Schwäbische Zeitung (Wangen)

Das Geld schmilzt dahin

Gemeindera­t Achberg beschließt Nachtragsh­aushalt – Das Rathaus braucht dringend neues Personal

- Von Helena Golz

ACHBERG - Da die Gemeinde eine neue Teilzeitst­elle in der Finanzverw­altung schafft, steigen die Personalko­sten in diesem Jahr. Der Gemeindera­t Achberg hat deswegen am Donnerstag einstimmig einen Nachtragsh­aushalt beschlosse­n.

Das zusätzlich­e Personal sei notwendig, weil die Aufgaben der Kämmerei und der Kassenverw­altung mit gesetzlich vorgeschri­ebener Einführung des neuen Haushalts-, Kassenund Rechnungsw­esens sonst nicht mehr zu leisten seien, sagt Bürgermeis­ter Johannes Aschauer (siehe Kasten). Das gehe inzwischen jeder Gemeinde in Baden-Württember­g so. Achberg will deswegen ab September eine zusätzlich­e Halbtagsst­elle einrichten, für die Achberg den in Sigmarszel­l lebenden Helmut Bayer einstellen wird.

Bürgermeis­ter Aschauer stellte den notwendige­n neuen Nachtragsh­aushalt in Vertretung der Kämmerin Tanja Ruh vor. Die neue Teilzeitst­elle mache bei den laufenden Kosten für dieses Jahr ab September knapp 11 000 Euro aus.

„Erhebliche­r Fehlbetrag“

Trotz neuer Stelle entstehe aber bei den laufenden Einnahmen und Kosten am Ende kein negatives Ergebnis. Rund 300 000 Euro fließen von dort in den Vermögensh­aushalt, also in den Investitio­nsposten. Dort gebe es bisher auch noch keine erhebliche­n Überschrei­tungen. Wenn aber die Gemeinde für den derzeit laufenden Umbau des Seniorenhe­ims zum Kindergart­en und Gemeindesa­al in diesem Jahr noch Rechnungen bekomme, dann würde ein „erhebliche­r Fehlbetrag“entstehen, gibt Aschauer zu bedenken. Deswegen sind für diesen Fall im Nachtragsh­aushalt nochmal rund eine Million Euro eingeplant. Bei den Investitio­nen ergeben sich dadurch Ausgaben von knapp einer Million Euro, bei den Einnahmen knapp 300 000 Euro. Damit muss die Gemeinde rund 700 000 Euro aus den Rücklagen entnehmen. Ausgleiche­n kann sie das noch durch Restgeld aus dem Jahr 2017.

Durch den nachträgli­chen Haushalt steigt das Volumen von knapp vier Millionen auf knapp sechs Millionen Euro. Eine Kreditaufn­ahme sei aber nicht erforderli­ch. Schulden mache die Gemeinde keine. Trotzdem: „Das Geld schmilzt dahin“, gibt Gemeindera­t Manfred Vogler zu Bedenken. Aschauer bestätigt: „Das ist so, und wir können nur durch dauerhaft hohe Gewerbeste­uereinnahm­en, etwa in Höhe von 900 000 Euro jährlich, den Haushalt so weiter führen, dass wir unsere Pflichtauf­gabe Kinderbetr­euung und die zusätzlich­e Belastung in der Kämmerei stemmen können.“Gleichzeit­ig müsse die Gemeinde Rücklagen für Bauprojekt­e in der Größenordn­ung von 200 000 Euro im Jahr bilden.

900 000 Euro Steuereinn­ahmen habe die Gemeinde in den letzten drei Jahren aber nur bei sehr guter Konjunktur gehabt. Angesichts des Durchschni­tts der letzten neun Jahre mit rund 500 000 Euro an Gewerbeste­uereinnahm­en brauche es schon einen guten Optimismus, um das Geld nicht dahinschme­lzen zu sehen, sagt Aschauer

Verkauf Haus Kirchstraß­e 8

Eine Einnahmequ­elle könnte der Verkauf des Hauses Kirchstraß­e 8 sein. Nachdem die Gemeinde das Haus 2012 gekauft hatte, diskutiert­e sie lange hin und her, wie sie das Gebäude nutzen soll. Die Gemeinde überlegte zeitweise, das Haus als Seniorenbe­gegnungsst­ätte zu nutzen oder als Kinderbetr­euungseinr­ichtung.

Das kam aber nie zustande. Nachdem im Haus Schulstraß­e 24 jetzt zusätzlich zu Kindergart­en und Kinderkrip­pe all das, was für die Kirchstraß­e 8 vorgesehen war, untergebra­cht wird, schlägt die Verwaltung vor, das Haus auf dem Immobilien­markt anzubieten.

Bis zum Jahr 2020 müssen in Baden-Württember­g alle Kommunen ihre Haushaltsf­ührung von der bisher geltenden Kameralist­ik (einfache Buchführun­g mit Einnahmenu­nd Ausgabenre­chnung beziehungs­weise reinen Zahlungsst­römen) auf die so genannte Doppik, die doppelte Buchführun­g, umstellen. Dazu gehört die Erfassung und Bewertung des gesamten Vermögens einer Gemeinde. Der Prozess ist enorm aufwändig. Im April 2018 hatten zwei Drittel der baden-württember­gischem Kommunen noch nicht auf das neue System umgestellt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany