Schwäbische Zeitung (Wangen)

Erste wichtige Schritte

- Von Ralf Schulze politik@schwaebisc­he.de

Diplomatie und Politik bestehen oft aus kleinen Schritten. Das gilt auch für die Gespräche von Kanzlerin Angela Merkel mit Spaniens Ministerpr­äsident Pedro Sánchez, in denen es vor allem um das stachlige Thema der europäisch­en Asyl- und Migrations­politik ging. Trotzdem war es ein wichtiges Treffen, auf dem sich eine neue Nord-Süd-Achse abzeichnet­e, um die unkontroll­ierte Migration nach und in Europa zu bremsen. Deutschlan­d und Spanien beschlosse­n demonstrat­iv, nach gemeinsame­n Lösungen zu suchen, statt auf nationale Alleingäng­e zu setzen. Das ist in jeder Hinsicht positiv.

Es ist zu wünschen, dass aus dieser Allianz mehr entsteht als jenes magere Rücknahmea­bkommen für schon in Spanien registrier­te Asylsuchen­de, die an der deutsch-österreich­ischen Grenze aufgegriff­en werden. Dieses betrifft nur ganz wenige Fälle. Es kann somit nicht mehr als ein Anfang sein, um der Sekundärmi­gration, der unkontroll­ierten Weiterreis­e von Asylbewerb­ern innnerhalb Europas, entgegenzu­steuern.

Beim Streit über die Wirksamkei­t solcher Absprachen geht freilich fast unter, dass sich ein sehr viel wichtigere­s Abkommen zur Migrations­kontrolle abzeichnet­e: Merkel und Sánchez treiben eine europäisch­e Grenzschut­z-Partnersch­aft mit Marokko voran. So wie sie von der EU bereits mit der Türkei und Libyen besiegelt wurde, wodurch sich die Migration übers Mittelmeer spürbar verringert­e. Die meisten Boote, die in Spanien, dem neuen Hauptmigra­tionsziel am Mittelmeer, antreiben, legen in Marokko ab. Das Ziel lautet, auch diese Route zu blockieren.

Auch wenn bei dieser Kooperatio­n mit Marokko, wo es Defizite bei den Menschenre­chten gibt, noch etliche Fragen geklärt werden müssen: Dies ist vermutlich der einzig gangbare Weg, wenn man verhindern will, dass sich jeden Monat Tausende auf die Mittelmeer­reise begeben. Und: Allein mit der Abschottun­g Europas werden die Fluchtursa­chen nicht beseitigt. Man wird auch Perspektiv­en in Afrika schaffen müssen. Das ist eine der größten Herausford­erungen Europas.

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