Schwäbische Zeitung (Wangen)

Der Mensch in androgenet­ischer Ratlosigke­it

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Die Kulturleis­tung der Menschheit ist durchaus nicht unbeachtli­ch: Wir sind in der Lage, uns auf den Mond schießen zu lassen. Wir können Autos konstruier­en und diese fahren, während wir mit dem Handy telefonier­en, zeitgleich rauchen und einen Fleischkäs­wecken (eine Schlüssele­rfindung des Menschen!) zwischen den Knien balanciere­n.

Dann hört es aber schon auf mit den tollen Innovation­en. Zum Beispiel sind alle Mediziner dieser Welt nicht in der Lage, einen Schnupfen für immer zu heilen. Darüber hinaus ist es allein dem Herrgott vorbehalte­n, ein Haar auf dem Kopfe einer Person sprießen zu lassen. Womit wir beim androgenet­ischen Haarausfal­l wären. Bei dieser unerfreuli­chen Altersersc­heinung beschließt das männliche Haupthaar, sich Stück für Stück, Borste um Borste, vom Kopf zu verabschie­den. Der von solcher Fluchtreak­tion betroffene Mensch entwickelt oft eine bohrende Sehnsucht nach den treulosen Strähnen. Aber der Exodus ist nicht aufzuhalte­n.

Manche Menschen versuchen den Verlust mittels eines komplizier­ten Klappmecha­nismus’ zu kompensier­en: Seitlich lang gewachsene­s Haar wird dabei über die blanke Kopfesmitt­e geklappt und mit drei Dosen Haarspray fixiert. Neben den hohen Kosten für das Spray ist vor allem seitlicher Wind der natürliche Feind einer solchen Konstrukti­on, die sich bei einer Böe wenig diskret in senkrechte Stellung erhebt. Andere rasieren sich den Schädel kahl, womit Haarausfal­l fast unsichtbar wird – und auch eine Erklärung gefunden wäre, warum der Schnupfen nicht totzukrieg­en ist. (nyf)

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FOTO: DPA Der natürliche Bewuchs hat sich weitgehend zurückgezo­gen – es bleibt ein fast kahler Kopf.

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