Ersatzteillager wird zur Steinmanufaktur
SZ-Serie zur Erba: Steffi Schneider, Steinmetzmeisterin und Restauratorin, saniert einstiges Magazin-Gebäude
Steinmetzmeisterin und Restauratorin saniert einstiges Erba-Magazin.
WANGEN - Es wurde 1878 erbaut, und es war in den 1990er-Jahren das letzte Gebäude auf dem Areal der einstigen Erba-Baumwollspinnerei, welches noch genutzt wurde: das Magazin. In dem früheren Ersatzteillager für Weberei-Maschinen will die Opfenbacherin Steffi Schneider nun ihre Steinmanufaktur einrichten – als ein Ort des Arbeitens und Wohnens. Das ambitionierte Projekt soll spätestens Ende 2020 umgesetzt sein.
Die Steinpaletten vor dem denkmalgeschützten Haus mit dem Satteldach lassen erahnen, was aus dem Gebäude auf dem Erba-Areal später einmal werden soll. Den letzten Hinweis gibt das kleine Metallschild auf der hölzernen Schiebetür. „Steinmanufaktur Steffi Schneider“steht darauf, dazu eine Faust als Symbol für „Stein“und ein Scheren-Symbol aus zwei Fingern als Zeichen für „Handarbeit“. „Ich habe schon seit langem nach etwas Eigenem gesucht“, sagt die 41-jährige, in Lindau geborene Restauratorin und Steinmetzmeisterin, die sich seit vier Jahren in Opfenbach mit anderen Handwerkern eine gemietete Werkstatt teilt. Es sollte etwas zum Wohnen und Arbeiten, und es sollte etwas Authentisches sein. Die Ausschreibung der Stadt Wangen zu den Erba-Gebäuden vor gut zwei Jahren kam daher wie gerufen. Schneider: „Hier habe ich überall Sandsteingemäuer um mich herum, eine bessere Werbung kann es für mich eigentlich nicht geben.“
Gebaut wurde Schneiders künftiges Zuhause im Jahr 1878, damals als einstöckiges Kesselhaus. Später wurde es zur Schlosserei umfunktioniert, Anfang des 20. Jahrhunderts dann aufgestockt und als Magazin genutzt, konkret: als Ersatzteillager für die Maschinen in der Weberei. In den 1950er-Jahren wurde der noch heute funktionierende Aufzug eingebaut. Rund 40 weitere Jahre tat das denkmalgeschützte Haus seinen Dienst als Lager, und war damit das am längsten genutzte Gebäude auf dem Erba-Areal. Lange Zeit standen nur noch die Holzregale für die einstigen Maschinenteile auf den insgesamt drei Stockwerken, vor wenigen Jahren ließ die Stadt den einsturzgefährdeten, nachträglichen Anbau abreißen.
Geht es nach Steffi Schneider, dann soll bis Ende 2020 ein neuer Geist durch das Gebäude wehen. Wenn die erste Zwischendecke raus ist, entsteht im Erdgeschoss die neue Werkstatt mit einer Höhe von fünf Metern. Darüber will sie sich ihre Betriebswohnung einrichten. Die Grundfläche von 14 auf 16 Metern soll für eine zweite Gewerbeeinheit geteilt werden. „Im Idealfall ebenfalls mit einer darüber liegenden Wohnung, die dann vermietet wird“, so Schneider.
Zusammen mit einem Architekten ändert die 41-Jährige derzeit die Pläne ab, sie werden dann spätestens bis September als Teil des Bauantrags an die Stadt Wangen und parallel hierzu ans Denkmalschutzamt weitergeschickt. „Ich hoffe, dass die Baugenehmigung noch 2018 durchgeht und ich 2019 anfangen kann“, sagt die Steinmetzmeisterin, die bei dem gesamten Projekt eine Investitionssumme im hohen sechsstelligen Bereich schultern muss. Das ist der Preis für eine neue, „authentische“Heimat mit handwerklich-historischem Flair.
„Hier habe ich überall Sandsteingemäuer um mich herum.“Die Steinmetzin Steffi Schneider über den Reiz des Gebäudes