Restaurier­ung Mitte der 1980er-Jahre wird sie für Rundflüge eingesetzt – mit rund 10 000 Passagiere­n pro Jahr. Die Flüge mit der Ju-52 gelten als Hauptattra­ktion im Flugangebo­t der Stiftung.

Einen Grund, den Betrieb einzustell­en oder vorübergeh­end auszusetze­n, sieht man bei der DLBS aktuell nicht. „Wir fliegen seit über 30 Jahren und sind uns trotz des schrecklic­hen Unglücks in der Schweiz sehr sicher, dass wir das auch weiterhin gut bewältigen können“, sagt Wolfgang Servay. Dass nach dem Absturz vereinzelt Nachfragen von Passagiere­n und auch Stornierun­gen eingegange­n sind, dafür zeigt Servay aber durchaus Verständni­s. Auf Stornierun­gsgebühren will die DLBS aus Kulanzgrün­den verzichten. Dass während der Do Days in der Maschine Plätze unbesetzt bleiben werden, ist aber auch eher unwahrsche­inlich. Die Nachfrage ist ungebroche­n groß. „Wenn ein Platz frei wird, ist der sofort wieder besetzt“, berichtet Servay. Die Hompage der DLBS wies am Montagnach­mittag für alle neun am Wochenende geplanten Flüge den Status „ausgebucht“aus.

Volles Vertrauen in die DLBS hat David Dornier, Direktor des Dornier-Museums, das die Do-Days veranstalt­et. „Die Verantwort­lichen haben ihre Hausaufgab­en gemacht“, sagt er. Anzeichen für technische Mängel an der Maschine oder dafür, dass die Piloten nicht ausreichen­d geschult seien, gebe es nicht. Deshalb bereitet der Gedanke an die Rundflüge am Wochenende Dornier auch keine Bauchschme­rzen. „Es ist natürlich extrem traurig, wenn ein solches Unglück passiert. Und als Pilot macht mich das sehr betroffen. Trotzdem würde ich ohne Bedenken selber in eine Ju-52 einsteigen. Es gibt keinen Grund, Angst zu haben“, sagt er. Flugunfäll­e seien immer auf die Verkettung unglücklic­her Umstände zurückzufü­hren. Generell sei die Ju-52 ein extrem sicheres Flugzeug, außerdem sei das Flugterrai­n am Bodensee sehr einfach im Vergleich zum Hochgebirg­e.

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FOTO: JOE RIMENSBERG­ER Neun Mal wird die „Tante Ju“der Deutsche Lufthansa Berlin Stiftung am Wochenende in Friedrichs­hafen zu Rundflügen starten.

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