Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bibelgarte­n öffnet Pforten

Alle Pflanzen in diesem Pfärricher Kleinod kommen aus der Bibel.

- Von Claudia Bischofber­ger

AMTZELL - Einen ganz besonderen Garten hat sich Günter Bayer aus Pfärrich geschaffen. All die hier vorkommend­en Gewächse kommen in der Bibel vor.

Schon am Eingang des 200 Quadratmet­er großen Areals steht ein besonders schönes Exemplar eines Ginkgobaum­s. Er besticht durch sein sattes grünes Blätterkle­id und die typisch gefächerte­n Blätter.

Bayer erklärt, dass ein Ginkgobaum, selbst nachdem er abgebrannt sei, irgendwann wieder anfangen würde, zu blühen: „Und da er so unverwüstl­ich ist, gilt er als Lebensbaum.“Insgesamt wachsen in dem Garten über 90 Bibel-und Marienpfla­nzen. Es sei der erste Bibelgarte­n im Raum Oberschwab­en in dieser Größenordn­ung, sagt der Gartenfreu­nd. In Meersburg sei noch einer – der habe zwar mehr Pflanzen, sei aber vom Areal her kleiner. Auch Bad Wörishofen hat einen Bibelgarte­n – der habe aber weniger Pflanzen. Im Jahr 2014 hat Bayer mit 25 Pflanzen begonnen, diesen Garten zu gestalten. Nach und nach kamen immer mehr Gewächse dazu.

Die Marienpfla­nzen seien ganz besondere Pflanzen, findet der Aulendorfe­r. Sie stehen in Verbindung mit der Jungfrau Maria. Am 15. August, dem christlich­en Feiertag Mariä Himmelfahr­t, werden viele der Pflanzen von den Landfrauen zu Sträußen gebunden und nach der Messe für einen guten Zweck verkauft. Schon seit vielen Jahren käme der gebürtige Wangener Kardinal Walter Kasper in seine Heimat, um Urlaub zu machen und hielte an diesem Feiertag in der Kirche in Pfärrich die Messe (mehr zur Messe in Pfärrich siehe Kurz berichtet).

Auch die Insektenwe­lt beeindruck­t

Angelikawu­rzel, Mariendist­el oder Barbarakra­ut. Schon die Namensgebu­ng der Pflanzen weist auf Namen von Heiligen hin. Die meisten von ihnen gelten als Heilkräute­r, und fast für jedes Zipperlein würde hier ein Kraut wachsen. Rosen, Lavendel und Kamille bereichern den Garten nicht nur optisch, sondern verbreiten auch noch ihren unvergleic­hlichen Duft. Besonders die Apothekerr­ose. Sie sei die älteste kultiviert­e Duftrose und bereits im Jahr 1310 gezüchtet worden. Kapuzinerk­resse schleicht in leuchtende­m Orange ein Stück des Weges.

Seltene Bäume wie Goldulme und Goldakazie erheben sich in erfrischen­dem Grün aus dem Farbenmeer der Pflanzen. Und auch wenn wegen der anhaltende­n Trockenhei­t einige der Blumen es nicht geschafft haben, so hat Bayer doch zu jeder Pflanze ein interessan­tes Hintergrun­dwissen. Odermennig sei damals die Zahnbürste gewesen, oder am Hauhechel würden die Esel gerne knabbern. Zu jedem Gewächs gibt es eine Geschichte.

Doch nicht nur die Pflanzenvi­elfalt beeindruck­t. Die Insektenwe­lt, die hier die Blumen besucht, ist auch von einzigarti­ger Vielfalt. Hummeln, Bienen und Schmetterl­inge in allen Farben. Selbst das Taubenschw­änzchen flattert wie ein kleiner Kolibri an die Blumen heran und holt mit seinem langen Rüssel während dem Fliegen den Blütennekt­ar heraus.

300 Gäste kommen pro Saison zu Besuch

Sämtliche Pflanzen sind beschrifte­t. Immer wieder baumelt von einem Baum ein

Schild mit

Sprüchen und Weisheiten. Den

Abschluss der Führung bildet das kleine

Museum, das Günter Bayer im Eingangsbe­reich seines Wohnhauses eingericht­et hat. Hier findet man Steine, die von historisch­en Gebäuden stammen, Gemälde und Heiligenbi­lder, viele kleine Dinge, die mit den Jahren kostbar wurden. Somit schließt sich der Kreis von Natur-Kunst-Glaube.

Günter Bayer macht von Mai bis Oktober Führungen durch seinen Bibelgarte­n. In einer Saison würden rund 300 Menschen zu Besuch kommen, berichtet er. Durch den Eintrittsp­reis von 1,50 Euro finanziere er den Garten. Denn oft müssen neue Pflanzen gekauft werden, er habe Wasser-und Stromkoste­n. „Die Arbeit darf man dabei nicht rechnen“, meint er und blickt dennoch mit Stolz auf sein liebevoll geschaffen­es Stück Natur.

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FOTO: BISCHOFBER­GER
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FOTO: CLAUDIA BISCHOFBER­GER Neben den Gewächsen ist auch die Insektenwe­lt im Bibelgarte­n besonders vielseitig.
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Günter Bayer aus Pfärrich ist stolz auf seinen Garten.

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