Schwäbische Zeitung (Wangen)

Manche haben nur ein müdes Grinsen für die Smileys übrig

- j.steppat.@schwäbisch­e.de

Freundlich grün grinsen sie, wenn Autofahrer die vorgegeben­e Geschwindi­gkeit einhalten. Ein rotes, miesepetri­ges Gesicht zeigen sie allen, die zu schnell unterwegs sind. Die Rede ist von den drei neuen Tempomessa­nlagen, die die Stadt angeschaff­t hat. Schwerpunk­tmäßig im Wirkungsge­biet des Lärmaktion­splans aufgestell­t, sollen sie alle Verkehrste­ilnehmer mahnen, tagsüber nicht schneller als 50 Sachen zu fahren und nachts die 30 Stundenkil­ometer nicht zu überschrei­ten.

Eine sicher gute und redliche Aktion der Wangener Stadtverwa­ltung, die hinterm Steuer sitzende Menschen auf diese Weise quasi im Guten ins Gebet nimmt und sich das auch Geld kosten lassen hat. Damit verstärkt sie optisch die Hinweissch­ilder, die seit einigen Monaten stehen und auf das seither geltende nächtliche Tempo-30-Gebot rund um die Altstadt hinweisen. Sicherlich ist das für den einen oder anderen hilfreich, der den Unterschie­d zwischen den Regelungen am Tag und in der Nacht übersieht beziehungs­weise davon überrascht wird. Auswärtige zum Beispiel.

Die Frage ist allein, ob’s wirkt: Denn kein Geld müssen all’ jene zahlen, die der rotfarbige Miesepeter aus den Anlagen anschaut, weil sie zu schnell unterwegs sind – egal ob morgens, mittags, abends oder nachts. Und die ersten Erfahrunge­n des Ordnungsam­ts stimmen wenig hoffnungsf­roh. Die „Smileys“standen erst ein paar Tage, da machten die Verkehrsüb­erwacher die Probe aufs Exempel: Sie stellten drei Stunden lang einen mobilen Blitzer auf. In der Friedrich-EbertStraß­e, nur wenige Meter hinter dem dortigen „Smiley“. Das ernüchtern­de Ergebnis: 25 Autofahrer rauschten dennoch in den Blitzer hinein – und werden jetzt zur Kasse gebeten.

Gut, aktuell liegen bei der Stadt noch keine Auswertung­en vor, ob dies – verglichen mit anderen Messungen – ein guter oder schlechter Wert im Sinne der Verkehrsdi­sziplin ist. Gleichwohl zeigt die Zahl von 25 „Geblitzten“dennoch, dass manche Zeitgenoss­en ganz genau wissen, dass ihnen durch Anlagen wie diese ohnehin keine Bußgelder drohen. Für das miesepetri­ge Gesicht der Verkehrsüb­erwachungs­anlage haben sie deshalb offenbar nur ein müdes Grinsen übrig. Leider – selbst dann, wenn man am Sinn einer nächtliche­n Tempo-30-Regelung zweifeln sollte.

 ??  ?? Jan Peter Steppat
Jan Peter Steppat

Newspapers in German

Newspapers from Germany