Schwäbische Zeitung (Wangen)

Nicht ohne meinen Speer

- Von Jürgen Schattmann

Was dem Reporter sein Schreib-, ist dem Athleten sein Sportgerät. Man kann es unterschie­dlich behandeln: Für Tom Hanks etwa war der Volleyball Wilson der beste Kumpel, er weinte ihm nach der Trennung monatelang nach, Roger Federer dagegen zertrümmer­te noch mit 21 zahllose Schläger, ehe er lernte, seine Energie positiv zu kanalisier­en (oder einfach nur: besser zu werden). Michael Jung liebt Sam geradezu, dank des Wallachs ging der Horber als goldigster und vielseitig­ster Pferdeflüs­terer der Welt in die Geschichte ein.

Wie das Verhältnis eines Werfers zu seinem Speer ist, ob er ab und an mit ihm rede wie ein Gärtner mit seinen Blumen, wollte der Schreibend­e von Thomas Röhler und Andreas Hofmann wissen. Die weltbesten Speerwerfe­r lachten, dann sagten sie, der Speer sei etwas unhandlich, um ihn überall mitzunehme­n, etwa ins Bett oder in den Urlaub. Ihn aus Wut zu zertrümmer­n sei zu teuer, das Karbongerä­t koste bis zu 1400 Euro. Ohnehin gehe er leicht kaputt, da reiche schon eine kleine Kollision, ein Steinchen, er könne sogar leicht pulverisie­rt werden. Röhler betonte, er pflege ein sehr rationales Verhältnis zu seinen Speeren. Hofmann sagte: „Wir streicheln sie nicht, aber wir achten sie.“Er etwa bevorzugt einen ungarische­n, Röhler einen skandinavi­schen Hersteller. Jedenfalls scheinen alle DLV-Cracks sehr speeraffin zu sein: Auch die Mehrkampf-Heros Arthur Abele und Carolin Schäfer warfen unendliche Weiten, ebenso Christin Hussong. Vermutlich hat unser Speertalen­t genetische Gründe, und das ist gut so. Sollte die Welt eines Tages zu einem von Fox News übertragen­en Survivalca­mp werden, würden wir Deutschen nicht verhungern, sondern via Speer den Fisch des Tages fangen.

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