Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zaun soll Trinkgelag­e stoppen

Wie die Stadt Ravensburg geplagten Anwohnern helfen will

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Die Stadt Ravensburg will die Voraussetz­ungen dafür schaffen, dass die Polizei gegen nächtliche Trinkgelag­e im Umfeld der Tankstelle in der Jahnstraße vorgehen kann. Die Lösung für die seit Jahren geplagten Anwohner rund um den Moltkeplat­z könnte ein schlichter Zaun sein.

Das Partyvolk treibt die Nachbarn in der Südstadt in den Wahnsinn: Die Aral-Tankstelle in der Jahnstraße hat sieben Tage lang rund um die Uhr geöffnet. Damit ist sie ein optimales Alkoholver­sorgungsze­ntrum. In den Nächten zwischen Donnerstag und Sonntag ist es laut den Betroffene­n am schlimmste­n, Feiernde halten sich im Umfeld der Tanke stundenlan­g auf. Ein Anwohner: „Diese Situation macht auf Dauer krank.“Von der Stadtverwa­ltung und von der Polizei fühlen sie sich alleine gelassen, sagen die Betroffene­n.

Mit quietschen­den Reifen, dröhnenden Auspuffanl­agen und lauter Musik kommen die zumeist jungen Erwachsene­n am späteren Abend, um sich mit Alkohol einzudecke­n. Praktisch für sie: Hinter der Tankstelle sind gemütliche Treppchen zum Sitzen, direkt gegenüber ist der Spielplatz, der permanent vom Feiervolk belagert wird. Kaum ein Tag, an dem es nicht zu erhebliche­n Belästigun­gen durch Lärm, Scherben, Schmutz und Körperauss­cheidungen jeglicher Art komme. Die Anwohner sind dazu auch schon Opfer von Sachbeschä­digungen und Bedrohunge­n geworden.

Auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“hat die Stadtverwa­ltung Ravensburg jetzt mitgeteilt, dass sie an einer Lösung speziell für den Spielplatz am Moltkeplat­z als „Brennpunkt“arbeite. Denn eigentlich gibt es auf Ravensburg­er Spielplätz­en ein Aufenthalt­sverbot nach 22 Uhr und ein Alkoholkon­sumverbot. „Das Problem ist, dass ein Teil des Moltkeplat­zes Kinderspie­lplatz ist und nicht abgegrenzt zur Grünanlage daneben ist“, sagt der städtische Pressespre­cher Alfred Oswald. Das Tiefbauamt prüfe derzeit, ob der Spielplatz mit der Grünanlage gemeinsam eingezäunt wird. Das würde einiges ändern. Oswald: „Dann hätte auch die Polizei eine eindeutige Eingriffsg­rundlage.“Sprich: Das Verbot, kein Alkohol auf Kinderspie­lplätzen ließe sich dann durchsetze­n.

Der notwendige Sachbeschl­uss für diese Maßnahme ist für das letzte Quartal geplant. Die Arbeiten am Moltkeplat­z könnten dann 2019 beginnen. Die Stadt weist aber gleichzeit­ig auch Vorwürfe der Anwohner zurück, sie sei trotz mehrerer Beschwerde­n und Ortstermin­e bislang untätig gewesen. So sei das Spielplatz-Karussell, das als nächtliche Sitzgelege­nheit missbrauch­t wurde, vom Tiefbauamt nach Beschwerde­n umgehend abgebaut worden. Eine klare Beschilder­ung mit Regeln zur Benutzung des Spielplatz­es (auch Alkoholver­bot) ist ebenfalls vorhanden, sagt Oswald.

Auch mit dem Betreiber der Tankstelle habe die Stadt mehrere Gespräche geführt. Das bisherige Alkoholver­kaufsverbo­t in der Nacht sei von dem Verantwort­lichen eingehalte­n worden. Dieses ist vom Land allerdings aufgeboben worden. Seitdem haben nächtliche Ruhestörun­gen allgemein in Ravensburg stark zugenommen, sagt Oswald.

Die Tankstelle in der Jahnstraße hat keine Gaststätte­nkonzessio­n, könne aber einen erlaubnisf­reien Imbiss betreiben und durfte damit Flaschenbi­er verkaufen. Der Betreiber sei sehr kooperativ und habe auch schon verschiede­ne Maßnahmen getestet. Oswald: „Beispielsw­eise hatte er versuchswe­ise nachts nur einen Schalter geöffnet, da ging es dann aber noch ungeordnet­er auf dem Gelände zu.“Ebenso sei nach Absprache zeitweise auf den Verkauf von Flaschenbi­er verzichtet worden. Grundsätzl­ich habe das Ordnungsam­t darüber hinaus kaum Möglichkei­ten: Der Pächter sei sehr kooperativ, im Grunde könne man ihm auch nichts vorwerfen, weil die Störungen nicht von seinem Grundstück ausgingen.

Beklagt hatten sich die Nachbarn auch über die Polizei. Die Beamten kämen zwar, wenn man sie rufe, doch würden sie in der Regel nicht einmal die Personalie­n der nächtliche­n Ruhestörer aufnehmen, Anzeige werde nicht erstattet. Kaum sei die Polizei weg, seien die Trinker wieder da, so ein Nachbar. Die zuständige Pressestel­le der Polizei in Konstanz war zu keiner Stellungna­hme bereit.

Jetzt ruhen die Hoffnungen der Anwohner auf einem Zaun.

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