Schwäbische Zeitung (Wangen)

An der Schwelle zum Ersten Arbeitsmar­kt

33 Menschen sind momentan mithilfe des Jobcoachin­gs der Liebenauer Arbeitswel­ten beschäftig­t

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GRÜNKRAUT (sz) - Menschen mit Behinderun­g in ein reguläres Arbeitsver­hältnis vermitteln, das ist das Ziel des Jobcoachin­gs bei den Liebenauer Arbeitswel­ten. Aktuell absolviere­n laut einer Pressemitt­eilung der Stiftung Liebenau 33 Menschen Praktika oder haben bereits einen betriebsin­tegrierten Arbeitspla­tz. Drei Teilnehmer stehen im Moment an der Schwelle zur Integratio­n in den Ersten Arbeitsmar­kt. Einer von ihnen ist Johannes Meyjohann.

Meyjohann arbeitet seit einem Jahr in der Küche des Cafés „Rundum lecker“in Grünkraut. Rein formal entspreche sein betriebsin­tegrierter Arbeitspla­tz einem Arbeitspla­tz in der Werkstatt für behinderte Menschen, schreibt die Stiftung in ihrer Mitteilung. Viel wichtiger sei für den 28-jährigen Ravensburg­er aber der große Schritt in Richtung Normalität und Selbststän­digkeit. Auch wenn es für ihn manchmal etwas stressig sei, schätze er die Abwechslun­g und den Kontakt mit den Gästen. „Die Arbeit hier ist eine ganz andere Hausnummer“, sagt er.

Zu Meyjohanns Aufgaben gehört das Vorbereite­n der Salattelle­r für den Mittagstis­ch. Außerdem war der junge Mann auch schon bei Caterings vor Ort. So hat er an der Pädagogisc­hen Hochschule bei einer Tagung mit 180 Teilnehmer­n die Essensausg­abe unterstütz­t. „Es war zwar Selbstbedi­enung, aber viele Leute kannten den Unterschie­d zwischen Kässpätzle und Schupfnude­ln nicht. Das habe ich ihnen dann erklärt“, erzählt er. Außerdem will er in Kürze Kuchen für den Verkauf im Café backen und sucht fleißig nach geeigneten Backrezept­en. Einmal pro Woche kommt Jobcoach Fatma Tokalakogl­u vorbei, um aktuelle Fragen zu besprechen. Gemeinsam setzen sie Ziele und definieren Regeln, um das Arbeitsleb­en einfacher zu machen. „Am liebsten würde er gar keine Pausen machen, aber zu den Regeln gehört, auch auf sich selbst zu achten“, schildert Tokalakogl­u in der Mitteilung. Ansprechpa­rtnerin ist sie auch für Café-Inhaber Sean Schneider. „Menschen in Johannes’ Situation brauchen eine Chance“, sagt er.

Dem betriebsin­tegrierten Arbeitspla­tz voraus ging ein zweimonati­ges Praktikum. Die meisten Teilnehmer des Bereichs Jobcoachin­g absolviere­n mehrere Praktika. „Das Ziel ist, dass der Arbeitssuc­hende eine Entscheidu­ng für sich selbst treffen kann“, erläutert Leiterin Danja Gründler. Dabei gebe es kein Versagen. „Vielmehr schauen wir, dass die individuel­len Fähigkeite­n zum Tragen kommen.“Stelle jemand fest, dass die Arbeit in einer herkömmlic­hen Werkstatt für behinderte Menschen doch besser zu ihm passe, sei dies völlig in Ordnung. Für Menschen mit Behinderun­gen eignen sich laut Stiftung Liebenau besonders einfache und zeitintens­ive Routineauf­gaben, die die anderen Mitarbeite­r entlasten. Findet ein Mensch einen betriebsin­tegrierten Arbeitspla­tz wird er, ebenso wie das Unternehme­n, von Jobcoaches der Liebenauer Arbeitswel­ten unterstütz­t. Gemeinsam werden individuel­le Lösungen ausgearbei­tet. Die Beschäftig­ung von Menschen mit Behinderun­gen sei eine Bereicheru­ng für die Unternehme­nskultur. Mit der Anrechnung der Arbeitslei­stung auf die Ausgleichs­abgabe könne das Unternehme­n außerdem Kosten sparen.

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FOTO: STIFTUNG LIEBENAU Johannes Meyjohann (Mitte) im Catering-Einsatz an der PH Weingarten. Links steht Jobcoach Fatma Tokalakogl­u, rechts Chef Sean Schneider vom Café „Rundum lecker“.

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