2000 Fans feiern den deutschen Schlager
Dieter Thomas Kuhn besingt beim Open-Air-Konzert im GZH die freie Liebe und appelliert zum Nacktbaden samt Fummeln
FRIEDRICHSHAFEN – Ein klangvolles Festival der Liebe haben am Sonntagabend vor der traumhaften Kulisse des Bodensees rund 2000 Schlagerfans erlebt. Dieter Thomas Kuhn, selbst ernannter Meister des guten Geschmacks, nahm seine Zuhörerschaft zweieinhalb Stunden mit auf eine klangvolle Reise durch die 70er-Jahre. Seine Botschaft: „Lasst uns friedlich auf dieser Welt zusammenleben, lasst uns gemeinsam feiern, Liebe machen und beim Nacktbaden im Bodensee fummeln.“
Kontrastreicher hätte das OpenAir-Programm am Wochenende auf dem Festivalgelände vor dem GrafZeppelin-Haus nicht sein können. Ließ die Punk-Rock-Formation Limp Bizkit am Samstag noch die Luft mit Nu- und Rap-Metal schwingen, tauchte der schwäbische TrashSchlagerbarde Dieter Thomas Kuhn mit seinen „Kapellenjungs“am Sonntagabend in die Tiefen des deutschen Schlagers ein und begeisterte das Publikum. „Wenn wir gewusst hätten, wie wunderschön diese Kulisse mit Blick auf den See ist, wären wir schon früher hierhergekommen. Zum Nacktbaden, aber auch zum fummeln“, witzelte der große Blonde mit der perfekt fixierten Haartolle und seinem aufreizend platzierten Brusttoupet und trällerte passend dazu „Zieh dich (nicht) aus Amore Mio“.
Die Fans himmelten den schrillen Protagonisten auf der Bühne regelrecht an. Schnell ging „Eine Träne auf Reisen“, bevor die „Kleine Kneipe“„Griechischen Wein“einschenkte und sich „Im Wagen vor mir“„Über den Wolken“„Fremde ohne Freunde“begegneten. Überhaupt kokettierte Kuhn mit seinen Fans, die standesgemäß in Miniröcken, Stiefeln, Plateauschuhen, Perücken, Sonnenblumen und kunterbunten Schlaghosen samt knalligen Gewändern angereist waren, um ihrem Botschafter des guten Geschmacks die Ehre zu erweisen. Textsicher singen sie im gewaltigen Chor einher, strecken ihre Kunststoffblümchen gen Himmel, liegen sich verträumt in den Armen, schunkeln und tanzen oder werfen vor lauter Ektase ihre BHs auf die Bühne.
Auch wenn 25 Jahre DTK-Band ins Land gezogen sind: ein leichter Bauchansatz, einige Falten und viel Schminke haben die Jungs nur unwesentlich optisch verändert. Musikalisch reiten sie ohnehin auf einer endlosen Welle. Überhaupt hat das Konzert mit der DTK-Kapelle am See gezeigt: Der deutsche Schlager lebt, mehr als je zuvor. „Wunder gibt es immer wieder“, dachte sicherlich auch Besucher Gerd Magino, der sich am Tag zuvor noch Limp Bizkit gönnte.
Nachdem ausgewählte Fans, darunter Peggy aus Fischbach („Ich zittere vor Aufregung am ganzen Körper“), auf der Bühne mit ihrem Star singen durften, feuerte Dieter fünf Zugaben ins Rund, schwebte förmlich als heilsbringender Plüsch- und Federengel über dem Piano und prophezeite, im „Flix“-Tourbus unter Tränen seine Leckmuschel zu liebkosen. „Friedrichshafen wir kommen wieder, wir werden euch nicht vergessen, unsere Tränen werden den Bodensee füllen, denn: „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“und „Tränen lügen nicht“.