Rund um die Uhr in Alarmbereitschaft
Ein Besuch auf der Rettungswache der Johanniter in Kißlegg
KISSLEGG - Das Unfallopfer auf der Liege hat einen gebrochenen Arm und Verletzungen im Halswirbelbereich. Fünf Sanitäter der JohanniterRettungswache aus Kißlegg sind mit dem Unimog an der Unfallstelle, verbinden den Arm, stützen den Kopf des Verletzten und machen ihn bereit für den Transport ins Krankenhaus. Doch keine Sorge: Der Person auf der Trage geht es eigentlich gut, sie ist Teil einer Übung der Johanniter, wie sie einmal wöchentlich so oder so ähnlich in der Rettungswache am Kißlegger Strandbad stattfindet.
Rund um die Uhr ist die Wache mit zwei hauptamtlichen Sanitätern besetzt. Wenn ihr Piepser, den sie immer bei sich tragen, geht, fahren sie los. Drei Mal ist der Rettungswagen an diesem Tag schon ausgerückt. Bei Notfällen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Verkehrsunfällen wird die Bereitschaft der Johanniter-Wache in Kißlegg alarmiert. Der Alarm kommt aus der Leitstelle in Ravensburg, wo alle Notrufe eingehen. Ein Kollege dort gibt dann den Unfallort auf einer Karte ein und errechnet den nächstgelegenen Rettungswagen, erklärt Florian Elwert, Rettungssanitäter und stellvertretender Bereitschaftsführer der Johanniter in Kißlegg. „Wenn der Wagen in Kißlegg der nächste zum Unfallort ist, gehen unsere Piepser sofort runter“, erklärt Elwert.
Dann geht alles schnell, meist sind die Sanitäter die ersten am Unfallort. Innerhalb von 15 Minuten müssen sie laut Vorschriften am Unfallort sein. Ein Notarzt kommt separat aus dem Krankenhaus. Bis dieser eintrifft, können die beiden Sanitäter die Verletzten bergen, erste Hilfe einleiten, Leute von der Straße oder aus Wohnungen holen. „Unser Wagen ist eine fahrende Intensivstation“, sagt Elwert. Ist der Patient vor Ort versorgt, fahren sie ihn entweder nach Wangen oder nach Ravensburg ins Klinikum, je nach Art der Verletzungen.
Viele ehrenamtliche Sanitäter
Auf der Fahrt zum Unfallort oder dann mit dem Patienten von Kißlegg nach Ravensburg etwa würde eine funktionierende Rettungsgasse die Arbeit das ein oder andere Mal erleichtern, erklärt der Rettungsassistent: „Viele bremsen auch sehr abrupt ab, wenn sie uns im Rückspiegel sehen.“
Vier Tage am Stück arbeitet Florian Elwert jeweils von 7 Uhr morgens bis 19 Uhr, abends kommt seine Ablöse für die Nachtschicht. Nach ein paar freien Tage geht für ihn dann der umgedrehte Turnus los und er wird die Kollegen der Tagschicht für die Nacht ablösen. Elwert selbst ist „eigentlich schon immer“bei den Johannitern aktiv, erst ehrenamtlich, seit fünf Jahren hauptamtlich. Die Ausbildung zum Rettungssanitäter hat er als Ehrenamtler in der Freizeit und an den Wochenenden absolviert. Zusammen mit seinem Kollegen, einem hauptamtlichen Notfallsanitäter, rückt der Rettungssanitäter nun bei Alarm aus. Beide können den Rettungswagen fahren und wechseln sich dabei ab. Insgesamt arbeiten 30 hauptamtliche Sanitäter für die Johanniter-Wachen in Kißlegg und Ravensburg zusammen. Alle Sanitäter kommen schichtweise auf beiden Wachen zum Einsatz.
Neben den hauptamtlichen Rettungs- und Notfallassistenten ist in Kißlegg auch eine recht große Gruppe von ehrenamtlichen Sanitätern aktiv: 20 kommen regelmäßig zu den Übungsabenden, erklärt Andreas Buck, Zugführer und Ansprechpartner für Katastrophenschutz: „Wir üben ständig für den Ernstfall. Denn wenn wirklich mal etwas passiert, muss alles klappen, dann muss jeder wissen, was zu tun ist.“Ein Event, bei dem die ehrenamtlichen Sanitäter aus Kißlegg jedes Jahr zum Einsatz kommen ist das Southside-Festival in Neuhausen ob Eck bei Tuttlingen. Hier sind die Kißlegger Johanniter eine von vielen Sanitäter-Gruppen. 2500 Verletzte werden dort etwa an dem einen Festival-Wochenende gezählt. „Da lernen die Sanitäter wirklich, wie man mit verletzten Personen umgeht,“sagt Buck. „Personen betreuen, beruhigen und versorgen, bei Betrunkenen bleiben, ein Protokoll schreiben – da kommt vieles zur Anwendung, was man übt.“
Bei so einem Festival mitzuarbeiten sei es auch, was den Zusammenhalt untereinander und zwischen den verschiedenen Johanniter-Gruppen stärkt, sagt Jasmin Frey, die die Jugendarbeit der Kißlegger Johanniter betreut. Momentan sind etwa zehn Kinder und Jugendliche aktiv dabei. Ein Höhepunkt sei das WorkshopWochenende, das sie regelmäßig mit der Jugendgruppe besucht. „Hier lernen die Jugendlichen etwa Erste-Hilfe am Kind oder am Tier oder die Rettung im Wasser. Sie erfahren einfach sehr viel medizinisches Wissen. Außerdem ist es toll, wenn sie die Gewissheit haben, helfen zu können, falls etwas in ihrem Umfeld passiert“, erklärt Jasmin Frey. Auch Übungen mit der Jugendfeuerwehr und überregionale Wettbewerbe stehen auf dem Programm.
„Ehrenamt ist Ehrensache“
Wer einmal angefangen hat, ob als Jugendsanitäter, als Schulsanitäter, als Ehrenamtler oder früher als Zivildienstleistender – der hört nicht mehr auf, ein Johanniter zu sein, sind sich die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Sanitäter in der Kißlegger Wache einig. Die Gemeinschaft und das Wissen, etwas Gutes zu tun, verbindet, sagt Andreas Buck: „Ehrenamt ist Ehrensache.“
Die ehrenamtlichen Sanitäter treffen sich nach der Sommerpause wieder jeden Donnerstag von 19 bis 21 Uhr auf der Rettungswache Kißlegg, Strandbadweg 2.