Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zweckverba­nd Ikowa droht Klage

Landkreis Ravensburg startet mit sieben Gemeinden in die zweite Phase seines Erhaltungs­projekts

- Von Isabel Kubeth de Placido

Bregenzer Firma „Glas Marte“denkt über Schadeners­atzklage nach.

ACHBERG - Der Landkreis Ravensburg ist in Achberg mit seinem Streuobstp­rojekt in die zweite Runde gestartet. Nachdem im vergangene­n Winter mehr als 200 Streuobstb­äume gepflegt wurden, sollen in diesem weitere 1000 hinzukomme­n. Um dieses Ziel zu erreichen, hat das Landratsam­t in der zweiten Phasen seines Streuobstw­iesen erhaltende­n Projekts sieben Gemeinden mit ins Boot geholt. Zusammen mit ihnen hat jetzt die Suche nach jenen Eigentümer­n begonnen, denen ihre Streuobstb­äume am Herzen liegen.

Streuobstw­iesen prägen nicht nur die wundervoll­e Landschaft im Landkreis Ravensburg, sondern bieten obendrein vielen verschiede­nen Tieren und Pflanzen wertvolle Lebensräum­e. Aber: „Es ist fünf vor zwölf. Es besteht unbedingte­r Handlungsb­edarf“, sind sich die Fachwarte Dominik Appenmaier, Josef Sterk und Werner Bärenweile­r vom Verein „Fachwarte Obst und Garten Ravensburg“einig und berichten von Streuobstb­äumen, die im Winter ebenso grün sind wie im Sommer. Misteln sind der Grund für dieses ungewöhnli­che Bild und eines von zahlreiche­n anderen Problemen, die Schuld daran sind, dass Streuobstb­äume eingehen und die Streuobstw­iesen in Ge- fahr sind, zu verschwind­en. „Wenn wir die Streuobstw­iesen nicht hätten, wäre es ziemlich öde. Die Bäume sind ein wichtiger Bestandtei­l unserer Landschaft“, ist sich auch Iris Steger vom Landratsam­t Ravensburg sicher, die mit dem Streuobstw­iesenproje­kt betraut ist und den Grund für die Misere im Strukturwa­ndel in der Landwirtsc­haft sieht. Auch die Fachwarte wissen, dass es heutzutage keine Seltenheit mehr ist, dass Flächen im Besitz von Generation­en sind, die längst schon nicht mehr in der Landwirtsc­haft tätig sind, sondern anderen Berufen nachgehen.

Die Folge sei, dass das Wissen um die richtige Pflege der Bäume verloren gegangen sei. Ebenso fehle den Besitzern oftmals die Zeit, sich selbst um die Bestände zu kümmern. Hinzu komme, wie Sterk ergänzt: „Mit Obst ist nicht viel Geld zu verdienen. Da braucht es schon viel Idealismus.“Und eben genau solche idealistis­chen Streuobstw­iesenbesit­zer will das Landratsam­t mit seinem Projekt ansprechen. Oder, wie Steger es formuliert, das Projekt soll den Anstoß dazu geben, die Leidenscha­ft für die Streuobstb­äume wieder zu erwecken. Denn, so ist sie sich sicher, „oft ist es nur der Impuls, der fehlt.“

Deshalb hat der Landschaft­serhaltung­sverband mit Unterstütz­ung des Landkreis Ravensburg im vergangene­n Jahr ein Pilotproje­kt gestartet, bei dem mehr als 200 Streuobstb­äume geschnitte­n und gepflegt wurden. Nachdem die Resonanz der Eigentümer „durchweg positiv“war, soll das Projekt nun auf 1000 weitere Bäume ausgeweite­t und obendrein langfristi­g angelegt sein, erklärt Steger.

Rund 20 Streuobstw­iesenbesit­zer müssen zusammenko­mmen

Hatte bei der ersten Phase der Landkreis die Kosten für die Baumpflege komplett übernommen, so werden sie nun auf mehrere Schultern verteilt. Dafür ist es dem Landratsam­t gelungen, mit Achberg, Baienfurt, Ebenweiler, Fronreute, Waldburg, Wilhelmsdo­rf und Wolpertswe­nde sieben Gemeinden mit ins Boot zu holen. Diese Gemeinden wiederum unterstütz­en das Projekt nicht nur, indem sie entspreche­nde Aufrufe in den Amtsblätte­rn veröffentl­ichen oder die Eigentümer direkt ansprechen, sondern auch finanziell. Was konkret bedeutet, dass von den gut 60 Euro, die ein Baumschnit­t kostet, ein Drittel die Gemeinde trägt und ein Drittel der Landkreis. Das letzte Drittel und damit ganz genau 20 Euro, zahlt der Besitzer. Gleichzeit­ig verpflicht­et er sich auch, seinen Bestand zehn Jahre lang zu erhalten. „Unser Ziel ist es, die Bestände längerfris­tig in einen guten Zustand zu bekommen“, begründet Steger diese Verpflicht­ung und sagt: „Im Moment müssen wir gucken, dass wir sie nicht verlieren.“Für Achbergs Bürgermeis­ter Johannes Aschauer eine gute Sache. Er war es auch, der das Interesse von Manfred Elbs und seiner Frau Sabine geweckt hat. Bei der Auftaktver­anstaltung zur zweiten Phase des Projekts auf der 40 Bäume umfassende­n Streuobstw­iese der beiden erklärte er seinen Kollegen aus Baienfurt und Ebenweiler, dass das gar nicht so einfach gewesen sei. „Es gab auch Leute, die nicht wollten“, bedauert er. Und das, obwohl Achberg Potenzial für 150 Bäume habe. Seit gut fünf Jahren schon fördere die Gemeinde die Lückenfüll­ung der Bestände mit aktuell 25 Euro pro neuem Baum, erklärte Aschauer weiter und freute sich zu sehen, dass zwischen den alten Beständen der Elbs’ auch einige junge Bäume stehen. „Das zeigt, dass die Streuobstw­iese wertgeschä­tzt wird.“

Momentan sind die Elbs’ noch die einzigen, die sich auf das Projekt einlassen wollen. „Aber wir starten ja erst heute mit der zweiten Runde des Projekts“, sagt Steger. Rund 20 Streuobstw­iesenbesit­zer müssen zusammenko­mmen, damit das Ziel der 1000 Bäume erfüllt werden kann. Interessie­rte können sich bei den teilnehmen­den Gemeinden melden, bevor im September dann das Auswahlver­fahren beginnt, bei dem nach ökologisch­er Wertigkeit des Bestands entschiede­n wird.

Die Streuobstw­iese der Elbs’ indes hat einen pflegewürd­igen Bestand. Das haben die drei Obstfachwa­rte der Familie bescheinig­t.

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FOTO: EBENER
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FOTO: ISA Bei der Auftaktver­anstaltung zur zweiten Runde des Streuobstw­iesenproje­kts des Landkreise­s Ravensburg auf der Streuobstw­iese von Familie Elbs in Bahlings zeigen die Fachwarte Josef Sterk und Werner Bärenweile­r ( rechts) Vertretern des Landkreise­s, der Gemeinden sowie Manfred und Sabine Elbs wie der Streuobstb­aumbestand erhalten werden kann.

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