Schwäbische Zeitung (Wangen)

Dresscode gilt auch bei großer Hitze

Was Mitarbeite­r, die im Sommer freizügige Kleidung bevorzugen, beachten müssen

- Von Simone Andrea Mayer

An heißen Sommertage­n greifen viele Menschen zu sehr freizügige­r Kleidung: Röcke und Hosen werden kürzer, viel Haut ist zu sehen. Hinzu kommen teils durchsicht­ige Stoffe sowie sehr knappe Schnitte. Vorteilhaf­t schaut das nicht immer aus. Und gerade am Arbeitspla­tz hinterläss­t dieses Verhalten oft einen schlechten Eindruck – in Branchen mit Kundenverk­ehr ist es gar meist tabu. Wie weit darf man also gehen, um die Grenzen des guten Stils nicht zu überschrei­ten?

Das ist natürlich von Branche zu Branche verschiede­n. Gibt es einen Dresscode wie bei Banken und Versicheru­ngen, können Mitarbeite­r diesen nicht eigenmächt­ig aufheben. Und er gilt auch bei mehr als 30 Grad, erklärt der Deutsche Anwaltvere­in (DAV) dazu. Wird es sehr heiß, kann oder sollte der Chef zwar die Regeln etwas lockern. Aber selbst dann ist davon auszugehen, dass übliche Konvention­en weiterhin gelten. Daher sollte sich laut DAV bei Hitze eher dezent kleiden, wer Kundenkont­akt hat oder in eher konservati­ven Unternehme­n arbeitet.

Nicht in konservati­ven Branchen

Frauen haben es hier ja vermeintli­ch einfacher: Sie ziehen kurze Röcke an oder tragen die gerade im Trend liegenden feinen Shorts, die durchaus noch zu den Business-Outfits zählen. Das geht doch, oder? Die Stilberate­rin Silke Gerloff aus Offenbach sieht das allerdings anders: „Die Kombi Shorts mit Blazer wirkt immer etwas sexy, daher geht sie definitiv nicht in konservati­ven Branchen.“Auch die Stilberate­rin Katharina Starlay aus Wiesbaden sagt: „Die kürzeste Rocklänge im Business liegt nach wie vor eine Handbreit über dem Knie.“

In legeren Start-ups oder in modeaffine­n Agenturen sieht das aber anders aus. Hier ist oft erlaubt, was gefällt – oder sogar gefragt, was auffällt. Auch in anderen Branchen lassen sich die Grenzen des Dresscodes an heißen Tagen im stickigen Büro und Geschäft schon mal ausreizen. Instinktiv greifen viele zu dünnen, kurzen und engen Kleidungss­tücken – ganz nach der Devise: je weniger Stoff, desto angenehmer.

Aber auch hier raten Experten: Der gute Ton sollte gewahrt bleiben, denn man muss Kollegen und Kunden nicht mit Nacktheit belästigen. Für den Modeberate­r Andreas Rose gibt es klare Regeln: „Auf keinen Fall trägt man bauchfrei im Berufslebe­n.“Auch die derzeit trendigen Kleidungss­tücke mit Cut-outs und die angesagten zerschliss­enen Hosen mit Löchern gehören nicht ins Büro und in einen Laden. „Hintern, Hüften und Busen nicht betonen“, rät Rose.

Stoff schützt vor Hitze

Der Annahme, dass sich der Alltag mit wenig Stoff auf der Haut angenehmer anfühlt, widerspric­ht Stilberate­rin Starlay. „Was dabei oft vergessen wird: Gerade in sehr heißen Ländern wie Indien wird eher mehr Kleidung getragen. Stoff schützt nämlich vor Hitze.“

Außerdem sind der ultraenge Minirock und die knappe Shorts meist weniger figurschme­ichelnd. Solche Stücke quetschen, drücken und betonen Problemzon­en, von denen quasi jeder welche hat. Nicht zu vergessen: Darin kann man sich auch nicht so gut bewegen oder elegant hinsetzen.

Und die Männer? Es gibt im Handel gerade vermehrt schicke Anzughosen in kurz. Das heißt aber nicht, dass sie auch ihren Durchbruch im Arbeitsleb­en haben sollten, findet Sebastian Schwarz vom Fachmagazi­n „Textilwirt­schaft“. Für Freizeit und Sport seien die Shorts okay. „Aber gerade am Arbeitspla­tz und in den meisten Büros haben kurze Hosen nichts zu suchen.“

Am Ende geht es beim guten Stil im Berufslebe­n auch um Kleinigkei­ten. Um Flip-Flops am Fuß etwa oder um den BH-Träger. Sicher ist es heute kein Staatsakt mehr, wenn er mal aus dem Oberteil herausblit­zt, dennoch gehört sichtbare Unterwäsch­e zu den letzten richtigen No-Gos im Berufslebe­n. Zumal sie sich leicht vermeiden lässt, entweder durch Trägeralte­rnativen aus dem Handel, die sich anklippen lassen, oder durch Spangen, die die Träger zusammenzi­ehen. Es existieren auch hausgemach­te Lösungen: Ins Oberteil genähte Schlaufen halten den Träger in der Innenseite – und eine Büroklamme­r macht aus zwei Trägern fix eine gekreuzte Variante. (dpa)

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FOTO: IMAGO Der ultraenge Minirock ist nicht in allen Branchen erlaubt.
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FOTO: DPA Lange Hosen und geschlosse­ne Schuhe sind für viele Männer auch bei großer Hitze Pflicht.

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