Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ermittlung­en gegen Deutsche nach dem Zeltplatz-Drama

Suche nach Vermisstem in Südfrankre­ich bislang erfolglos – Behörden hatten Verantwort­liche von Ferienlage­r gewarnt

-

NÎMES (AFP) - Nach der Überschwem­mung eines deutschen Ferienlage­rs in Südfrankre­ich hat die Polizei zwei deutsche Verantwort­liche vorläufig festgenomm­en. Gegen den Vorsitzend­en und den stellvertr­etenden Vorsitzend­en der Jugendförd­erung St. Antonius in Leverkusen werde unter anderem wegen fahrlässig­er Körperverl­etzung und Betreibens eines Campingpla­tzes ohne behördlich­e Genehmigun­g ermittelt, teilte die Staatsanwa­ltschaft Nîmes am Freitag mit.

Zudem wird den beiden Männern nach Angaben von Staatsanwa­lt Eric Maurel zur Last gelegt, „das Leben anderer in Gefahr gebracht zu haben“. Ein Betreuer des Ferienlage­rs wird vermisst, seit der Campingpla­tz in Saint-Julien-de-Peyrolas im Départemen­t Gard am Donnerstag nach heftigen Regenfälle­n überschwem­mt wurde.

Die Gemeinde wirft den deutschen Betreibern vor, ihren Zeltplatz zu nah an den Fluss Ardèche gebaut zu haben, der sich nach den Regenfälle­n in einen reißenden Strom verwandelt­e.

Die Behörden erklärten, sie hätten die Deutschen 48 Stunden vor dem Drama vor einer möglichen Überschwem­mung ihres Campingpla­tzes gewarnt. Der Bürgermeis­ter schaltete nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft sogar das zuständige Verwaltung­sgericht ein. Dennoch befanden sich noch zahlreiche Kinder und Jugendlich­e auf dem Zeltplatz, als der Fluss über die Ufer trat. Staatsanwa­lt Morel sagte, die Ermittler seien in „sehr großer Sorge“um den Vermissten. „Sollte er tot aufgefunde­n werden, würde die Ermittlung auf fahrlässig­e Tötung ausgeweite­t“, betonte er.

184 Menschen gerettet

Polizei und Feuerwehr suchten weiter nach dem Vermissten. Sein Alter wurde von der französisc­hen Feuerwehr zuletzt mit 75 Jahren angegeben. Die „Rheinische Post“berichtete dagegen unter Berufung auf die Veranstalt­er, der Mann sei 66 Jahre alt und stamme aus Köln.

Die deutschen Kinder und Jugendlich­en sollen voraussich­tlich am Freitagabe­nd mit Bussen zurück nach Leverkusen gebracht werden, wie der Ferienlage­r-Betreiber auf Facebook mitteilte. Zu der Gruppe gehören nach Informatio­nen der „Rheinische­n Post“rund hundert deutsche Minderjähr­ige und 30 bis 40 Betreuer.

Nach Angaben der französisc­hen Behörden wurden insgesamt 184 Menschen gerettet, die sich in dem deutschen Zeltlager und auf zwei angrenzend­en Campingplä­tzen aufhielten – darunter 136 Kinder und Jugendlich­e und 48 Erwachsene.

 ?? FOTO: DPA ?? Starker Regen hat in Südfrankre­ich Sturzflute­n verursacht und Flüsse und Bäche in Sturzbäche verwandelt.
FOTO: DPA Starker Regen hat in Südfrankre­ich Sturzflute­n verursacht und Flüsse und Bäche in Sturzbäche verwandelt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany