„Ich vermisse das schwäbische Essen“
Zehn Jahre stürmte Pascal Breier für Stuttgart, nun will er den VfB aus dem Pokal schießen
Pascal Breier stürmte zehn Jahre für den VfB, durchlief die Jugendteams der Stuttgarter, spielte fünf Jahre in der Reserve und gab im Achtelfinale des letztjährigen DFB-Pokals gegen Mainz 05 sein Debüt für die erste Mannschaft. Am Samstag (20.30, Sky und Eurosport Player) trifft der gebürtige Nürtinger mit Drittligist FC Hansa Rostock auf seinen Herzensclub. Felix Alex sprach mit dem 26-Jährigen über die Heimat, unterdrückten Torjubel und die Kockkünste von Mutter Breier.
Herr Breier, im Januar haben Sie Baden-Württemberg als fußballerische Heimat verlassen. Wie ist es im Norden?
Ich bin sehr gut in Rostock angekommen und auch das erste Spiel hat ja mit meinem Doppelpack gleich richtig gut geklappt. Auch so fühle ich mich mit der Ostsee vor der Tür sehr wohl – an einem freien Tag kann man einfach an den Strand gehen. Es ist einfach eine schöne Stadt und auch die Arbeitermentalität bereitet mir keine Probleme, die Fans sind stolz, wenn man viel läuft und kämpft und ich glaube, das mache ich.
Sie waren zuvor ausschließlich, von einem Abstecher zu Sonnenhof Großaspach abgesehen, beim VfB Stuttgart, spielten als A-Jugendlicher bereits in der zweiten Mannschaft. Warum hat es mit dem Durchbruch nicht geklappt?
Ich hatte damals einen Knöchelbruch und habe ich mich schwergetan, wieder Fuß zu fassen. Dann kamen andere Spieler nach und ich war einfach nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort. In Großaspach (2016, d. Red.) hatte ich ein gutes Jahr und bin zum VfB II zurück, um mich so in den Erstligakader zu spielen. Damals war Daniel Ginczeck verletzt und Simon Terodde als einziger Stürmer fit, aber am Ende der Transferperiode kamen weitere Offensivspieler und dann war klar, dass es schwer wird.
Immerhin haben Sie im DFB-Pokal im Dezember noch Ihr Debüt für die erste Mannschaft des VfB gegeben. Das heißt ja, Sie waren auf dem Schirm des Trainers ...
Das habe ich nicht so in Erinnerung. Ich habe in den eineinhalb Jahren beim VfB kaum oben mittrainiert. An dem Tag waren die meisten Offensivspieler verletzt und da gab es für den Trainer beinahe keine andere Option. Das war ein schönes Erlebnis, das ich mitgenommen habe, aber ich glaube nicht, dass ich die Chance gehabt hätte, mich dauerhaft in die Mannschaft zu spielen.
Was unterscheidet Hansa Rostock von Ihren anderen Stationen? Sie spielen nun öfter vor 17 000 Zuschauern und nicht vor 4000.
4000 wären bei den VfB-Amateuren schön gewesen. Und auch bei Großaspach waren kaum Fans, es sei denn, man hat auswärts gespielt. Das ist hier ganz anders. Bei Auswärtsund Heimspielen werden wir immer großartig unterstützt. Das ist etwas ganz anderes für einen Fußballer vor 15 000 Fans im Ostseestadion zu spielen, die den FC Hansa so leben.
Auf was müssen sich die Stuttgar- ter am Samstag noch einstellen?
Natürlich ist Stuttgart qualitativ ein, zwei Stufen besser, aber wir werden versuchen, mit viel Kampf dagegenzuhalten, kompakt zu stehen und in der Offensive unsere Chancen eiskalt zu nutzen, denn allzu viele werden wir gegen einen Bundesligisten wohl nicht bekommen.
Sind Sie denn selbst noch VfB-Fan?
Ich bin Stuttgart-Fan, aber natürlich sieht man das etwas anders, wenn man im Profigeschäft ist und auf sich selber gucken muss. Aber ich bin in der Nähe von Stuttgart aufgewachsen und von klein auf VfB-Fan. Natürlich verfolge ich auch jetzt unsere Spiele und habe mich total über die starke Rückrunde gefreut.
Wenn Pascal Breier den VfB aus dem Pokal schießt, bleibt der Jubel also aus?
Nein, ich denke schon, dass ich jubeln würde, weil das für mich nichts mit fehlendem Respekt zu tun hat. Das hat irgendwann mal jemand angefangen. Ich gebe alles für meinen neuen Verein und das sind einfach Emotionen, die raus müssen.
Die VfB-Saison hängt auch an Mario Gomez. War er für Sie so eine Art Vorbild?
Schon irgendwie, weil er den Sprung von der Jugend zu den Profis geschafft hat, durchgestartet ist und eine richtig gute Karriere hingelegt hat.
Zudem geht es für Sie als Stürmer gegen Innenverteidiger vom Format wie Holger Badstuber oder Weltmeister Benjamin Pavard.
Man freut sich natürlich, dass man gegen so Weltklassespieler ran darf, das sind große Namen. Aber wenn man im 1-gegen-1 ist, denkt man ja nicht, dass da jetzt ein Weltmeister vor dir steht, das sind normale Gegenspieler, vielleicht mit mehr Qualität als in der 3. Liga, aber es wäre schon ein schönes Gefühl, wenn ich an den beiden vorbeiziehen würde.
Noch eine kleine abseitige Frage: Was vermissen Sie im Norden denn am meisten aus Ihrer Heimat?
Das schwäbische Essen. Hier gibt es viel Fisch, aber wenn ich zuhause bin und meine Mutter für mich kocht, ist es einfach etwas anderes. Sie kocht alles, was ich möchte und fragt immer, was ich mir wünsche – Maultaschen, Spätzle, alles klassisch Schwäbische macht sie sehr gut. Da freue ich mich einfach auf die Heimat.