Friedensfreund
„Pessimismus ist immer bequem, dann braucht man nichts zu machen“, meinte Uri Avnery einmal, der große israelische Friedensvorkämpfer. Das war vor vier Jahren, anlässlich seines 90. Geburtstags. Er hielt ein Plädoyer, warum es doch nichts anderes geben könne als eine Zwei-Staaten-Lösung, an die er, ein überzeugter Atheist, unbeirrt glaubte. Am Montag verstarb er in Tel Aviv.
Sein ereignisreiches Leben begann in Beckum in Westfalen, wo er 1924 als Helmut Ostermann, Sohn einer jüdisch-deutschen Bankiersfamilie, zur Welt kam. Unmittelbar nach Hitlers Machtergreifung beschloss der Vater die Auswanderung nach Palästina. Früh wurde Uri Avnery zum Vordenker eines palästinensischen Staates an der Seite Israels. „Den Arabern“, sagte er, „stehen die gleichen nationalen Rechte zu wie uns Juden“. Er zeigte Courage, als jahrzehntelanger Chefredakteur eines linken Magazins genauso wie später als Knesset-Abgeordneter. 1982 kam es zur Zusammenkunft mit Jassir Arafat in Beirut jenseits der Fronten. Zum ersten Mal traf ein Israeli allen strafrechtlichen Verboten zum Trotz den verhassten Erzfeind. Es war der Beginn einer anhaltenden Freundschaft. Der 1993 geschlossene Friedensvertrag von Oslo schien ihm schließlich recht zu geben, bis die zweite Intifada im September 2000 ausbrach und Arafat wieder zum „Enfant terrible“in den Augen der israelischen Mehrheitsgesellschaft gerierte. Nicht für Avnery. Er und seine langjährige Ehefrau Rachel eilten nach Ramallah, um Arafat in der belagerten Mukata, dem Hauptsitz der PLO, beizustehen. Für ihn blieb der umstrittene PLOFührer der einzige, der genug Charisma besäße, einen Frieden durchzusetzen.
Gemeinsam mit seiner Frau erhielt Avnery 2001 den Alternativen Nobelpreis für die Gründung der israelischen Friedensinitiative Gusch Schalom. Die Lehrerin und Fotografin starb bereits 2011. Inge Günther