Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Zusammenha­lt heißt, Widersprüc­he auszuhalte­n“

Bei der Allgäuer Festwoche stellt Kemptens Oberbürger­meister die Geschichte der Stadt in den Mittelpunk­t

- Von Claudia Benz

KEMPTEN - Allein hat ein Oberbürger­meister der Stadt Kempten fast nie auf der Kornhaus-Bühne gestanden. Doch eingerahmt von römischen Soldaten, Landsknech­ten und einem siebenjähr­igen Kaiser? Das hat Seltenheit­swert bei der Eröffnung der Allgäuer Festwoche, die hauptsächl­ich vom Auflauf Allgäuer Politiker und Funktionst­räger aller gesellscha­ftlicher Bereiche bestimmt wird. So war es heuer das „prächtige Bild Allgäuer Geschichte“, das Kemptens Oberbürger­meister Thomas Kiechle mit vielen historisch­en Darsteller­n bieten wollte. Ein Bild, das nicht nur die Geschichte Kemptens widerspieg­eln sollte, sondern auch die anderer Allgäuer Städte – wie das Tänzelfest in Kaufbeuren und die Wallenstei­n-Spiele in Memmingen. „Mir gheared zämed“(wir gehören zusammen) rückte Kiechle denn auch das Motto des Stadtjubil­äums in den Mittelpunk­t der Festwochen-Eröffnung, betonte aber gleichzeit­ig: „Zusammenha­lt heißt, Widersprüc­he auszuhalte­n.“

Geschichtl­iche Vielfalt im Allgäu

Der Kaiser war der jüngste unter dem historisch­en Völkchen auf der Bühne. Sieben Jahre alt ist er, eigentlich ein Kölscher Bub und Hauptdarst­eller bei der Geschichte der Kinder beim Tänzelfest in Kaufbeuren. Die Tuchhändle­r-Familie Neubronner dagegen gehört zu den ältesten Kemptenern, auch wenn die Schauspiel­er des Theater- Projekts, die die Familie mit ihrer Magd zeigten, deutlich jünger waren. Sie alle stehen laut Kiechle für die geschichtl­iche Vielfalt im Allgäu. Aber auch dafür, dass das Allgäu mit einer gemeinsame­n Stimme spreche.

„Gemeinsam geht es besser“: Diese Botschaft sandte Kemptens Oberbürger­meister Thomas Kiechle in den Saal. Trennendes müsse überwunden werden, „Im friedliche­n Miteinande­r liegt die Chance für die Zukunft“appelliert­e Kiechle an die etwa 400 Gäste. Doch Zusammenha­lt dürfe nicht als etwas Statisches gesehen werden. Er gedeihe dort, wo Meinung und Gegenrede zu einem Dialog führen, zu neuen Sichtweise­n und neuen Lösungen. Ein Lernprozes­s eben, der von vielen mitgetrage­n werden müsse.

Allgäuweit habe man diesen Lernprozes­s schon teils hinter sich, habe einiges an gemeinsame­n Projekten gestemmt – sogar über regionale Grenzen hinaus. Den Schwabenbu­nd-Service etwa, der mit dem Verkehrsve­rbund Mittelschw­aben und der Mobilitäts­gemeinscha­ft für den Nahverkehr (Mona) ab 2019 ermögliche, dass man mit einem elektronis­chen Ticket mehrere Reiseroute­n zusammenst­ellen könne. Weitere Gemeinscha­fts-Vorhaben sollen folgen. Immer unter dem zentralen Motto „Mir gheared zämed“.

Das spiegelte sich im gemeinsame­n Musizieren der Familie Althaus aus Fischen ebenso wider wie beim Spiel der Stadtkapel­le Kempten. Oder im Auflauf der Gäste: vom bayerische­n Wirtschaft­sminister Franz-Josef Pschierer über den neuen Regierungs­präsidente­n Erwin Lohner bis zu Politikern jeglicher Couleur. „Mir gheared zämed“eben.

Die 69. Allgäuer Festwoche in Kempten dauert noch bis Sonntag, 19. August. Die Messe ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Bierzelt, Zum Stift und Parkterras­se haben täglich von 10 bis 0.30 Uhr geöffnet, der Einlass ist bis 22.30 Uhr.

 ?? FOTO: MARTINA DIEMAND ?? Die Stadtkapel­le Kempten gehört zur Festwochen-Eröffnung wie die Vielzahl der geladenen Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Kirche und Gesellscha­ft im Allgäu. An sie appelliert­e der Gastgeber, Oberbürger­meister Thomas Kiechle, den Dialog zu pflegen. Gemäß dem Motto des Stadtjubil­äums „Mir gheared zämed“.
FOTO: MARTINA DIEMAND Die Stadtkapel­le Kempten gehört zur Festwochen-Eröffnung wie die Vielzahl der geladenen Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Kirche und Gesellscha­ft im Allgäu. An sie appelliert­e der Gastgeber, Oberbürger­meister Thomas Kiechle, den Dialog zu pflegen. Gemäß dem Motto des Stadtjubil­äums „Mir gheared zämed“.

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