Entenjagd im Morgengrauen
Jäger bringen auf Wunsch der Stadt in Lindenberg Stockenten zur Strecke
LINDENBERG - Samstag gegen 6.15 Uhr. Der Waldsee liegt ruhig da. Nebelschwaden steigen über der Wasseroberfläche auf. In die Morgenstille krachen Schüsse. Vereinzeltes Flügelschlagen ist zu hören. Zurück bleiben acht tote Enten. Jäger haben die Tiere in Abstimmung mit der Stadt Lindenberg zur Strecke gebracht. Ziel ist es, die stark gestiegene Zahl an Tieren an dem Moorsee zu verringern. „Uns ist nichts anderes mehr übrig geblieben“, sagt Bürgermeister Eric Ballerstedt.
Auf Enten wird am Waldsee immer wieder geschossen. Normalerweise beginnt die Saison erst am 1. September. Wegen der stark gewachsenen Population hat die Stadt jetzt aber die Notbremse gezogen und den Abschuss beantragt. „Die Zahl der Tiere hat überhand genommen“, erklärt Ballerstedt, warum sich die Stadt zu diesem Weg entschlossen hat. Deutlich mehr als 60 Tiere wurden zuletzt gezählt. „Ich kann mich nicht erinnern, jemals so viele Enten auf dem See gesehen zu haben“, sagt der Rathauschef.
Die Tiere sind nett anzusehen, die stark gewachsene Population macht aber Probleme. So kann der Kot der Enten die Wasserqualität beeinträchtigen. Zudem gehen von den Hinterlassenschaften der Schwimmvögel auf den Wiesen auch Gesundheitsgefahren für den Mensch aus. Besonders gern halten sich die Tiere an der frei zugänglichen Badestelle auf. Nicht nur, weil dort Essensreste der Menschen locken. Das eingezäunte Areal bietet den Federtieren Schutz vor dem Fuchs. Und: Die Enten schätzen die jungen Triebe des Grases. Sie sind sehr nahrhaft. Weil an der Badestelle regelmäßig gemäht wird, ist der Tisch also quasi immer reich gedeckt.
Die Verwaltung hatte den Abschuss mit der Naturschutzbehörde am Landratsamt abgestimmt. Dort sei das Vorhaben schnell gut geheißen worden, sagt der Rathauschef.
Der Revierjäger wird unterstützt vom Kreisjagdverband. Zwei Polizeibeamte begleiten die Aktion am Waldsee. Sie sollen nicht zuletzt Badegäste davon abhalten, frühmorgens in den See zu steigen. Das Ordnungsamt hat dazu per Allgemeinverfügung ein Badeverbot erlassen. Tatsächlich kommen die ersten Badegäste bereits um 5.15 Uhr an den See – bei Dunkelheit und 13 Grad Celsius Lufttemperatur.
Freilich erweist sich die Jagd auf die Enten als schwierig. Normalerweise versammeln sich die Tiere Bürgermeister Eric Ballerstedt morgens an der Badestelle. Nicht aber an diesem Samstag. Da ziehen die Enten in kleinen Gruppen langsam ihre Kreise auf dem See. Sie lassen sich auch nicht anlocken. „Wenn wir zwölf bis 15 Tiere treffen, ist es gut“, hatte Jagdpächter Frank Piechatzek vor Beginn der Aktion gesagt. Es werden nicht ganz so viele. Am Ende bringen die Jäger acht Enten in Ufernähe auf dem See zur Strecke. „Die Tiere sind im Sommer gut im Futter“, erklärt Kreisjägermeister Rudolf Fritze den Grund, warum sich die Tiere nicht haben anlocken lassen.
Als Erfolg werten Stadt und Jäger die Aktion aber trotzdem. Grund: Die Schüsse haben die Tiere vergrämt, sie also zumindest für eine Weile vertrieben. Am Samstagnachmittag haben sich nur noch etwas mehr als ein Dutzend Enten am und im See aufgehalten. „Wir schauen jetzt mal, wie lange sie vergrämt sind“, sagt Fritze.
„Uns ist nichts anderes mehr übrig geblieben.“