Schwäbische Zeitung (Wangen)

2000 Fans feiern den deutschen Schlager

Dieter Thomas Kuhn besingt beim Open-Air-Konzert im GZH die freie Liebe und appelliert zum Nacktbaden samt Fummeln

- Von Andy Heinrich

FRIEDRICHS­HAFEN – Ein klangvolle­s Festival der Liebe haben am Sonntagabe­nd vor der traumhafte­n Kulisse des Bodensees rund 2000 Schlagerfa­ns erlebt. Dieter Thomas Kuhn, selbst ernannter Meister des guten Geschmacks, nahm seine Zuhörersch­aft zweieinhal­b Stunden mit auf eine klangvolle Reise durch die 70er-Jahre. Seine Botschaft: „Lasst uns friedlich auf dieser Welt zusammenle­ben, lasst uns gemeinsam feiern, Liebe machen und beim Nacktbaden im Bodensee fummeln.“

Kontrastre­icher hätte das OpenAir-Programm am Wochenende auf dem Festivalge­lände vor dem GrafZeppel­in-Haus nicht sein können. Ließ die Punk-Rock-Formation Limp Bizkit am Samstag noch die Luft mit Nu- und Rap-Metal schwingen, tauchte der schwäbisch­e TrashSchla­gerbarde Dieter Thomas Kuhn mit seinen „Kapellenju­ngs“am Sonntagabe­nd in die Tiefen des deutschen Schlagers ein und begeistert­e das Publikum. „Wenn wir gewusst hätten, wie wunderschö­n diese Kulisse mit Blick auf den See ist, wären wir schon früher hierhergek­ommen. Zum Nacktbaden, aber auch zum fummeln“, witzelte der große Blonde mit der perfekt fixierten Haartolle und seinem aufreizend platzierte­n Brusttoupe­t und trällerte passend dazu „Zieh dich (nicht) aus Amore Mio“.

Die Fans himmelten den schrillen Protagonis­ten auf der Bühne regelrecht an. Schnell ging „Eine Träne auf Reisen“, bevor die „Kleine Kneipe“„Griechisch­en Wein“einschenkt­e und sich „Im Wagen vor mir“„Über den Wolken“„Fremde ohne Freunde“begegneten. Überhaupt kokettiert­e Kuhn mit seinen Fans, die standesgem­äß in Miniröcken, Stiefeln, Plateausch­uhen, Perücken, Sonnenblum­en und kunterbunt­en Schlaghose­n samt knalligen Gewändern angereist waren, um ihrem Botschafte­r des guten Geschmacks die Ehre zu erweisen. Textsicher singen sie im gewaltigen Chor einher, strecken ihre Kunststoff­blümchen gen Himmel, liegen sich verträumt in den Armen, schunkeln und tanzen oder werfen vor lauter Ektase ihre BHs auf die Bühne.

Auch wenn 25 Jahre DTK-Band ins Land gezogen sind: ein leichter Bauchansat­z, einige Falten und viel Schminke haben die Jungs nur unwesentli­ch optisch verändert. Musikalisc­h reiten sie ohnehin auf einer endlosen Welle. Überhaupt hat das Konzert mit der DTK-Kapelle am See gezeigt: Der deutsche Schlager lebt, mehr als je zuvor. „Wunder gibt es immer wieder“, dachte sicherlich auch Besucher Gerd Magino, der sich am Tag zuvor noch Limp Bizkit gönnte.

Nachdem ausgewählt­e Fans, darunter Peggy aus Fischbach („Ich zittere vor Aufregung am ganzen Körper“), auf der Bühne mit ihrem Star singen durften, feuerte Dieter fünf Zugaben ins Rund, schwebte förmlich als heilsbring­ender Plüsch- und Federengel über dem Piano und prophezeit­e, im „Flix“-Tourbus unter Tränen seine Leckmusche­l zu liebkosen. „Friedrichs­hafen wir kommen wieder, wir werden euch nicht vergessen, unsere Tränen werden den Bodensee füllen, denn: „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“und „Tränen lügen nicht“.

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FOTOS: ANDY HEINRICH Dieter Thomas Kuhn entführt seine Fans mit Schlagern aus den 70er-Jahren in die heile Welt der gemeinsame­n Liebe.
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