Zaun soll Trinkgelage stoppen
Wie die Stadt Ravensburg geplagten Anwohnern helfen will
RAVENSBURG - Die Stadt Ravensburg will die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Polizei gegen nächtliche Trinkgelage im Umfeld der Tankstelle in der Jahnstraße vorgehen kann. Die Lösung für die seit Jahren geplagten Anwohner rund um den Moltkeplatz könnte ein schlichter Zaun sein.
Das Partyvolk treibt die Nachbarn in der Südstadt in den Wahnsinn: Die Aral-Tankstelle in der Jahnstraße hat sieben Tage lang rund um die Uhr geöffnet. Damit ist sie ein optimales Alkoholversorgungszentrum. In den Nächten zwischen Donnerstag und Sonntag ist es laut den Betroffenen am schlimmsten, Feiernde halten sich im Umfeld der Tanke stundenlang auf. Ein Anwohner: „Diese Situation macht auf Dauer krank.“Von der Stadtverwaltung und von der Polizei fühlen sie sich alleine gelassen, sagen die Betroffenen.
Mit quietschenden Reifen, dröhnenden Auspuffanlagen und lauter Musik kommen die zumeist jungen Erwachsenen am späteren Abend, um sich mit Alkohol einzudecken. Praktisch für sie: Hinter der Tankstelle sind gemütliche Treppchen zum Sitzen, direkt gegenüber ist der Spielplatz, der permanent vom Feiervolk belagert wird. Kaum ein Tag, an dem es nicht zu erheblichen Belästigungen durch Lärm, Scherben, Schmutz und Körperausscheidungen jeglicher Art komme. Die Anwohner sind dazu auch schon Opfer von Sachbeschädigungen und Bedrohungen geworden.
Auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“hat die Stadtverwaltung Ravensburg jetzt mitgeteilt, dass sie an einer Lösung speziell für den Spielplatz am Moltkeplatz als „Brennpunkt“arbeite. Denn eigentlich gibt es auf Ravensburger Spielplätzen ein Aufenthaltsverbot nach 22 Uhr und ein Alkoholkonsumverbot. „Das Problem ist, dass ein Teil des Moltkeplatzes Kinderspielplatz ist und nicht abgegrenzt zur Grünanlage daneben ist“, sagt der städtische Pressesprecher Alfred Oswald. Das Tiefbauamt prüfe derzeit, ob der Spielplatz mit der Grünanlage gemeinsam eingezäunt wird. Das würde einiges ändern. Oswald: „Dann hätte auch die Polizei eine eindeutige Eingriffsgrundlage.“Sprich: Das Verbot, kein Alkohol auf Kinderspielplätzen ließe sich dann durchsetzen.
Der notwendige Sachbeschluss für diese Maßnahme ist für das letzte Quartal geplant. Die Arbeiten am Moltkeplatz könnten dann 2019 beginnen. Die Stadt weist aber gleichzeitig auch Vorwürfe der Anwohner zurück, sie sei trotz mehrerer Beschwerden und Ortstermine bislang untätig gewesen. So sei das Spielplatz-Karussell, das als nächtliche Sitzgelegenheit missbraucht wurde, vom Tiefbauamt nach Beschwerden umgehend abgebaut worden. Eine klare Beschilderung mit Regeln zur Benutzung des Spielplatzes (auch Alkoholverbot) ist ebenfalls vorhanden, sagt Oswald.
Auch mit dem Betreiber der Tankstelle habe die Stadt mehrere Gespräche geführt. Das bisherige Alkoholverkaufsverbot in der Nacht sei von dem Verantwortlichen eingehalten worden. Dieses ist vom Land allerdings aufgeboben worden. Seitdem haben nächtliche Ruhestörungen allgemein in Ravensburg stark zugenommen, sagt Oswald.
Die Tankstelle in der Jahnstraße hat keine Gaststättenkonzession, könne aber einen erlaubnisfreien Imbiss betreiben und durfte damit Flaschenbier verkaufen. Der Betreiber sei sehr kooperativ und habe auch schon verschiedene Maßnahmen getestet. Oswald: „Beispielsweise hatte er versuchsweise nachts nur einen Schalter geöffnet, da ging es dann aber noch ungeordneter auf dem Gelände zu.“Ebenso sei nach Absprache zeitweise auf den Verkauf von Flaschenbier verzichtet worden. Grundsätzlich habe das Ordnungsamt darüber hinaus kaum Möglichkeiten: Der Pächter sei sehr kooperativ, im Grunde könne man ihm auch nichts vorwerfen, weil die Störungen nicht von seinem Grundstück ausgingen.
Beklagt hatten sich die Nachbarn auch über die Polizei. Die Beamten kämen zwar, wenn man sie rufe, doch würden sie in der Regel nicht einmal die Personalien der nächtlichen Ruhestörer aufnehmen, Anzeige werde nicht erstattet. Kaum sei die Polizei weg, seien die Trinker wieder da, so ein Nachbar. Die zuständige Pressestelle der Polizei in Konstanz war zu keiner Stellungnahme bereit.
Jetzt ruhen die Hoffnungen der Anwohner auf einem Zaun.