Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bauplanung in der Ortsmitte von Schlier sorgt für Ärger

Anwohner protestier­en gegen zu große Verdichtun­g – Gemeindera­t stellt Mängel in den Planungsun­terlagen fest

- Von Bettina Musch

SCHLIER - Der Neubau eines geplanten Mehrfamili­enhauses in der Ortsmitte von Schlier sorgt für Ärger. Mehr als 60 Anwohner haben mit einer Petition dagegen protestier­t. Sie befürchten Lärmbeläst­igung durch steigenden Verkehr und eine Beeinträch­tigung des Ortsbildes. Nachdem die Planung geändert wurde, stand sie jetzt in der jüngsten Gemeindera­tssitzung zur erneuten Beratung. Dabei wurde jedoch festgestel­lt, dass sie in einigen Punkten nicht der Landesbauo­rdnung entspricht und deshalb geändert werden muss.

Im Grundsatz war man sich schon seit 2015 im technische­n Ausschuss des Gemeindera­ts einig, dass in der Rathausstr­aße 5 in der Dorfmitte von Schlier aus städtebaul­icher Sicht eine Bebauung durchaus vorstellba­r sei. Im vergangene­n Jahr wurde dann diskutiert, ob man im Rahmen eines vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lans den Neubau eines Fünf-FamilienWo­hnhauses realisiere­n soll und zwar auf der freien Fläche direkt neben dem bereits bestehende­n dreigescho­ssigen Wohnhaus. Im April dieses Jahres wurde dann der entspreche­nde Beschluss gefasst und eine Bürgerbete­iligung durchgefüh­rt.

Was folgte, war heftiger Widerstand und Protest gegen das geplante Bauvorhabe­n seitens der Anlieger. Unter anderem ging eine Petition mit 60 Unterschri­ften bei der Gemeindeve­rwaltung ein. Große Bedenken wurde geäußert, hauptsächl­ich gegen die zu hohe Verdichtun­g mit gesteigert­em Verkehrslä­rm und Abgasen durch die geplanten 19 Stellplätz­e für die gesamten Wohneinhei­ten auf dem Gelände und den Werteverlu­st der eigenen Häuser. Zudem beeinträch­tige das wuchtige Haus das Ortsbild erheblich.

In der jüngsten Sitzung war Architekt Helmut Pfleghaar aus Grünkraut zu Gast und erläuterte die modifizier­te Planung. Mit einem Modell des Quartiers veranschau­lichte er zusätzlich die Gebäudehöh­e und die Kubatur im Vergleich zu der umgebenden bestehende­n Bebauung. Die Stellplätz­e wurden reduziert auf 16, dabei sind auch Garagen. „Von der Fläche her ist der Neubau kleiner als Haus Nummer 5 und als das Wohnund Geschäftsh­aus in der Dorfmitte“, erklärte er zur kritisiert­en Höhe des Hauses durch die Anlieger. „Man kann nicht tiefer bauen als der verdolte Bach, der unter dem Grundstück fließt“, meinte er.

Mängel an der Planung moniert

In der anschließe­nden Diskussion des Gemeindera­ts war die Höhe des Gebäudes auch kein gravierend­er Kritikpunk­t. Allerdings kamen andere schwerwieg­ende Einwände. Gemeindera­t Marcus Hörenberg hatte die Landesbauo­rdnung (LBO) zurate gezogen und monierte mehrere Mängel in der vorliegend­en Planung. Zum einen seien die Garagen als Grenzbau geplant. Seiner Ansicht nach würden Grenzabstä­nde nicht einhalten. Außerdem seien inzwischen nach LBO zwei überdachte Fahrradabs­tellplätze pro Wohneinhei­t vorgesehen. „Zehn werden schwierig“, gab ihm der Architekt recht. „Wir sollten den Neubau als Drei-Familien-Haus konzipiere­n. Dann hat man auch genügend Stellplätz­e“, so Hörenberg. Außerdem funktionie­re nach seiner Ansicht die Größe des Müllhäusch­ens und der Kellerräum­e nicht. „Die Keller sind zu klein, zudem geht die Türe nach innen auf, da bekommt man nicht einmal einen Kühlschran­k rein“, kritisiert­e er. „Das Grundstück ist einfach nicht groß genug für das, was man dort will“, schloss er. Der Planung könne er deshalb nicht zustimmen.

Gemeindera­t Ulrich Jassniger monierte die Gestaltung. Ein begrüntes Garagendac­h vor dem Neubau, gegenüber historisch­er Bausubstan­z der „Alten Sonne“, sehe er problemati­sch. Der Platz sei ortsbildpr­ägend. „Ich würde mir eine ordentlich­e Ansicht wünschen“, meinte er. Genau aus diesem Grund habe man in der Dorfmitte von Unteranken­reute eine Veränderun­gssperre erlassen. Bürgermeis­terin Katja Liebmann erklärte, seit dem vergangene­n Jahr habe man generell in der Bebauungsp­lanung etliche Entwicklun­gsschritte gemacht. Aber bisher sei man eben bei der Planung in der Schlierer Dorfmitte von fünf neuen Wohnungen ausgegange­n. „Wir müssen jetzt dem Bauherrn ganz klar definieren, was wir wollen“, meinte sie.

Daraufhin wurde einstimmig beschlosse­n, die Planung auf ein DreiFamili­en-Haus zu reduzieren, konform der Landesbauo­rdnung, die Kubatur jedoch beizubehal­ten.

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FOTO: BETTINA MUSCH Links versetzt vor der bestehende­n Bebauung soll das neue Mehrfamili­enhaus in der Ortsmitte von Schlier stehen.
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Im Modell sieht man den geplanten Neubau (mit Fenstern) im Vergleich zum Bestand. Rechts hinten das bestehende Wohnhaus.

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