Ex-Radstar Ullrich festgenommen
Ex-Radprofi in Frankfurt festgenommen – Ermittlungen wegen Attacke auf Prostituierte
FRANKFURT (dpa) - Gegen Ex-Radprofi Jan Ullrich wird wegen des Verdachts des versuchten Totschlags und der gefährlichen Körperverletzung ermittelt. Der 44-Jährige wurde am Freitag vorläufig festgenommen, wie die Polizei mitteilte. Der frühere Spitzensportler sei verdächtig, eine Escort-Dame nach einem Streit in einem Frankfurter Hotelzimmer angegriffen zu haben.
FRANKFURT (SID/AFP/dpa) - Der geplante „Neustart“endete in einer Arrestzelle: Der frühere RadsportProfi Jan Ullrich ist am Freitagmorgen in Frankfurt wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung an einer Prostituierten vorübergehend festgenommen worden. Gegen den 44-Jährigen wurde zunächst wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Ullrich wurde allerdings am Freitagnachmittag wieder entlassen, weil „die Voraussetzungen für eine Inhaftierung nicht vorliegen“, wie es in einer gemeinsamen Presseerklärung der Staatsanwaltschaft und der Frankfurter Polizei hieß.
Der Ex-Sportler soll in dem Nobelhotel Villa Kennedy im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen mit der 31-Jährigen in einen Streit geraten sein und sie daraufhin attackiert haben. Ullrich soll die Escortdame so heftig gewürgt haben, „dass ihr schwarz vor Augen wurde“, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt, Nadja Niesen. Sie betonte, dass die Ermittlungen noch andauerten. Jan Ullrich habe bei seiner Festnahme mutmaßlich unter Alkoholsowie Drogeneinfluss gestanden und deswegen nicht gleich vernommen werden können, sagte eine Polizeisprecherin. Bei seiner Festnahme habe er auch Widerstand geleistet. Nachdem sich sein Zustand verbessert hatte, habe der 44-Jährige von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch gemacht.
Die Villa Kennedy ist auch das bevorzugte Quartier der Fußball-Nationalmannschaft in der Main-Metropole. Dort hatte sich Ullrich nach seiner Rückkehr nach Deutschland mit der Prostituierten getroffen. Ullrich war am Donnerstagabend aus Mallorca angereist, um hierzulande eine Therapie zu beginnen.
Nach derzeitigem Erkenntnisstand sieht die Staatsanwaltschaft „keinen dringenden Tatverdacht wegen versuchten Totschlags, sodass aktuell kein Antrag auf Erlass eines Haftbefehls gestellt wird“, hieß es in der Stellungnahme von Oberstaatsanwältin Nadja Niesen weiter.
„Das wird mein Neustart“
Voraussetzung für eine Untersuchungshaft ist ein Haftbefehl, dessen Erlass von der Staatsanwaltschaft beim Amtsgericht beantragt werden muss. Dafür müssen dringender Tatverdacht für ein erhebliches Delikt sowie ein Haftgrund (Flucht-, Wiederholungsoder Verdunklungsgefahr) bestehen. Nur wenn diese Voraussetzungen vorliegen und Verhältnismäßigkeit gegeben ist, kann Haftbefehl beantragt und eine Untersuchungshaft angeordnet werden.
Gefährliche Körperverletzung wird mit sechs Monaten bis zehn Jahren Gefängnis geahndet, solange keine verminderte Schuldfähigkeit oder Schuldunfähigkeit vorliegt. Ullrichs Anwalt Wolfgang Hoppe wollte sich zu den Vorwürfen gegen seinen Mandanten nicht äußern.
Nach Informationen der „Bild“Zeitung, die zuerst von der Festnahme berichtet hatte, seien in Ullrichs Hotelzimmer mehrere Gramm Rauschgift (weiße Substanz, Kokain oder Speed) sichergestellt worden. Das bestätigte die Polizei aber nicht.
Wenige Tage vor seiner Rückkehr nach Deutschland war Jan Ullrich auf der Urlaubsinsel Mallorca nach einem Zwischenfall auf dem Grundstück seines Nachbarn Til Schweiger vorübergehend festgenommen worden. Kurz vor seiner Abreise nach Deutschland sagte er der „Bild“: „Ich habe ein gutes Bauchgefühl, fühle mich wohl. Das wird mein Neustart.“
Ullrich hatte am Montag zugegeben, dass er sich in einer schweren Lebenskrise befindet. Er räumte den Konsum von Drogen ein und kündigte an, „aus Liebe zu meinen Kindern“eine Therapie beginnen zu wollen.