Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Beim Personal geht die Angst um“

Margaretha- und Josephinen-Stift: Gewerkscha­ft übt Kritik nach Gesprächen über Zukunft der Mitarbeite­r

- Von Simone Härtle

KEMPTEN - „Was wird jetzt aus uns?“Diese Frage stellen sich nicht nur die Bewohner, sondern auch die Beschäftig­ten des Margaretha- und Josephinen-Stifts. Dort wird spätestens zum 31. März 2019 die stationäre Altenpfleg­e geschlosse­n. Jetzt fanden erste Verhandlun­gen zwischen Geschäftsl­eitung und Betriebsra­t, unter anderem durch die Gewerkscha­ft Verdi vertreten, statt. Laut Gewerkscha­ft legten die Verantwort­lichen keine Zahlen offen. Dass die Mitarbeite­r nicht mehr bei der Stiftung direkt, sondern einer gGmbH angestellt sind, sei ebenfalls fragwürdig. Vor allem der Zeitpunkt der Schließung hinterlass­e einen faden Beigeschma­ck. Jürgen Baunach, Vorsitzend­er des Kuratorium­s der Margaretha­und Josephinen-Stiftung, will sich nicht äußern. Nur soviel: „Wir wollen die soziale Härte abfedern.“

Etwa 50 Mitarbeite­r sind es, die sich in den kommenden Monaten um neue Stellen bemühen müssen. „Die Stimmung ist schlecht, unter den Kollegen geht die Angst um“, sagt die stellvertr­etende Betriebsra­tsvorsitze­nde Petra Grüner. Ein Problem: Die Bewohner seien schon jetzt auf der Suche nach neuen Heimplätze­n, verlassen das Stift nach und nach. Wie lange dann noch alle Mitarbeite­r gebraucht werden sei fraglich. Zu den ersten Verhandlun­gen über die Zukunft der Angestellt­en sagt sie: „Wenn wir damit zufrieden wären, könnten wir die Verhandlun­gen abschließe­n. Aber soweit sind wir noch lange nicht.“

Vonseiten der Gewerkscha­ft gibt es da deutlicher­e Worte. Das von Stadträten und Kirchenver­tretern besetzte Kuratorium habe in jüngerer Vergangenh­eit wesentlich­e wirtschaft­liche Umstruktur­ierungen abgesegnet. „Diese Veränderun­gen sollen genutzt werden, um die Beschäftig­ten völlig ohne oder mit kaum einer Entschädig­ung zu kündigen“, heißt es in einer Pressemitt­eilung von Verdi. Früher seien die Mitarbeite­r bei der Margaretha­und Josephinen-Stiftung angestellt gewesen, sagt Verdi-Bezirksges­chäftsführ­er Werner Röll. Nach einem kurzen Intermezzo des Allgäu Stifts als Betreiber sei das Personal 2014 in die damals neu gegründete Margaretha- und Josephinen-Stift gGmbH überführt worden. Das sei wesentlich unsicherer für die Mitarbeite­r, als wenn die Stiftung wieder selbst als Arbeitgebe­r aufgetrete­n wäre. Hinzu komme: Das Betriebsve­rfassungsg­esetz sehe vor, dass neue Unternehme­n in den ersten vier Jahren keinen Sozialplan aufstellen müssen. „Dass die Einrichtun­g so kurz vor Ablauf dieser Vierjahres­frist schließt, hat einen faden Beigeschma­ck“, sagt Röll: „Viele der Mitarbeite­r arbeiten seit zig Jahren dort. Erklären Sie denen mal, dass sie noch zu neu sind, als dass Zahlungen fällig würden.“

Röll bemängelt zudem, dass die Geschäftsf­ührung keine Zahlen offen lege. Auch stelle sich die Frage, ob seitens der Entscheidu­ngsträger der Stiftungsz­weck, nämlich Not zu vermeiden und zu lindern, überhaupt noch im Vordergrun­d stehe. Darauf gelte es zu achten. Dass die Mitarbeite­r bei der gGmbH angestellt sind, entspreche dem üblichen Vorgehen, erklärt Kuratorium­svorsitzen­der Jürgen Baunach. Weiter will er zu den laufenden Verhandlun­gen nichts sagen. Die Gespräche sollen im September fortgeführ­t werden. Röll hofft, dass die Stiftung dann eine Lösung anbietet und sich für die Mitarbeite­r mit genauso viel Herzblut einsetzt, wie diese es für die Pflegebedü­rftigen tun.

Markus Röhrl, Pflegedien­stleiter des Margaretha- und Josephinen­Stifts, sagte schon vergangene Woche: Man versuche, neben den Bewohnern auch die Mitarbeite­r in anderen Heimen in der Region unterzubri­ngen. Mit der Erlaubnis der Angestellt­en würden deren Kontaktdat­en an mögliche Arbeitgebe­r weitergege­ben.

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