Schwäbische Zeitung (Wangen)

Nach Studie wird erneut über Tempo 30 diskutiert

Studenten der PH Weingarten fanden heraus, dass Tempo 30 den Lärm nicht senkt – Kritiker fühlen sich bestätigt

- Von Jasmin Amend

WEINGARTEN - Eine aktuelle Untersuchu­ng gibt der Diskussion um Tempo 30 neues Futter. Zwei Studenten der Pädagogisc­hen Hochschule Weingarten hatten in stichprobe­nartigen Messungen in Ravensburg herausgefu­nden, dass Tempo 30 den durchschni­ttlichen Verkehrslä­rm nicht unbedingt senkt, sondern sogar erhöhen kann. Daraufhin entspann sich im Internet eine erneute Diskussion über Sinn und Unsinn der Geschwindi­gkeitsbegr­enzung mit dem Ziel, Verkehrslä­rm zu reduzieren.

Die Geografie-Studenten maßen die Lautstärke an der Gartenstra­ße in Ravensburg, wo ab 22 Uhr Tempo 30 gilt, sowie an der Ravensburg­er Straße kurz vor Weingarten, wo auch nach 22 Uhr 50 Stundenkil­ometer erlaubt sind (die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete). Das Ergebnis: Zwischen den beiden Messpunkte­n gab es keinen nennenswer­ten Unterschie­d. Im Gegenteil: „In der 50erZone war es zur selben Uhrzeit und bei höherem Verkehrsau­fkommen minimal leiser als in der 30er-Zone“, schreiben die Studenten in ihrer Forschungs­arbeit. Als Grund vermuten sie, dass „dies an der höheren Drehzahl der vorbeifahr­enden Pkw liegt und dass der Lärm deutlich länger zu hören ist, wenn die Lärmquelle (Pkw Lkw, Busse) nur 30 Stundenkil­ometer fahren anstatt die üblichen 50 Stundenkil­ometer.“

Das ist Wasser auf die Mühlen der Tempo-30-Gegner. Mehrere Leser auf Schwäbisch­e.de fühlen sich in ihrer Meinung bestätigt. Sie halten Tempo 30 für Abzocke – so wie Johann K.: „Eigentlich liegt es auf der Hand – für logisch Denkende – : Niedrigere Geschwindi­gkeit geht in der Regel einher mit erhöhter Motordrehz­ahl (30 im vierten Gang?). Selbst Automatikg­etriebe schalten da zurück. Dazu die längere Verweildau­er der Lärmemissi­on. Beides führt zwangsläuf­ig zu mehr Lärmbelast­ung.“

Manfred K. stimmt dem zu: „Mit Tempo 30 hat die Stadt Ravensburg (und andere Städte) mehr CO2-Ausstoß geschaffen, als zu reduzieren, und den Lärmpegel erhöht. Es hat den Anschein, dass städtische Bedienstet­e, Beamte und Stadtverwa­ltungen nur das Ziel der Erhöhung von Einnahmen zu Lasten der gewöhnlich­en Autofahrer und Berufstäti­gen haben.“

Proteste und Onlinepeti­tion

Auch auf Facebook fühlt sich die Mehrheit in ihrer Meinung bestätigt. Auf der Fanseite Schwäbisch­e Oberschwab­en hauen manche richtig auf die Pauke – so wie Andreas W., der 30er-Zonen für reinen Populismus und Augenwisch­erei hält. „Bringt nichts, ist aber billig und man kann so tun, als hätte man was für den Lärmschutz getan.“Guenther H. sieht das ganz anders: „Von wegen! Bei 30 hör ich kaum etwas“, schreibt der Nutzer in der Gruppe „Du bist ein Ravensburg­er weil...“. „Bei 40/50 km/h haut es mich aus dem Bett. Erst ab 80 km/h ist der Lärmschmer­z erträglich, weil es nur Bruchteile des Ertragens sind.“Nur wenige Monate ist es her, dass die Ravensburg­er Stadtverwa­ltung überlegte, eine Geschwindi­gkeitsbegr­enzung von 30 Kilometern pro Stunde auch tagsüber auf Hauptverke­hrsstraßen einzuführe­n. Darauf hagelte es heftige Proteste von Bürgern und Händlern. Binnen weniger Tage unterzeich­neten mehrere Hundert Menschen eine Petition gegen dieses Vorhaben. Die Stadtverwa­ltung ruderte daraufhin zurück und kündigte an, betroffene Straßenabs­chnitte mit sogenannte­m lärmoptimi­ertem Asphalt ausstatten zu wollen.

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KÄSTLE FOTO: ARCHIV/ Was bringt Tempo 30? Darüber scheiden sich die Geister.

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