„Zusammenhalt heißt, Widersprüche auszuhalten“
Bei der Allgäuer Festwoche stellt Kemptens Oberbürgermeister die Geschichte der Stadt in den Mittelpunkt
KEMPTEN - Allein hat ein Oberbürgermeister der Stadt Kempten fast nie auf der Kornhaus-Bühne gestanden. Doch eingerahmt von römischen Soldaten, Landsknechten und einem siebenjährigen Kaiser? Das hat Seltenheitswert bei der Eröffnung der Allgäuer Festwoche, die hauptsächlich vom Auflauf Allgäuer Politiker und Funktionsträger aller gesellschaftlicher Bereiche bestimmt wird. So war es heuer das „prächtige Bild Allgäuer Geschichte“, das Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle mit vielen historischen Darstellern bieten wollte. Ein Bild, das nicht nur die Geschichte Kemptens widerspiegeln sollte, sondern auch die anderer Allgäuer Städte – wie das Tänzelfest in Kaufbeuren und die Wallenstein-Spiele in Memmingen. „Mir gheared zämed“(wir gehören zusammen) rückte Kiechle denn auch das Motto des Stadtjubiläums in den Mittelpunkt der Festwochen-Eröffnung, betonte aber gleichzeitig: „Zusammenhalt heißt, Widersprüche auszuhalten.“
Geschichtliche Vielfalt im Allgäu
Der Kaiser war der jüngste unter dem historischen Völkchen auf der Bühne. Sieben Jahre alt ist er, eigentlich ein Kölscher Bub und Hauptdarsteller bei der Geschichte der Kinder beim Tänzelfest in Kaufbeuren. Die Tuchhändler-Familie Neubronner dagegen gehört zu den ältesten Kemptenern, auch wenn die Schauspieler des Theater- Projekts, die die Familie mit ihrer Magd zeigten, deutlich jünger waren. Sie alle stehen laut Kiechle für die geschichtliche Vielfalt im Allgäu. Aber auch dafür, dass das Allgäu mit einer gemeinsamen Stimme spreche.
„Gemeinsam geht es besser“: Diese Botschaft sandte Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle in den Saal. Trennendes müsse überwunden werden, „Im friedlichen Miteinander liegt die Chance für die Zukunft“appellierte Kiechle an die etwa 400 Gäste. Doch Zusammenhalt dürfe nicht als etwas Statisches gesehen werden. Er gedeihe dort, wo Meinung und Gegenrede zu einem Dialog führen, zu neuen Sichtweisen und neuen Lösungen. Ein Lernprozess eben, der von vielen mitgetragen werden müsse.
Allgäuweit habe man diesen Lernprozess schon teils hinter sich, habe einiges an gemeinsamen Projekten gestemmt – sogar über regionale Grenzen hinaus. Den Schwabenbund-Service etwa, der mit dem Verkehrsverbund Mittelschwaben und der Mobilitätsgemeinschaft für den Nahverkehr (Mona) ab 2019 ermögliche, dass man mit einem elektronischen Ticket mehrere Reiserouten zusammenstellen könne. Weitere Gemeinschafts-Vorhaben sollen folgen. Immer unter dem zentralen Motto „Mir gheared zämed“.
Das spiegelte sich im gemeinsamen Musizieren der Familie Althaus aus Fischen ebenso wider wie beim Spiel der Stadtkapelle Kempten. Oder im Auflauf der Gäste: vom bayerischen Wirtschaftsminister Franz-Josef Pschierer über den neuen Regierungspräsidenten Erwin Lohner bis zu Politikern jeglicher Couleur. „Mir gheared zämed“eben.
Die 69. Allgäuer Festwoche in Kempten dauert noch bis Sonntag, 19. August. Die Messe ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Bierzelt, Zum Stift und Parkterrasse haben täglich von 10 bis 0.30 Uhr geöffnet, der Einlass ist bis 22.30 Uhr.