Hier sollen 250 Wohnungen entstehen
Der Stadtrat Lindenberg wird sich nach der Sommerpause mit dem Gierenbach befassen
LINDENBERG - Die Bagger haben das ehemalige Betriebsgebäude der Vorarlberger Kraftwerke (VKW) in der Sedanstraße platt gemacht. Der Neubau daneben ist bereits bezogen. Auch sonst wird sich in diesem markanten Bereich Lindenbergs etwas tun: Nach der Sommerpause soll der Stadtrat den Bebauungsplan für das neue Wohngebiet „Am Gierenbach“aufstellen. Im Frühsommer 2019 könnten hier die Arbeiten beginnen. Auch Aldi wird neu bauen. Alle drei Projekte hängen ein Stück weit zusammen, schließlich geht es um die Gestaltung eines Quartiers, in dem später einmal rund 750 Menschen leben werden. Sicher ist beispielsweise: Die Erschließungsstraße zum geplanten Wohngebiet hin wird zwischen Aldi und VKW-Gebäude verlaufen. Also dort, wo dieser Tage die Bagger tätig waren.
Das zentrumsnahe Baugebiet ist schon länger ein Thema. Die Stadt hatte einen Planungswettbewerb ausgeschrieben und im Juni 2016 einen Sieger gekürt. Das Architekturbüro aus Tübingen sieht auf einer Fläche von 25 000 Quadratmetern rund 250 Wohneinheiten vor, eine Mischung aus Reihen- und Geschosswohnungsbau. Die Gebäude sollen zwei- bis vierstöckig sein. Einfamilienhäuser wird es nicht geben. Diesen Plan, der auch auf der Homepage der Stadt zu sehen ist, haben Verwaltung und
Stadtrat weiterentwickelt – in nichtöffentlichen Sitzungen, weil private Belange betroffen sind. Denn Teile der Grundstücke sind in privatem Besitz.
In den Grundzügen soll der Bebauungsplan, der vom Büro Sieber (Lindau) ausgearbeitet wird, dem Siegerentwurf von 2016 entsprechen. Das sagte Stadtbaumeisterin Marlen Walser. Das Baugebiet werde Quartiercharakter haben, die Gebäude kleine Höfe bilden. In einem „Ankergebäude“könnten beispielsweise eine Art Café oder eine Praxis einziehen. Es soll einen Spielplatz geben und Tiefgaragen. „Das Gebiet soll komplett autofrei sein“, sagt sie.
Auch deshalb plant die Stadt die Errichtung eines Parkhauses – und zwar im Bereich zwischen Aldi und Gymnasium. Das ist möglich, weil der Discounter im Zuge seiner Neubaupläne nach vorne in Richtung Sedanstraße rücken will. Dessen Parkplatz wird künftig nur über die Erschließungsstraße zugänglich sein, welche wiederum über einen neuen Kreisverkehr an die Sedanstraße angebunden wird. Das soll Staus im Kreuzungsbereich verhindern. „Der Kreisel wird aber wohl als letztes erstellt werden“, sagt die Stadtbaumeisterin.
Dass sich das Verfahren so in die Länge gezogen hat, hängt auch mit den unterschiedlichen Besitzverhältnissen zusammen. Die Stadt hat viele Gespräche führen müssen, weil es erstmals seit Jahrzehnten in Lindenberg wieder ein sogenanntes Umlegungsverfahren gibt. Das betrifft die Zuteilung der neu entstehenden Baulandfläche. Alle Besitzverhältnisse werden sozusagen in einen Topf geworfen, auf die entstehende Wohnfläche umgerechnet und dann wieder anteilsmäßig verteilt. Das Umlegungsverfahren läuft parallel zum normalen Bauleitverfahren und ist „etwas kompliziert“, sagt die Stadtbaumeisterin.
Wer die Grundstücke letztlich bebauen wird, ob private Bauträger oder eine Gesellschaft wie die GKWG, ist noch völlig offen. Das entscheiden letztlich die jeweiligen Grundeigentümer. Der Stadt ist daran gelegen, dass bezahlbarer Wohnraum entsteht – doch für den Kauf oder Miete ist sie nicht der Ansprechpartner. „Die Stadt schafft nur die Grundlage, dass gebaut werden kann“, stellt Walser heraus.
Wenn es nach ihr geht, dann soll sich der Stadtrat nach der Sommerpause mit dem Bebauungsplan beschäftigen – vermutlich im Oktober. Danach dürfte es sechs bis acht Monate dauern, bis die ersten Arbeiten starten können. Immerhin: Ein Teil des Prüfungsverfahrens hat schon begonnen. Die Stadt hat die „Wartezeit“dazu genutzt, die Behörden frühzeitig am Bebauungsplan zu beteiligen und deren Anregungen einzuarbeiten.
„Das Gebiet soll komplett autofrei sein.“Stadtbaumeisterin Marlen Walser
zum neuen Wohngebiet.
„Aldi steht in den Startlöchern“, sagt Stadtbaumeisterin Marlen Walser. Sobald die Erschließung am Gierenbach beginnt, könnte auch Aldi sein Vorhaben umsetzen. Während der Abriss- und Neubauphase dürfte es ein Zelt geben.
Der Bauausschuss des Stadtrates hatte eine Bauvoranfrage im Januar positiv beschieden. Demnach soll die Verkaufsfläche von 1072 auf rund 1400 Quadratmeter wachsen. (bes)