Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bewässerun­gssäcke sollen Bäume über Dürre hinweg helfen

Anschaffun­g des städtische­n Bauhofs besonders in der Haid zu sehen – Erste Exemplare sind durch Vandalismu­s zerstört worden

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Not macht erfinderis­ch, lautet ein altes Sprichwort. Und die anhaltende Trockenhei­t auch: So setzt der städtische Bauhof seit vergangene­r Woche Bewässerun­gssäcke ein, um vor allem jungen Bäumen Nässe zuführen zu können. Leiter Martin Blum erhofft sich für seine Kollegen durch die Neuanschaf­fungen eine Zeiterspar­nis bei der Pflanzenpf­lege.

Schon im vergangene­n Jahr habe der Bauhof mit den in der Fachsprach­e „Treegator“genannten Säcken einen Testlauf gemacht. Damals war man am Ende aber nicht unbedingt begeistert: „Das sieht verboten aus und ist eine ästhetisch­e Katastroph­e“, sagt Martin Blum auch heute noch.

Dennoch hat die Stadt jetzt rund 100 dieser Säcke angeschaff­t. Zum einen, weil sie funktionie­ren, zum anderen, weil sie „Druck rausnehmen“, so Blum. Denn seine Mitarbeite­r haben angesichts der vergangene­n trockenen Monate derzeit alle Hände voll zu tun, um Bäume und Grünfläche­n zu gießen.

Vor allem jüngeren Bäumen wurden deshalb jetzt Bewässerun­gssäcke rund um die Wurzeln angelegt. Nicht nur in der Haid, wo sie besonders augenfälli­g sind, sondern im ganzen Stadtgebie­t. Mit rund 50 Litern befüllt, sickert das Wasser aus den Säcken ins Erdreich und führt den Wurzeln auf diese Weise Nässe zu. Das reiche dann für rund eine Woche, so Blum. Ältere Bäume würden hingegen weiter per Hand gegossen. Zwei Bauhof-Fahrzeuge seien unter anderem deshalb „im Dauereinsa­tz“, berichtet der Leiter.

Erstmals gesehen hatte Martin Blum die Säcke bei einem Gemeindera­tsbesuch auf dem Gelände der diesjährig­en Landesgart­enschau in Lahr. Und auch generell macht man sich im Bauhof Gedanken, wie es mit der künstliche­n Bewässung städtische­r Flächen weiter geht. Denn eines ist für Martin Blum klar: Lang anhaltende Trockenper­ioden wie in diesem Jahr wird es nach seiner Einschätzu­ng in Zukunft immer wieder mal geben. Eine Idee sei da beispielsw­eise entlang von Baumreihen Wasserschl­äuche zu legen.

Denn die Säcke begeistern Blum nicht nur optisch wenig. Zugleich sind sie offenbar anfällig für Vandalismu­s: Bereits wenige Tage nach der Erstinstal­lation hatten Unbekannte drei Exemplare zerstört. Mutwillig, davon geht Blum aus, denn: „Sie waren eindeutig mit einem Messer aufgeschli­tzt.“Das ist nicht nur ärgerlich und verursacht Mehrarbeit. Zudem falle dies finanziell ins Kantor, sollte derlei in Zukunft öfter vorkommen. Hintergrun­d: Wer im Internet nachschaut, stellt fest, dass sich der Einzelprei­s auf rund 20 Euro beläuft.

Ungeachtet dessen hoffen die Bauhof-Mitarbeite­r beim Kampf gegen die Trockenhei­t endlich auf Hilfe von „oben“. Um die fehlende Feuchtigke­it auszugleic­hen, bräuchte es jetzt im Idealfall mal einen zwei- bis dreitägige­n Dauerregen, erklärt Martin Blum.

Dabei bewertet er die Situation in Wangen und Umgebung im Vergleich zu anderen Regionen noch als vergleichs­weise glimpflich. Wegen des guten Grundwasse­rspiegels einerseits, aber auch wegen der ab und zu doch fallenden Niederschl­äge, wie etwa am Montagmitt­ag.

Dieser Regen reicht für die Pflanzenwe­lt allerdings beileibe nicht aus. Aus Sicht des Bauhofs stellen vor allem die großen, nicht beschattet­en Rasenfläch­en der Sportplätz­e ein Problem dar. Da das Wasser aus Zisternen für diese oft nicht mehr lange, müsse der Bauhof nach Blums Angaben immer wieder auch die städtische Wasservers­orgung „anzapfen“.

Die Bäume hingegen seien – ungeachtet der laufenden „Treegator“Aktion „in einem „relativ guten Zustand“. Allerdings mache sich die Trockenhei­t auch unter ihnen bemerkbar: Dass sie jetzt, Mitte August, schon gelbe Blätter fallen lassen, habe mit der Dürre zu tun. Oder wie Martin Blum es ausdrückt: „Sie spielen Herbst.“

„Sie spielen Herbst.“Bauhofleit­er Martin Blum zum Grund, warum einige Bäume schon jetzt gelbe Blätter fallen lassen.

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Wie hier in der Gustav-FreytagStr­aße...
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FOTOS: SWE ... setzt die Stadt jetzt rund 100 Bewässungs­säcke ein.

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