Bewässerungssäcke sollen Bäume über Dürre hinweg helfen
Anschaffung des städtischen Bauhofs besonders in der Haid zu sehen – Erste Exemplare sind durch Vandalismus zerstört worden
WANGEN - Not macht erfinderisch, lautet ein altes Sprichwort. Und die anhaltende Trockenheit auch: So setzt der städtische Bauhof seit vergangener Woche Bewässerungssäcke ein, um vor allem jungen Bäumen Nässe zuführen zu können. Leiter Martin Blum erhofft sich für seine Kollegen durch die Neuanschaffungen eine Zeitersparnis bei der Pflanzenpflege.
Schon im vergangenen Jahr habe der Bauhof mit den in der Fachsprache „Treegator“genannten Säcken einen Testlauf gemacht. Damals war man am Ende aber nicht unbedingt begeistert: „Das sieht verboten aus und ist eine ästhetische Katastrophe“, sagt Martin Blum auch heute noch.
Dennoch hat die Stadt jetzt rund 100 dieser Säcke angeschafft. Zum einen, weil sie funktionieren, zum anderen, weil sie „Druck rausnehmen“, so Blum. Denn seine Mitarbeiter haben angesichts der vergangenen trockenen Monate derzeit alle Hände voll zu tun, um Bäume und Grünflächen zu gießen.
Vor allem jüngeren Bäumen wurden deshalb jetzt Bewässerungssäcke rund um die Wurzeln angelegt. Nicht nur in der Haid, wo sie besonders augenfällig sind, sondern im ganzen Stadtgebiet. Mit rund 50 Litern befüllt, sickert das Wasser aus den Säcken ins Erdreich und führt den Wurzeln auf diese Weise Nässe zu. Das reiche dann für rund eine Woche, so Blum. Ältere Bäume würden hingegen weiter per Hand gegossen. Zwei Bauhof-Fahrzeuge seien unter anderem deshalb „im Dauereinsatz“, berichtet der Leiter.
Erstmals gesehen hatte Martin Blum die Säcke bei einem Gemeinderatsbesuch auf dem Gelände der diesjährigen Landesgartenschau in Lahr. Und auch generell macht man sich im Bauhof Gedanken, wie es mit der künstlichen Bewässung städtischer Flächen weiter geht. Denn eines ist für Martin Blum klar: Lang anhaltende Trockenperioden wie in diesem Jahr wird es nach seiner Einschätzung in Zukunft immer wieder mal geben. Eine Idee sei da beispielsweise entlang von Baumreihen Wasserschläuche zu legen.
Denn die Säcke begeistern Blum nicht nur optisch wenig. Zugleich sind sie offenbar anfällig für Vandalismus: Bereits wenige Tage nach der Erstinstallation hatten Unbekannte drei Exemplare zerstört. Mutwillig, davon geht Blum aus, denn: „Sie waren eindeutig mit einem Messer aufgeschlitzt.“Das ist nicht nur ärgerlich und verursacht Mehrarbeit. Zudem falle dies finanziell ins Kantor, sollte derlei in Zukunft öfter vorkommen. Hintergrund: Wer im Internet nachschaut, stellt fest, dass sich der Einzelpreis auf rund 20 Euro beläuft.
Ungeachtet dessen hoffen die Bauhof-Mitarbeiter beim Kampf gegen die Trockenheit endlich auf Hilfe von „oben“. Um die fehlende Feuchtigkeit auszugleichen, bräuchte es jetzt im Idealfall mal einen zwei- bis dreitägigen Dauerregen, erklärt Martin Blum.
Dabei bewertet er die Situation in Wangen und Umgebung im Vergleich zu anderen Regionen noch als vergleichsweise glimpflich. Wegen des guten Grundwasserspiegels einerseits, aber auch wegen der ab und zu doch fallenden Niederschläge, wie etwa am Montagmittag.
Dieser Regen reicht für die Pflanzenwelt allerdings beileibe nicht aus. Aus Sicht des Bauhofs stellen vor allem die großen, nicht beschatteten Rasenflächen der Sportplätze ein Problem dar. Da das Wasser aus Zisternen für diese oft nicht mehr lange, müsse der Bauhof nach Blums Angaben immer wieder auch die städtische Wasserversorgung „anzapfen“.
Die Bäume hingegen seien – ungeachtet der laufenden „Treegator“Aktion „in einem „relativ guten Zustand“. Allerdings mache sich die Trockenheit auch unter ihnen bemerkbar: Dass sie jetzt, Mitte August, schon gelbe Blätter fallen lassen, habe mit der Dürre zu tun. Oder wie Martin Blum es ausdrückt: „Sie spielen Herbst.“
„Sie spielen Herbst.“Bauhofleiter Martin Blum zum Grund, warum einige Bäume schon jetzt gelbe Blätter fallen lassen.