Evangelische Stadtkirche wird 125 Jahre alt
Pfarrer Martin Sauer arbeitet an einem Kirchenführer und ist auf der Suche nach besonders alten Fotos
Jubiläumsfeier steht im Oktober an, Pfarrer sucht derzeit nach alten Bildern.
WANGEN - Wangens Protestanten blicken in diesem Jahr auf ein besonderes Datum: Am 19. Oktober 1893 wurde die evangelische Stadtkirche eingeweiht. 125 Jahre ist das also her. Grund genug, im Herbst zu feiern – aber auch, dieses Stück Wangener Kirchengeschichte Revue passieren zu lassen. Pfarrer Martin Sauer arbeitet derzeit deshalb an einem entsprechenden Führer, der zum Jubiläum erscheinen soll. Und er sucht dazu passende Fotografien aus alten Zeiten.
Einerseits gibt sich Martin Sauer recht bescheiden, was den bevorstehenden runden Geburtstag der Stadtkirche angeht: „Das ist kein großes Jubiläum, sondern eher ein kleines“, sagt er. Denn das Gebäude wird ja „nur“125 Jahre alt – und nicht etwa 100 oder 150.
Andererseits arbeitet der Geistliche seit seinem Start in Wangen im Jahr 2012 unter anderem daran, Kirche an sich zu öffnen. Dazu gehört auch, das Haus selbst stets offen für Besucher ist oder nicht-geistlich geprägte Veranstaltungen, wie zuletzt Teile der Wangener Kulturnacht, ins Haus zu holen. Dazu gehört aktuell aber auch, den Menschen das bevorstehende Jubiläum näher zu bringen.
So schlüpfte Sauer im Juli in das Gewand des württembergischen Königs Wilhelm II. und marschierte so gekleidet vorneweg beim Kinderfestumzug. Aus gutem Grund: Denn Protestant Wilhelm weilte am 19. Oktober 1893 mit seiner Gattin, Königin Charlotte, in Wangen zur Einweihung des damals neu erbauten Gotteshauses. Die optische Wandlung des Geistlichen im Juli diente also als Vorbote des Jubiläums – und Sauer bekennt: „Das hat wirklich Spaß gemacht.“
Derzeit hat sich der Pfarrer in Schriftstücke und Quellen zur Geschichte der Stadtkirche vertieft. Denn er arbeitet an einem Kirchenführer. Am 19. Oktober, zum Festabend anlässlich es Jubiläums soll er erscheinen – und zwei inhaltliche Schwerpunkte haben: historische Informationen und eine geistliche Komponente. Beispielsweise beschreibt er das Abendmahl und dessen Bedeutung.
„Dem Himmel so nah“
Entsprechend passend wirkt der Titel des Werks: „Dem Himmel so nah.“Baulich, weil die Stadtkirche an erhobener Stelle auf dem Kirchberg steht. Geistlich, weil der Satz eben die Verbindung zwischen dem Bauwerk und Gott verdeutlichen soll. Ins Bild passt da auch, dass der Turm der Stadtkirche auf dem 1920 von Rudolf Schäfer geschaffenen Gemälde rund um den Chorbogen optisch im Himmel verschwindet.
Martin Sauer hat in den vergangenen Monaten viel recherchiert, war zum Beispiel im landeskirchlichen Archiv sowie in jenem der Stadt und im Bauamt auf der Suche nach Un- terlagen. Zudem half die zum 100. Kirchengeburtstag von der evangelischen Kirchengemeinde herausgegebene Chronik zu Kirche und Gemeinde.
Was ihm noch fehlt, sind Fotos, vor allem alte. Denn der Kirchenführer soll bildstark daher kommen – und dazu gehören eben möglichst auch Aufnahmen aus den ersten Jahren nach der Einweihung. Wenngleich Sauer Realist ist: Fotos aus den Jahren vor 1920 zu bekommen, würde er als „reinen Zufall“bezeichnen.
Den Versuch startet er dennoch. Auch weil er zudem auf Bilder aus späteren Zeiten hofft – zumal die Kirche sich im Zuge mehrerer Renovierungen immer wieder (leicht) verändert hat (siehe Kasten). Besonders im Blick hat Sauer da Motive aus der Zeit von vor 1970. Und zwar solche, auf denen zwei ebenfalls von Rudolf Schäfer geschaffene Gemälde an den beiden Längsseiten des Kirchen- schiffs zu sehen sind. Die waren nämlich bei der damaligen Renovierung übertüncht worden.
Das geschah im Zuge der 68er-Bewegung, als nach Ansicht Sauers Historisches an Bedeutung verlor. Heute scheint das wieder anders zu sein. Denn der Pfarrer hat festgestellt: Zahlreiche Wangener verbinden Erinnerungen mit der evangelischen Stadtkirche, etwa frühere Konfirmanden. Auch deshalb ist er überzeugt: Kirche sei mehr als ein Gebäude oder der Ort, in dem Gottesdienste gefeiert werden. „Ganz viele sagen: Das ist meine Kirche.“
Wer ( alte) Fotos zur evangelischen Stadtkirche hat, kann sich direkt an Pfarrer Martin Sauer wenden. Postalisch beim evangelischen Pfarramt, Bahnhofplatz 6. Per Mail an martin. sauer@ elkw. de.