Großes Interesse an sagenhafter Ratzenrieder Linde
Ortsheimatpfleger Berthold Büchele kennt den Standort des imposanten Laubbaums
RATZENRIED (sz) - Der SZ-Artikel vom 21. August über die sagenhafte Linde in Ratzenried hat ein riesiges Echo hervorgerufen. Viele Leser sind nun auf der Suche nach diesem außergewöhnlichen Baum, der – laut einem einschlägigen Buch – zu den schönsten 100 Bäumen Deutschlands gehört, teilt der Ortsheimatpfleger Berthold Büchele mit.
Man findet die Linde, indem man von Ratzenried aus Richtung Eglofs fährt und etwa 100 Meter nach dem Ortsschild rechts nach Weihers abbiegt. Man überquert den Damm des Bruggweihers und findet die Linde rechts am Waldrand bei einer Abzweigung eines Waldweges. Wer die Suche mit einer kleinen Wanderung durch die Kulturlandschaft verbinden möchte, kann laut Büchele auch von der Ortsmitte von Ratzenried aus durch den Wald zu ihr finden.
Die Linde ist laut Büchele nicht nur enorm eindrucksvoll wegen ihrer Höhe, ihres Stammumfangs von 9,50 Meter, sowie ihrer magischen Ausstrahlung, sondern auch wegen ihrer interessanten Geschichte. Schon im 14. Jahrhundert wird in Ratzenried der Weiler Bruggen mit zwei Höfen als St. Gallisches Lehen erwähnt. Er erlebte eine wechselvolle Geschichte – sogar einen Mord gab es dort.
Im 30-jährigen Krieg zerstört
Der Weiler wurde im 30-jährigen Krieg zerstört, und sein Standort war nicht mehr bekannt. Berthold Büchele machte sich auf die Suche: der Weiler musste demnach in der Nähe einer Brücke (mundartlich Brugg) gelegen haben. Die Namen Bruggerholz und Bruggweiher mit dem dort fließenden Bach grenzten die Suche ein. Könnte der Baum die ehemalige Hoflinde gewesen sein? Also suchte der Heimatforscher und fand direkt daneben einen Sockel des Hofs, der seither sichtbar ist.
Letzte Erinnerung an Weiler
Wenn dies die Hoflinde war, muss sie also schon im 16. Jahrhundert hier gestanden haben. Sie ist demnach eine letzte Erinnerung an einen verschwundenen Weiler, der – wie manch andere Höfe und Weiler unserer Gegend – dem verheerenden Krieg zum Opfer gefallen ist, schreibt Büchele. Die Linde sei ein Beispiel dafür, dass die Natur langlebiger sein kann als das von Menschenhand Geschaffene.
Ein Faltblatt mit einer Wegbeschreibung, Erklärungen zur Landschaftsgeschichte und zu diesem Baum ist in den Rathäusern der Gemeinde Argenbühl beziehungsweise beim Heimatverein Ratzenried oder im Gasthaus Ochsen erhältlich. Informationen gibt es auch unter