Bibelgarten öffnet Pforten
Alle Pflanzen in diesem Pfärricher Kleinod kommen aus der Bibel.
AMTZELL - Einen ganz besonderen Garten hat sich Günter Bayer aus Pfärrich geschaffen. All die hier vorkommenden Gewächse kommen in der Bibel vor.
Schon am Eingang des 200 Quadratmeter großen Areals steht ein besonders schönes Exemplar eines Ginkgobaums. Er besticht durch sein sattes grünes Blätterkleid und die typisch gefächerten Blätter.
Bayer erklärt, dass ein Ginkgobaum, selbst nachdem er abgebrannt sei, irgendwann wieder anfangen würde, zu blühen: „Und da er so unverwüstlich ist, gilt er als Lebensbaum.“Insgesamt wachsen in dem Garten über 90 Bibel-und Marienpflanzen. Es sei der erste Bibelgarten im Raum Oberschwaben in dieser Größenordnung, sagt der Gartenfreund. In Meersburg sei noch einer – der habe zwar mehr Pflanzen, sei aber vom Areal her kleiner. Auch Bad Wörishofen hat einen Bibelgarten – der habe aber weniger Pflanzen. Im Jahr 2014 hat Bayer mit 25 Pflanzen begonnen, diesen Garten zu gestalten. Nach und nach kamen immer mehr Gewächse dazu.
Die Marienpflanzen seien ganz besondere Pflanzen, findet der Aulendorfer. Sie stehen in Verbindung mit der Jungfrau Maria. Am 15. August, dem christlichen Feiertag Mariä Himmelfahrt, werden viele der Pflanzen von den Landfrauen zu Sträußen gebunden und nach der Messe für einen guten Zweck verkauft. Schon seit vielen Jahren käme der gebürtige Wangener Kardinal Walter Kasper in seine Heimat, um Urlaub zu machen und hielte an diesem Feiertag in der Kirche in Pfärrich die Messe (mehr zur Messe in Pfärrich siehe Kurz berichtet).
Auch die Insektenwelt beeindruckt
Angelikawurzel, Mariendistel oder Barbarakraut. Schon die Namensgebung der Pflanzen weist auf Namen von Heiligen hin. Die meisten von ihnen gelten als Heilkräuter, und fast für jedes Zipperlein würde hier ein Kraut wachsen. Rosen, Lavendel und Kamille bereichern den Garten nicht nur optisch, sondern verbreiten auch noch ihren unvergleichlichen Duft. Besonders die Apothekerrose. Sie sei die älteste kultivierte Duftrose und bereits im Jahr 1310 gezüchtet worden. Kapuzinerkresse schleicht in leuchtendem Orange ein Stück des Weges.
Seltene Bäume wie Goldulme und Goldakazie erheben sich in erfrischendem Grün aus dem Farbenmeer der Pflanzen. Und auch wenn wegen der anhaltenden Trockenheit einige der Blumen es nicht geschafft haben, so hat Bayer doch zu jeder Pflanze ein interessantes Hintergrundwissen. Odermennig sei damals die Zahnbürste gewesen, oder am Hauhechel würden die Esel gerne knabbern. Zu jedem Gewächs gibt es eine Geschichte.
Doch nicht nur die Pflanzenvielfalt beeindruckt. Die Insektenwelt, die hier die Blumen besucht, ist auch von einzigartiger Vielfalt. Hummeln, Bienen und Schmetterlinge in allen Farben. Selbst das Taubenschwänzchen flattert wie ein kleiner Kolibri an die Blumen heran und holt mit seinem langen Rüssel während dem Fliegen den Blütennektar heraus.
300 Gäste kommen pro Saison zu Besuch
Sämtliche Pflanzen sind beschriftet. Immer wieder baumelt von einem Baum ein
Schild mit
Sprüchen und Weisheiten. Den
Abschluss der Führung bildet das kleine
Museum, das Günter Bayer im Eingangsbereich seines Wohnhauses eingerichtet hat. Hier findet man Steine, die von historischen Gebäuden stammen, Gemälde und Heiligenbilder, viele kleine Dinge, die mit den Jahren kostbar wurden. Somit schließt sich der Kreis von Natur-Kunst-Glaube.
Günter Bayer macht von Mai bis Oktober Führungen durch seinen Bibelgarten. In einer Saison würden rund 300 Menschen zu Besuch kommen, berichtet er. Durch den Eintrittspreis von 1,50 Euro finanziere er den Garten. Denn oft müssen neue Pflanzen gekauft werden, er habe Wasser-und Stromkosten. „Die Arbeit darf man dabei nicht rechnen“, meint er und blickt dennoch mit Stolz auf sein liebevoll geschaffenes Stück Natur.