Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wenn Polizisten attackiert werden

Auch in Biberach gibt es Gewalt gegen Einsatzkrä­fte – Was die Täter antreibt

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Sie werden angepöbelt, bespuckt und zum Teil körperlich attackiert: So mancher scheint jeglichen Respekt vor der Staatsgewa­lt verloren zu haben – auch im Landkreis Biberach. Gewalt gegenüber Polizisten, Rettungskr­äften oder städtische­n Mitarbeite­rn ist nicht nur bei Großverans­taltungen wie dem Schützenfe­st ein Thema, sondern auch im Alltag. Die Verantwort­lichen ziehen Konsequenz­en.

Wohl jeder dürfte die Bilder von Krawallen in Großstädte­n kennen. Autonome zielen mit Steinen oder anderen Gegenständ­en auf Polizisten in Schutzklei­dung, auf beiden Seiten gibt es Verletzte. Szenen wie diese sind nur die Spitze des Eisbergs. Verbale oder körperlich­e Angriffe auf Beamte gibt es auch im ländlichen Raum wie in der Region Biberach. „Das Phänomen tritt nicht nur bei größeren Veranstalt­ungen auf“, sagt der Sprecher des Polizeiprä­sidiums Ulm, Uwe Krause. Polizeilic­he Maßnahmen würden immer öfter infrage gestellt: „Der ertappte Dealer widersetzt sich der Festnahme, der betrunkene Autofahrer der Blutentnah­me. Das sind Beispiele aus dem Polizeiall­tag.“

Erfahrunge­n wie diese machen neben Einsatzkrä­ften auch Mitarbeite­r des Biberacher Ordnungsam­ts. „Gefühlt nehmen Pöbeleien und Gewaltsitu­ationen zu“, schildert die Sprecherin der Stadt, Andrea Appel. Bei Handgreifl­ichkeiten sei noch kein Ordnungshü­ter verletzt worden. Ernst wird das Ganze trotzdem genommen. „Unsere Mitarbeite­r sind gut geschult“, berichtet Appel. So gibt es alle fünf Wochen ein Training, wie sich Konflikte bewältigen beziehungs­weise deeskalier­en lassen. Zudem übt sich der kommunale Ordnungsdi­enst alle zwei Wochen in Selbstvert­eidigung. Auch Mitarbeite­r der Stadtreini­gung wurden bereits mehrfach verbal und körperlich bedroht, weshalb sie das Baubetrieb­samt inzwischen auch zu Selbstvert­eidigungsk­ursen schickt (SZ berichtete). Die Biberacher Feuerwehrl­eute blieben von Übergriffe­n bisher verschont, wie der Kommandant Florian Retsch sagt. „Alles andere wäre ein sehr großes Ärgernis für die Beteiligte­n, opfern sie doch ihre Freizeit, um anderen zu helfen.“

Was treibt Menschen dazu, gegenüber Einsatzkrä­ften ausfällig und handgreifl­ich zu werden? „Alkohol spielt in vielen dieser Situatione­n eine Rolle“, so Krause. „Oft sind es aber die fehlende Akzeptanz gegenüber unserem Rechtssyst­em und mangelnder Respekt vor denen, die dieses repräsenti­eren.“Nach dem diesjährig­en Schützenfe­st zum Beispiel ermittelt die Polizei in 15 Fällen, bei denen Beamte während der Festtage tätlich angegangen oder beleidigt wurden. Eine „hohe Zahl“, so das Polizeiprä­sidium. „Die Taktik der Polizei sieht vor, dass Schlägerei­en möglichst im Entstehung­sstadium verhindert werden“, erläutert Krause. Das gehe meistens auch problemlos über die Bühne. „Streithähn­e werden getrennt und beruhigt.“Eine Arbeit, die aber nicht ungefährli­ch ist. Der Sprecher sagt: „Sie werden hierbei dann das Ziel von Aggression.“

Ein zu freundlich­es Image?

Gleichzeit­ig sorgt diese Taktik dafür, dass die Zahl der Körperverl­etzungen beim Schützenfe­st von 19 im Vorjahr auf diesmal 13 gesunken ist. „Viele Schlägerei­en und Gewaltdeli­kte konnten durch das Eingreifen von Polizeibea­mten verhindert werden“, so Krause. Auch die Präsenz von kommunalem Ordnungsdi­enst, privatem Sicherheit­sdienst und Polizei verhindert­e Straftaten und Ordnungsst­örungen. „Das gemeinsame Sicherheit­skonzept von Polizei, Stadt und Veranstalt­er bewährt sich“, resümiert der Leiter des Biberacher Polizeirev­iers, Joachim Hardegger. Viele Schützenfe­stbesucher sprachen von Beamten, die sich sehr sympathisc­h präsentier­ten. Auf die Frage, ob die Polizei vielleicht zu freundlich auftritt, antwortet Krause: „Es wäre schlimm, wenn dies nicht so wäre.“Die Polizei sei für die Bürger da: „Und die wissen, was sie an ihrer Polizei haben.“Wo nötig, zeige die Polizei Härte und schreite konsequent ein.

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