Schwäbische Zeitung (Wangen)

Dürre macht Heizöl teurer

Trotzdem kann sich ein Blick in den Heizölkell­er lohnen, um Geld zu sparen

- Von Mischa Ehrhardt

FRANKFURT - Den stärksten Ausschlag beim Preis für Heizöl geben die Rohölpreis­e auf den Weltmärkte­n. Und da sieht es für Verbrauche­r unschön aus. Denn die Ölpreise haben sich in den vergangene­n Monaten deutlich von ihren Tiefstände­n des vergangene­n Jahres erholt. In den vergangene­n zwölf Monaten haben sie sich grob verdoppelt. Immerhin lautet die gute Nachricht: Deswegen hat sich nicht auch gleich der Preis für Heizöl verdoppelt. Dennoch ist der Preisansti­eg beachtlich.

Lag der Preis für einen Liter im vergangene­n Jahr noch bei rund 57 Cent, sind es in diesem Jahr aktuell rund 77 Cent – ein Anstieg um satte 35 Prozent. „Die Preisschwa­nkungen bei Heizöl folgen den Mineralöln­otierungen an der Börse“, fasst Hans-Jürgen Funke zusammen, Geschäftsf­ührer des Verbandes für Energiehan­del Südwest-Mitte (VEH). Der Verband vertritt auch die Energiehän­dler in Baden-Württember­g.

An den Börsen wiederum spielen vor allem zwei Dinge beim Ölpreis eine Rolle: Das Angebot an weltweiten Ein Heizöl-Tankwagenf­ahrer betankt einen Erdtank eines Hauses mit Heizöl. Die Preise für Heizöl steigen derzeit – auch weil die Flüsse weniger Wasser führen.

Ölvorräten einerseits; anderersei­ts die Fördermeng­en. Und schließlic­h die Erwartunge­n, wie sich beides in Zukunft entwickeln wird. Deswegen spielen auch die geopolitis­chen Risiken in den Ölpreis hinein. Aktuell ist das beispielsw­eise die Perspektiv­e, dass Iran bald nicht mehr als Förderer am Weltmarkt zur Verfügung steht. Spätestens ab November nämlich gelten für das Land wieder Wirtschaft­ssanktione­n seitens der USA. Und die verfolgen das Ziel, dass Iran spätestens

dann kein Öl mehr in die Welt exportiert.

Interessan­terweise kommt aktuell aber noch ein anderes Phänomen hinzu, das Heizöl verteuert: Die lang anhaltende Dürreperio­de und starke Hitze. Die wirkt sich beim Heizöl vor allem auf Bundesländ­er und Städte aus, für die Heizöl auf Schiffen über die Flüsse zu Händlern und Verbrauche­rn kommt. Denn durch die Hitzewelle sind beispielsw­eise die Pegel des Rheins derart stark gesunken, dass die Schiffe nur noch etwa 40 Prozent ihrer normalen Ladung transporti­eren können. „Dadurch ist der Abnahmepre­is pro Liter in den vergangene­n Wochen um zwei bis drei Cent gestiegen“, stellt Hans Jürgen Funke fest. Die Logik ist einfach nachzuvoll­ziehen: Die Kosten für eine Schiffslie­ferung bleiben für die Energielie­feranten gleich, für das Volumen einer gewöhnlich­en Schiffslad­ung müssen sie nun aber zwei bis drei Schiffe bestellen, die das Öl dann tatsächlic­h liefern können.

Nicht zuletzt wegen der vergleichs­weise stark gestiegene­n Energiepre­ise haben sich Verbrauche­r in den vergangene­n Monaten damit zurück gehalten, Heizöl zu bestellen. Zudem liegt die Kontrolle der Füllmenge des Heiztanks im Keller bei Temperatur­en um 30 Grad oder darüber naturgemäß etwas ferner. Dennoch könnte sich ein Gedanke daran lohnen.

„Wir empfehlen unseren Kunden, den Preis regelmäßig zu beobachten und dabei auch den Tankfüllst­and nicht aus den Augen zu verlieren“, rät Heizölhänd­ler Bernd Schily vom VEH. „Bei Bedarf oder günstigen Preisen kaufen Sie dann lieber in kleineren Mengen“. Denn sollte es ihn einmal gegeben haben – den generell günstigen Sommerprei­s beim Heizöl, ihn gibt es nicht mehr. Dafür sind die Preise zu sehr von den Ölpreisen am Weltmarkt abhängig. Die wiederum haben erst vor wenigen Wochen, Anfang Juli, Jahreshöch­ststände erreicht.

Die Daten des VEH indes zeigen noch etwas anderes: In den vergangene­n 20 Jahren hat sich der Heizölverb­rauch in Deutschlan­d in etwa halbiert. Das liegt vor allem an neueren und sparsamere­n Heizungsan­lagen, aber auch besserer Dämmung in Gebäuden. Wer auf lange Sicht wirklich sparen will, sollte also über eine Modernisie­rung in diese Richtung nachdenken. Vor allem den Heizkessel sollte man sich dabei genau anschauen. „Die Sanierungs­maßnahme mit dem größten Effekt je investiert­em Euro ist die Modernisie­rung des Heizkessel­s“, meint Hans-Jürgen Funke. In der Tat kann der Verbrauche­r die Ölpreise am Weltmarkt nur äußerst begrenzt beeinfluss­en. Öl allerdings, das man gar nicht erst kaufen muss, ist immer eine Ersparnis. Und es nutzt dem Klima.

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