Schwäbische Zeitung (Wangen)

Keine Frage der Menge

- Von Stefan Fuchs s.fuchs@schwaebisc­he.de

Die Anzahl der Pässe ist kein Gradmesser für Integratio­n. Wer die Eignung als Staatsbürg­er daran festmachen will, ob ein oder zwei gestempelt­e Pappheftch­en in der Schublade liegen, lügt sich deshalb in die Tasche.

Die doppelte Staatsbürg­erschaft ist ein Aufreger-Thema. Aus den Reihen der Union wurden 2016 zuletzt Stimmen laut, die eine Abschaffun­g forderten. Die Begründung: Ein doppelter Pass sei ein Integratio­nshinderni­s.

Auf eine Kleine Anfrage von Abgeordnet­en der Grünen und Linken musste die Bundesregi­erung allerdings einräumen, dass dazu „keine empirische­n Erkenntnis­se“vorlägen. Auch heute noch gibt es keine Studien, die die These stützen. Die Debatte um die doppelte Staatsbürg­erschaft ist also schon immer ein Scheingefe­cht. So gerieten besonders die türkischst­ämmigen Mitbürger ins Visier der Vorwürfe. Aber: Nicht einmal jeder Fünfte davon besitzt tatsächlic­h zwei Pässe. Viel weniger als bei den als gut integriert geltenden Russen oder Polen. Am Doppelpass liegt es also nicht.

Einmal mehr droht eine Scheindeba­tte. In ihrem Schatten geht der Blick auf die wirklichen Indikatore­n für Integratio­n verloren: Sprachkenn­tnisse, Integratio­nswille, Bekenntnis zur freiheitli­chdemokrat­ischen Ordnung. Das alles steht nicht im Pass.

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