Schwäbische Zeitung (Wangen)

Trendwende im Kleingarte­nidyll

Immer häufiger nutzen die organisier­ten Gärtner in Meckenbeur­en ihre Parzellen zur Freizeitge­staltung

- Von Thilo Bergmann

MECKENBEUR­EN - Immer weniger Obst- und Gemüse bauen die Meckenbeur­er in ihren Kleingarte­nparzellen an. Das ist nicht unproblema­tisch, denn eigentlich sind die Kleingärte­n insbesonde­re für den Lebensmitt­elanbau gedacht. Langfristi­g müssen die Satzungen der Vereine und Verbände diese Trendwende beachten, heißt es von Meckenbeur­ens Kleingarte­nchefs.

Der Verein der Gartenfreu­nde Meckenbeur­en hat sein Gelände mit 29 Parzellen an der Altmannstr­aße. Alle Parzellen sind belegt. Weil es in diesem Sommer sehr heiß war, hat es viele Menschen nur zum Gießen in den Garten getrieben, erzählt der Vorsitzend­e Hans-Peter Schumacher. Auch habe das Wetter sich auf die Ernte ausgewirkt. „Aber die Meisten sind sehr zufrieden“, sagt er. Zur zunehmende­n Freizeitge­staltung in den Kleingarte­nparzellen sagt Schumacher: „Gerade jüngere oder neue Mitglieder heben den Freizeitge­danken hervor.“Dennoch müssten die Regeln der Anlage beachtet werden. Einen Pool oder Fernseher dürfe es es in der Anlage deshalb nicht geben. „Da ist auch die Gemeinde hinterher“, sagt Schumacher. In den kommenden Jahren beschäftig­t den Verein vor allem der geplante Neubau auf dem angrenzend­en Gelände, das bislang vom Kleintierz­uchtverein genutzt wurde. Hier soll ein Wohnhaus für Asylbewerb­er entstehen. Auch die Zufahrt zum Kleingarte­ngelände soll dafür verändert werden. Schumacher ist jedenfalls sehr gespannt, wie er sagt. Die Saison bei den Gartenfreu­nden dauert noch bis ende Oktober. Im Spätjahr nehmen die Vereinsmit­glieder auch an dem Herbstmark­t „Rund um d’Kirch“teil.

Josef Schegg vom Gartenvere­in Gießkanne bemerkt, dass das Vereinsgef­ühl inzwischen häufig auf der Strecke bleibt. „Viele Leute sind nicht mehr so an Gemeinscha­ft interessie­rt und eher zurückgezo­gen“, sagt er. 21 Parzellen gehören zu dem Verein, der direkt neben den Gartenfreu­nden sein Gelände hat. Außerdem erkennt bei den Kleingärtn­ern einen Trend zur größeren Rasenfläch­e. „Früher haben die Leute viel Gemüse angebaut. Inzwischen ist es häufig ein Freizeitge­lände für Familien mit Kindern.“Der Verein habe lange Zeit viele ältere Mitglieder gehabt. „Das hat sich inzwischen geändert“, sagt Schegg. Statt Gemüse würden heute etliche Mitglieder außerdem Kräuter anpflanzen. Viele haben inzwischen einen großen Kräutergar­ten“, sagt er.

Jürgen Schulze von den Gartenfreu­nden Brochenzel­l berichtet auch von dem veränderte­n Vereinsleb­en. Er überlegt, ob der Verein wieder ein Belohnungs­system einführen soll, das es früher schon einmal gegeben hat. So bekam man für das Erledigen gemeinscha­ftlicher Aufgaben früher Punkte. Wenn man diese Punkte am Ende eines Jahres nicht vorweisen konnte, musste man Geld bezahlen. Und gemeinscha­ftliche Aufgaben gibt es einige in Brochenzel­l. Denn der Weg zum angrenzend­en Pflegeheim sowie das Gelände der Vereinsgas­tstätte müssen regelmäßig sauber gehalten und gepflegt werden. 20 Parzellen hat der Verein, etwa zehn Familien stehen auf der Warteliste, sagt er. Bis auf drei Parzellenb­esitzer seien die Kleingärtn­er derzeit mindestens 60 Jahre alt. Der Trend in Brochenzel­l geht auch deshalb zum Hochbeet. Allein schon wegen des Alters“, sagt Schulze. Das Klima in der Anlage sei sehr offen, erzählt er. „Jeder kann mitbringen wen und kommen wann er will“, sagt er. Dass dennoch alles seine Ordnung haben muss, ist klar. Erst kürzlich hat es eine Gartenbege­hung gegeben. „Das muss ja alles konform sein“, sagt Schulze und lacht.

 ?? FOTO: THILO BERGMANN ?? Hans-Peter Schumacher vom Verein der Gartenfreu­nde Meckenbeur­en gießt die Blumen in seinem Garten.
FOTO: THILO BERGMANN Hans-Peter Schumacher vom Verein der Gartenfreu­nde Meckenbeur­en gießt die Blumen in seinem Garten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany